Brandmates – Ein Experiment fiktiver Markenfusionen

Im Projekt erforsche ich das Potenzial ungewöhnlicher Markenfusionen, die durch kreative Ansätze und dem Einsatz von A.I. unterstützt werden. Mich interessiert, wie Marken und Kunst aus unterschiedlichen Branchen – rein hypothetisch – miteinander interagieren können, um gemeinsam Produktkampagnen zu gestalten, die visuell und inhaltlich stimmig wirken. Dabei möchte ich die Grenzen von traditionellen Kooperationen überschreiten, die auch scheinbar unzusammenhängende Produktkategorien einbeziehen.

Ich setze dabei auf experimentelle und spekulative Kollaborationen, die von KI-generierten, unkonventionellen Bildwelten unterstützt werden und von realen Kampagnen inspiriert sind. Diese visuellen Ansätze eröffnen neue Perspektiven und beeinflussen sowohl die Ästhetik als auch die Wahrnehmung der Marken.

Im Rahmen des Projekts entwickelte ich fünf fiktive Markenkollaborationen, die eine Balance zwischen künstlerischem Experiment und strategischem Branding anstreben. Storytelling und touch points bilden hier eine Basis für imaginäre Kollaborationen – Jede «Brand Collab» wird als eine Art Symbiose betrachtet, die neue Perspektiven eröffnet und Platz für Innovation und Ideen bringt. 

Das Projekt habe ich bewusst offen, experimentell und spekulativ angelegt, um kreative Freiräume zu schaffen. Gleichzeitig analysiere ich die Dynamik zwischen Marken und untersuche den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf Branding- und Marketingprozesse.

APPLE X LEGO: Beide Kultmarken stehen für kreative Freiheit – die eine durch Technologie, die andere durch spielerisches Bauen. LEGO fördert Ideenreichtum im Analogen, Apple ermöglicht ihn im Digitalen. Spannend ist, dass beide eine klare Formsprache teilen: minimalistisch, funktional und durchdacht. In meiner Vorstellung verbinden sie sich in einer spielerischen, aber funktionalen Zusammenarbeit – etwas, das Kindheitserinnerungen mit moderner Technik verknüpft und Lust macht, einfach loszulegen.

LUFTHANSA X YVES KLEIN: Schon irgendwie ikonisch, dieses Blau – Yves Klein hat mit seinem “International Klein Blue” nicht einfach nur eine Farbe geschaffen, sondern ein Gefühl von Unendlichkeit und Himmel. Bei Lufthansa steht die Markenfarbe für Vertrauen, Sicherheit und Freiheit. Zwei Welten, die auf ihre eigene Weise dasselbe ausdrücken: Weite und Vision. Mich hat Lufthansas Zusammenarbeit mit dem Künstler Stefan Marx dazu inspiriert, eine solche künstlerische Verbindung mit der Luftfahrt weiterzudenken. Mit einer virtuellen Kollaboration versuche ich diese Parallelen visuell aufgreifen – reduziert, klar und natürlich in Blau.  

HEINZ X VITRA: Vitra steht für zeitloses, funktionales Wohndesign – Heinz für ikonische Saucen und echten Kultfaktor. Was sie verbindet? Qualität, Wiedererkennung und eine klare visuelle Sprache. Meine Idee hier: eine Möbelkollektion, inspiriert von den sanften Kurven, glossy Texturen und satten Farben wie dem Ketchup-Rot von Heinz. Die klare Formensprache von Vitra trifft auf die Farbwelt von Heinz – und daraus entsteht etwas Neues, frisches.

NOBU X MoMA: Mein Gedanke für diese fiktive Kollaboration war, ein visuelles und sensorisches Erlebnis zu schaffen bei dem Essen nicht nur schmeckt, sondern wie ein Kunstwerk inszeniert wird. Inspiriert von den Werken des Museums of Modern Art (MoMA), entstehen Gerichte, die wie Exponate wirken. Beide Marken stehen für einen Mix aus Tradition und Innovation: Nobu mit seiner minimalistischen, stilvollen Küche, das MoMA mit seinem klaren, modernen Kunstanspruch. Gemeinsam ergibt das ein Zusammenspiel, bei dem Geschmack und Kreativität im Mittelpunkt stehen.

DIOR X OREO: Mode trifft Snack – zwei weltbekannten Marken, die überraschend gut zusammenpassen: Dior steht für Luxus und Eleganz, Oreo für nostalgischen Geschmack, Spass und Kult. Beide sind stark wiedererkennbar und erzählen starke Geschichten auf ihre eigene Art. Meine Idee war eine simple Capsule Collection, in der Diors edler Stil mit Oreos typischer S/W-Optik verschmilzt. Accessoires im Cookie-Style, aber mit der Eleganz von Dior – also verspielt, aber hochwertig. Eine Mischung aus Fashion und Popkultur.


