CI / CD… was?!

Schon länger sind mir die willkürlichen Schriftarten, die verstaubte Sprache und die schlechte Werbung der Jungschützen Lanzenhäusern ein Dorn im Auge. Es müsste einfache Regelungen geben, die den Verfasser*innen helfen, die Dokumente schnell und schön zu gestalten. Aber ein CI / CD für einen Verein zu erstellen ist wohl etwas over the top. Oder?

Da mich dieser Gedanke nicht mehr los lies, musste ich es einfach versuchen. Ich kann schliesslich dabei nur lernen und nichts verlieren.
Aus einer Schnappsidee wurde ein Projekt.

Ich erstellte das erste Corporate Design inklusive Wording für die Jungschützen Lanzenhäusern, einzig das alte Logo blieb bestehen.
Um dem all bekannten Vereinssterben entgegen zu wirken, habe ich ein Kommunikationskonzept erstellt und anhand diesem einen Instagram-Kanal für die Jungschützen Lanzenhäusern ins Leben gerufen.
Für die physische Werbung habe ich auch ein neues Plakat für die Ausschreibung des Kurses vom nächsten Jahr erstellt. Ein Vorher – Nachher Vergleich möchte ich euch ersparen, das alte Plakat war schon vor 20 Jahren alt.

Der Weg zu den verschiedenen Produkten war nicht immer einfach, dazu könnt ihr mehr in meiner Kritik lesen.
Ich möchte es aber nicht unterlassen, euch meine wichtigsten Learnings für die Kommunikation eines Vereines in Form von sechs Tipps weiter zu geben:

(ash)

Idee

Copy / Paste ist seit Jahren das Credo wenn es bei den Jungschützen Lanzenhäusern um Gestaltung von Plakaten, Terminlisten oder anderen Dokumenten geht. Da ich Hilfsleiterin bin, konnte ich das nicht mehr länger mit ansehen. Und entschied, Gestaltungsgrundlagen für die Kommunikation der JS Lanzenhäusern zu erstellen. Ziel war es zudem ein Instagram-Kanal für die JS ins Leben zu rufen. Mit persönlichen Anwerbungsschreiben kommt man heute nicht mehr wirklich zu neuen Jungschütz*innen. Social Media sollte hier Abhilfe schaffen.

Umsetzung

Kommunikationskonzept
Von Beginn an war mir klar, dass ich nicht einfach mit 180° neuen Ideen ankommen kann, und diese dem Vorstand unterbreiten. Daher begann mein Projekt mit einer Umfrage, die sich an Jugendliche aus der Region Schwarzenburg richtete. Ich wollte herausfinden, wie wichtig ihnen Social Media ist, welche Kanäle sie nutzten und ob sie überhaupt schon jemals von den JS Lanzenhäusern gehört hatten. Die Auswertung der Umfrage diente als Grundlage für mein Kommunikationskonzept und ist in dessen Anhang aufgeführt.
Damit ich ein gutes Konzept erstellen konnte, musste ich mich zu erst etwas in die Theorie einlesen. Was gehört in ein Kommunikationskonzept? Was bedeutet Distribution? Wie definiere ich meine Ziele sinnvoll? All diesen und noch vielen weiteren Fragen habe ich mich gestellt. Nach dem Einarbeiten in die Theorie konnte es dann endlich los gehen. Ich habe einen Konkurrenzvergleich gemacht und unsere Ziele sowie die Zielgruppe in Form einer Persona definiert. Das Kommunikationskonzept soll eine Hilfestellung für Kommunikationsmassnahmen darstellen. Bei der Kommunikation sollen die definierten Ziele, sowie die Persona im Zentrum stehen. Dieser Aspekt musste ich dem Jungschützenleiter etwas genauer erklären. Für ihn macht User-orientierte Kommunikation nur bedingt Sinn. Nach einigen Diskussionen hat er aber Sinn und Zweck verstanden und auch in den Instagram-Kanal eingewilligt.

