Baggage Claim – The End

Unser Podcast ging dieses Semester in die zweite Runde – und ist leider schon bald wieder vorbei. Warum dieser Podcast das beste Projekt ist, das uns je hätte passieren können, erfährst du hier.

Das Dating-Leben ist oft mit vielen Hürden verbunden. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass uns manchmal sogar fast dieselben Probleme beschäftigen – mit dem Unterschied, dass die persönlichen Meinungen je nach Thema teilweise völlig auseinandergehen. Dem wollen wir auf den Grund gehen: Im Podcast «Baggage Claim» erzählen junge Menschen von ihren Erfahrungen und teilen mit uns ihre Gedanken, indem sie ihre lustigen Geschichten, Sorgen und Erlebnisse wie eine emotionale Last bei der Gepäckausgabe am Flughafen (wenigstens für einen Moment) ablegen und mit uns teilen können.

Der Ansporn für dieses Projekt: Unser Privatleben. Wir – damals eine frischgebackene Single-Frau, die eigentlich lieber in einer Beziehung wäre, und eine zweite Single-Frau, die wiederum nicht glücklicher mit ihrer Situation sein könnte – fanden uns immer in wilden Gesprächen über unser Dating-Leben und in verzwickten Situationships wieder. Irgendwann beginnt man sich die Frage zu stellen, ob es anderen gleich ergeht oder ob man in gewissen Aspekten einfach völlig abnormale Ansichten hat. Und da helfen auch Gespräche mit vertrauten Menschen aus dem Umfeld nicht weiter, sondern es bedarf Persönlichkeiten unterschiedlicher Altersklassen, Geschlechter, Bildung, usw. Unser Podcast «Baggage Claim» ermöglichte es uns, zu zweit oder mit tollen Gästen über Themen wie Beziehungen, Dating, das Single-Leben und Freundschaften zu diskutieren.

Die Idee

Die Idee des Podcasts kam uns bereits vor ziemlich genau einem Jahr, doch die damalige Corona-Situation erschwerte uns den Einstieg extrem. Aus diesem Grund fiel der Startschuss dann im Februar 2021. Es folgten alle drei Wochen eine neue Folge bis im Juni. Nach einer kurzen Sommerpause und einigen herzerwärmenden Nachrichten von unseren ZuhörerInnen entschieden wir uns dann, unser Herzensprojekt weiterzuführen. Entstanden sind noch vier weitere Episoden, welche alle mit viel Herz und Elan produziert wurden.

Das Tollste daran: Wir mussten vor allem zu Beginn des Podcasts aus unserer Komfortzone ausbrechen und haben uns gegenseitig ins kalte Wasser geschmissen. Dabei haben wir nicht nur extrem viel über Podcasts und alle technischen Zusammenhänge kennengelernt, sondern vor allem über uns selber. Wir haben gelernt, dass wir mit gewissen Sorgen und Problemen im Leben nicht alleine sind – und dass es da draussen Menschen gibt, die das auch hören müssen. Nur wenn wir offen über Probleme sprechen, können wir das Stigma brechen. Wir haben in unserem Podcast gelacht, geflucht (vor allem Šejla), geweint (vor allem Aline), oder einfach geschwiegen (obwohl letzteres für unseren Podcast unbrauchbar war).

Rebranding

In diesem Semester haben wir auch ein bisschen Rebranding gemacht. Die Instagram Posts wurden nämlich etwas gepimpt – neu sieht unser Feed (ganz nach Šejlas Geschmack) viel dunkler und eleganter aus. Das Farbschema und die Content Idee haben wir beibehalten, jedoch auf lediglich zwei Posts pro Episode reduziert.

Unseren Account findet ihr hier: https://www.instagram.com/baggageclaim_podcast/

Danke!

Und wir haben unglaublich viele neue Leute kennengelernt: Fremde, die uns ihre Nachrichten zu Episoden geschickt und mit uns ihre Geschichte geteilt haben. Menschen, die sich von Herzen bei uns für unsere Offenheit und den Mut bedankt haben. Menschen, die uns Tipps auf den Weg mitgegeben haben, welche ihnen dazumal geholfen haben, aus einer bestimmten Situation herauszukommen. Danke an dieser Stelle, dass ihr stets zu uns gehalten und fleissig unseren Podcast gehört habt.

Es hat uns nämlich überrascht, dass unser «Publikum» fast zur Hälfte männlich war, also ziemlich ausgeglichen und nicht, wie wir anfangs erwartet hatten, überwiegend weiblich. Ausserdem ist erfreulich, dass wir nicht nur 23-27-Jährige erreichen konnten, sondern auch viele ü18-22 und sogar einige über 30.

We claimed our baggage. Did you?

Falls du noch nie etwas von unserem Herzensprojekt gehört hast oder einige Folgen verpasst hast, laden wir dich gerne dazu ein, ganz unbeschwert reinzuhören. Bestimmt findest du unter den zwölf Episoden eine, die dich anspricht. Als Vorgeschmack findest du nachfolgend (oder bei anderen Anbietern) unsere zweitletzte Folge:

Bei Fragen oder Anregungen kannst du uns gerne jederzeit auf unserem Instagram-Account schreiben oder uns eine persönliche Nachricht schicken. Share some love – wir freuen uns über jeden Input, jedes Anliegen oder auch jede Rückmeldung. Take care!