*Die Werke wurden im Rahmen eines nicht-kommerziellen, experimentellen Studienprojekts erstellt und verfolgt keinen kommerziellen oder gewerblichen Zweck.

(abb)

Idee & Umsetzung

Fotografie war für mich schon immer etwas sehr Persönliches – ein Handwerk mit Gefühl, Intuition und Zeit. Deshalb war ich (und bin es noch immer) skeptisch gegenüber KI-generierten Bildern. Trotzdem wollte ich mich der Herausforderung mal stellen – sowohl das richtige Prompten als auch der kreative Umgang mit KI. Einerseits war es ein Experiment, andererseits auch der Versuch, die künstliche Intelligenz und meine eigenen gestalterischen Möglichkeiten zu challengen.

Ich entschied mich für MidJourney, um erste Bildexperimente zu starten. Dabei war vor allem eines entscheidend; und zwar die Sprache der KI zu lernen. Ich testete viele Prompts, spielte mit Begriffen, verfeinerte Beschreibungen. Je klarer und detaillierter meine Anweisungen uns Stilreferenzen, desto besser wurden die Ergebnisse. Begriffe wie “hyper realistic“, “natural lighting“ oder genaue Angaben zu Kamera, Linse, Perspektive, Material, Bildaufbau, Mood und Color Grading halfen mir, Bilder zu kreieren, die meiner Vorstellung entsprachen. Oft nutzte ich Chatgpt parallel, um die Prompts noch gezielter zu formulieren. Die finalen Visuals habe ich dann in InDesign in passende Layouts und kleine Markenwelten übersetzt.

Im Alltag begann ich, mir fiktive Markenkollaborationen vorzustellen: Welche Marken würden stilistisch gut zusammenpassen? Welche Kombinationen wären visuell spannend, oder ganz undenkbar? Besonders fasziniert hat mich, wie frei die KI mit Raum, Licht und Materialität umgehen kann – fast grenzenlos. So entstanden fiktive Produkte oder Installationen, die doch noch erstaunlich real wirkten.

Für jede der entstandenen Markenkollaborationen habe ich im Anschluss auch grafisch am Feinschliff gearbeitet. Dabei habe ich mich von realen Kampagnen inspirieren lassen – etwa bei der Wahl von Layouts, Farben, Typografie oder Claims. Ziel war es, die fiktiven Ideen so stimmig wie möglich wirken zu lassen, fast so, als wären sie Teil einer echten Markenwelt. 

Learnings

Vor allem Geduld habe ich aus diesem Projekt mitgenommen. Wer mit KI arbeitet, braucht ein feines Gespür für Details – aber auch die Bereitschaft, die eigene Perfektion loszulassen. Ich hatte bereits klare Vorstellungen davon, wie die visuellen Fusionen aussehen sollten, was den Dialog mit der KI zu einer echten Challenge machte. Man kann mit KI viel kontrollieren, aber eben nicht alles. Und manchmal liegt gerade in den unerwarteten Ergebnissen der grösste Reiz. Besonders schwierig finde ich die Darstellung von Menschen: Oft fehlt Ausdruck, Tiefe oder einfach Leben. Hände und Gesichter wirkten schnell künstlich oder verzerrt. Deshalb habe ich mich bewusst entschieden, grösstenteils auf menschliche Figuren zu verzichten.

Ich habe schnell gemerkt, dass Prompting ein kreativer, aber auch endloser Prozess sein kann. Nicht jedes Ergebnis ist brauchbar, und nicht jede Idee führt zum Ziel. Manches funktionierte auf Anhieb, vieles musste ich mehrfach überarbeiten oder ganz loslassen. Insgesamt habe ich acht fiktive Markenfusionen entwickelt – einige davon wirkten im Gesamtbild nicht stimmig genug und wurden dann aussortiert. Dieser selektive Prozess war herausfordernd, aber wichtig, um am Ende eine klare und überzeugende Auswahl zu treffen.

Am Ende war das Projekt für mich eine spannende Mischung aus Experiment, Designprozess und Perspektivenwechsel. Und der Beweis, dass KI ein Werkzeug sein kann, das nicht ersetzt, sondern ergänzt. Wenn man es mit Vorstellungskraft kombiniert. Für mich war es spannend zu sehen, wie KI neue kreative Räume eröffnet – weit über das Gewohnte hinaus. Mit dem richtigen Gespür und gezieltem Einsatz scheint für Marken fast nichts mehr unmöglich.