CI / CD
Parallel entwickelte ich das CI / CD. Natürlich ist dieses nicht ganz so ausführlich, wie es das bei einem Unternehmen ist. Ich habe mich auf das Design sowie das Wording fokussiert. Dazu musste ich mich wieder etwas in meine Unterlagen von Mediengestaltung 2 einlesen. Mir war wichtig, dass ich das so korrekt wie möglich umsetzte. Zudem habe ich mich etwa auf den Webseiten der Konkurrenz umgeschaut und mich auf Pinterest inspirieren lassen.
Das Logo ist ein Klassiker, zudem haben wir erst vor wenigen Jahren eine neue Standarte mit diesem Logo erstellt, daher war klar, dass das Logo bestehen bleiben soll. Da wir seit 5 Jahren navy-farbene T-Shirts haben, und auch die Schützengesellschaft Lanzenhäusern navy einsetzt, war mir auch klar, dass ich diese Farbe aufnehmen möchte. Mit Hilfe des Moodboards entwickelte ich dann noch 2 weitere Farben, die als Sekundärfarben eingesetzt werden können und sich gegenseitig gut ergänzen. Bei der Schriftart setzte ich auf eine moderne und gut lesbare Schrift. Hier machte ich bereits den ersten Fehler. Nachdem ich die Gestaltungsgrundlagen ein erstes Mal dem Jungschützenleiter gezeigt hatte, habe ich gemerkt, dass er wohl nicht weiss, wie Schriften aus dem Internet herunterzuladen und diese ins Word einzubinden. Somit habe ich eine weitere Schriftart definiert, die standartmässig in Word installiert ist.
Auch das Wording ist Andreas zu erst etwas zu modern gewesen, vor allem das Gender-* hat ihm nicht gepasst. Ich konnte ihn dann aber überzeugen, dass dies die Zukunft ist und wir auch bei den Schütz*innen dem offen gegenüber stehen müssen.
Nach dieser Besprechung habe ich das CI / CD überarbeitet und angepasst. Ich war nicht mit jeder Änderung 100% einverstanden, musste mir aber sagen, dass das bei einem Kunden auch nicht der Fall ist.

Kommunikationsmassnahmen
Anhand des Kommunikationskonzeptes habe ich dann die Erstellung des Instagram-Kanals sowie eines neuen Plakates geplant. Leider macht mir hier Corona einen Strich durch die Rechnung. Wir konnten zwar den Schiessbetrieb wieder aufnehmen und die Kurstage durchführen, aber die Helferanzahl musste aufs Minimum beschränkt werden. Somit hatte ich noch nicht wirklich eine Gelegenheit, tolle Fotos für den Instagram-Kanal zu produzieren. Das werde ich aber bald nachholen und dann kann unsere Kanal so richtig durchstarten.
Die Wichtigkeit des Plakates, als Werbemittel, erschloss sich mir nicht wirklich. Ich bin mir sicher, dass dies nicht mehr zeitgemässe Werbung ist und Jugendliche damit nicht erreicht werden. Andreas bestand aber darauf und dementsprechend habe ich auch einige Entwürfe für ein neues Plakat erstellt.
Hier einigten wir uns schnell auf den oben aufgeführten Entwurf.

Learnings

  • Immer daran denken, dass das CI / CD nicht von einer Marketingabteilung genutzt wird! Sowohl die Schriften als auch die Farben musste ich für reine MS Office Nutzer zugänglich machen. Adobe steht den wenigsten zur Verfügung.
  • Lifere nid lafere! Ich habe gemerkt, dass Umsetzungen und Begründungen für Laien unabdingbar sind. Solange ich einfach nur vom CI / CD oder der Wichtigkeit eines Instagram-Kanals gesprochen habe, wurde ich nicht wirklich ernst genommen. Die Entwürfe und Befragung halfen, mein Vorhaben zugänglich zu machen.
  • Ein Verein braucht nicht alles! Zu Beginn war ich fast etwas übermotiviert, studierte an möglichen Werten und Visionen herum, bis ich merkte, dass ein Verein das nicht braucht. Ich musste aus all der Theorie nur das heraus suchen, was für einen Verein wirklich auch sinnvoll ist.

Fazit

Nach den vielen Stunden planen, umsetzten und überarbeiten bin ich sehr zu frieden mit meiner Arbeit. Ich habe für mich sehr viel gelernt, unter anderem auch, die einzelnen Konzeptbausteine richtig zu verstehen. Zudem habe ich einmal mehr gemerkt, dass es etwas anderes ist, wenn ich ein Projekt für jemanden machen, als wenn ich einfach etwas für mich produziere. Nun freue ich mich, den Instagram-Kanal der JS Lanzenhäusern aufleben zu lassen und die Gestaltungsgrundlagen dem Jungschützenleiter und dem Vorstand der SG Lanzenhäusern zu präsentieren, wer weiss, vielleicht übernimmt die SG ja einige Kompnente.