Cardistry in Super Slow Motion?

Cardistry in Super Slow Motion?

Nicht wirklich. Leider hatte ich keine Kamera zur Hand, welche tausende Bilder pro Sekunde aufnehmen kann. Software erlaubte es mir aber, das begeisternde Spiel mit den Karten trotzdem in Superzeitlupe abzubilden.

Auf einem Geburtstagsfest habe ich Iven beim Spiel mit Karten beobachtet. Er hat diese richtig cool gemischt und in seinen Fingern gedreht. Ich war sofort hell begeistert davon. Es sah so einfach und unglaublich spektakulär aus. Also habe ich ihn mit Fragen gelöchert und das erste Mal von Cardistry erfahren – der Kunst, Spielkarten auf beeindruckendste Art und Weise zu mischen, in die Luft zu werfen und andere aussergewöhnliche Kartenbewegungen durchzuführen.

Drei Wochen später studierte ich an einer Videoidee herum. Ich wollte die volle Bildrate von 240 Bildern pro Sekunde meiner Kamera ausnützen und mithilfe von Software den Zeitlupeneffekt weiter verstärken. Ich erinnerte mich an Iven und Cardistry und wusste sofort, dass dies der perfekte Inhalt des Experiments sein würde. Iven war dabei und es entstand folgendes Video:

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(dbo)

Vorbereitung

Auf die Idee für dieses Projekt kam ich, als ich über ein Video auf YouTube stolperte. Ich war begeistert von den Super Slow Motion Aufnahmen, gemacht mit einer gewöhnlichen Videokamera. Ich recherchierte die Machart des Videos und stellte fest, dass ich alle Mittel dazu hatte, den Effekt nachzuahmen.

Also experimentierte ich in einem einfachen Setting mit den Kameraeinstellungen. Für den Effekt war es nötig, das Video mit der höchstmöglichen Bildrate aufzunehmen und dabei auch eine möglichst kleine Verschlusszeit zu wählen. Dies führte zu praktisch keinem Motion Blur, also scharfen Bildern trotz viel Bewegung. Ich filmte mit einer Verschlusszeit von 1/4000 und merkte sofort, dass für den Dreh eine Unmenge an Licht nötig werden würde, da die Aufnahmen sehr dunkel wurden. In einem zweiten Schritt testete ich die Software. Ich arbeitete mit DaVinci Resolve, was dank einer neueren Funktion die Berechnung von zusätzlichen Zwischenbildern zur weiteren Verlangsamung des Videos hervorragend beherrscht. Beim Test wurde mir auch klar, dass der Effekt nicht mit allen Bewegungen gut funktionieren würde und dass ein ruhiger Hintergrund Voraussetzung für eine möglichst Artefakten freie Berechnung sein würde.

Mit diesen Erkenntnissen plante ich den Dreh im Studio der FHGR.

Umsetzung

Das Setting bestand aus einem weissen Tisch, einem schwarzen Hintergrund und viel Licht. Sehr viel Licht und doch zu wenig. 5 LED Panels mit 100 % Output reichten nicht aus. Ich musste Kompromisse in den Kameraeinstellungen eingehen und mit einer kürzeren Verschlusszeit, höherem ISO-Wert ein trotzdem eher dunkles Bild aufnehmen. Auch konnte ich nicht mit Diffusoren arbeiten, weil so weiteres wichtiges Licht verloren gegangen wäre. Doch das Setting stand und ich konnte mit Iven den Ablauf vom Videodreh absprechen.

Wir drehten spontan ein Move nach dem anderen. Da ich gezwungenermassen mit Blende 1.8 filmen musste, war der Schärfebereich sehr klein und wir mussten die Shots zigmal wiederholen, bis meine manuelle Fokussierung einigermassen okay war. Mein Ziel war es, mit ruhigen, schnellen Kamerabewegungen das Kartenspiel möglichst spektakulär aussehen zu lassen. Dies war nicht einfach.

Im Schnitt beschäftigte ich mich vorwiegend mit dem Kreieren von Speedramps passend zur Musik. Dies machte super Spass, benötigte aber auch einiges an Zeit. Dank der Software konnte ich die Videos zusätzlich nochmals bis zu 10x verlangsamen. Die Ergebnisse beeindruckten mich und waren meiner Meinung nach nur nach bewusstem, genauerem Betrachten als computergenerierte Bilder zu entlarven. Aufgrund der mässigen Lichtbedingungen gab es auf den Aufnahmen ein starkes Rauschen. DaVinci sei Dank konnte ich dieses ziemlich gut entfernen.

Fazit & Learnings

Das gesamte Projekt war für mich eine Herausforderung, bei der ich vieles lernen und vertiefen durfte. So konnte ich das TV-Studio und Beleuchtung von der FHGR ausgiebig ausprobieren. Zudem arbeitete ich erstmals mit DaVinci Resolve.

Bei einem nächsten Projekt dieser Art würde ich mir das Lichtkonzept nochmals neu überlegen. Wahrscheinlich müssten grössere Geschütze aufgefahren werden. Weiter würde ich Audio auch mitaufnehmen. Ergänzt mit zusätzlichen, gezielten Geräuschaufnahmen wäre dies eine gute Grundlage für ein interessantes Sounddesign. Dieses fehlt bei mir komplett.

Die Arbeit mit DaVinci Resolve hat sehr Freude gemacht. Ich werde diese mächtige Software in Zukunft sicher vermehrt einsetzen. Einziger Fehler war, dass ich mit der Public Beta gearbeitet habe. Fast wäre mir dies zum Verhängnis geworden. Nach einer Aktion im Schnittprogramm stürzte dieses ab und das Projekt liess sich nicht mehr öffnen. Dank eines Backups konnte ich glücklicherweise weiterarbeiten.

An dieser Stelle geht ein grosses Dankeschön an Iven, der einzelne Moves unzählige Male wiederholen musste, weil der Kameramann die Aufnahme immer noch nicht ganz scharf hinbekommen hat.. 😀