(ash)

Ideenfindung
Neue Staffel, neues Vergnügen. Eigentlich hatten wir ja abgeschlossen mit dem Thema. In der letzten Episode vom Juni haben wir  uns sogar von unseren Zuhörern verabschiedet. Das Semester hat angefangen und irgendwann kam natürlich das Thema «Digezz» wieder auf. Wir haben immer wieder um den heissen Brei herumgeredet, bis dann eine von uns meinte:

«Jo aber… wie wärs wenn mer eifach witermached?»

«Bro i würs bös fühle!»

«Machemer???»

«JOOO!!»

So ging’s dann auch schon weiter!

Wir haben uns, dank unserer vielen Stunden im Tonstudio, sehr in die Rolle der Podcasterinnen eingefunden und wussten auch etwa, wie es für uns thematisch weitergehen soll. Es war klar, dass wir nicht ewig über das Dating sprechen konnten, weshalb wir  uns vorgenommen haben, einige neue Themen aufzugreifen. Unter anderem haben wir auch eine gesamte Episode zu Mental Health gemacht, welche uns beiden sehr am Herzen liegt. Wir sprachen offen darüber, was uns belastet, wo wir Probleme im Alltag sehen und haben auch sehr viel Feedback dazu erhalten. Hörer haben sich gemeldet und uns von ihren eigenen Problemen erzählt, einige haben sich für die offene Kommunikation bedankt und andere konnten uns sogar Tipps geben.

So sehr es uns auch bewusst war, dass das Dating nicht auf ewig Gesprächsstoff liefern wird, sind wir immer wieder zurück zu diesem Thema gekommen. Es tauchten neue Fragen auf, wir haben Umfragen auf unserem Instagram Kanal geschalten und durften auch wieder zwei Gäste im Studio willkommen heissen.

Unsere Themen dieser Staffel waren folgende:

  • News im Leben von Aline und Šejla
  • Manifestation
  • Wir haben uns selbst an der Nase genommen und über unsere Fehler gesprochen
  • Freundschaften zwischen Mann und Frau
  • Wie kommen wir los von unseren Exen?
  • Dating-Tipps unserer Gäste
  • Go’s und No Go’s beim Daten
  • Eifersucht in der Beziehung
  • Freundschaftsdynamik
  • Tinder (wie immer)
  • Mental Health
  • Therapie
  • Angstzustände, Depressionen, Dissoziation und vieles mehr

Umsetzung:
Wir wussten noch aus der ersten Staffel, dass der Aufwand relativ gross sein wird. Und doch kann man als Aussenstehender sich oft gar nicht vorstellen, wie viel Herzblut und Zeit in einem solchen Projekt steckt. Einerseits mussten im Voraus spannende Gesprächsthemen gefunden, dann die Termine festgelegt und das Radiostudio jedes Mal durch das Notfallteam bewilligt werden. Auch die Anreise von unserem Zuhause nach Chur war ein Zeitfresser. Und natürlich die Postproduction im Allgemeinen: Vom Planen des Themas bis hin zur regelmässigen Instagram-Distribution, Anfahrt und zum Schnitt mit hin- und herschicken – da können pro Episode schon einmal 16 Stunden pro Nase aufgewendet werden. Wir mussten aufgrund der Mono-Aufnahme teilweise alle 2 Sekunden einen Cut machen und den Ton anpassen, da er je nach Anzahl Personen im Raum und nach Lautstärke zu Clippings führte. Hier eine genaue Zeitberechnung, welche wir pro Episode und pro Person im Schnitt aufgewendet haben:

Fahrt: 5h (bis Chur und zurück)
Vorbereitung: 2h
Aufnahme: 3h
Schneiden: 5h
Instagram und Upload Anchor: 1h
Total: 16h pro Episode (pro Person)

Was wir auch nicht ausser Acht lassen dürfen: Unsere DM’s. Uns haben ständig Nachrichten unserer Hörer erreicht, woraus dann ganze Gespräche und Diskussionen wurden, worüber wir uns als Hobby-Podcasterinnen natürlich extrem freuen! Wir haben dadurch viele tolle Menschen kennengelernt und sogar 1-2 neue Freundschaften geschlossen.

Herausforderungen:
Zum stundenlangen Schnitt kam noch die Tatsache hinzu, dass wir einander die Versionen jeweils noch geschickt haben und erneut Änderungen vorgenommen hatten. Das hat enorm viel Zeit in Anspruch genommen, zumal wir es ja immer beiden recht machen wollten. Nicht selten fanden wir auch noch beim 5. Mal, (zu) persönliche Aussagen, die wir dann doch entfernen mussten. Ausserdem war die Technik im Radiostudio auch diese Staffel wieder eine der grössten Herausforderungen:

In der ersten Staffel verloren wir zwei ganze Episoden, welche nacheinander aufgenommen wurden, da eines der Mikrofone von unseren Vorgängern ausgeschalten wurde und wir es nicht wussten, dass dies überhaupt möglich war.

In dieser Staffel haben wir zwei ganze Stunde verloren, da die Mikrofone anfangs zwar aufgenommen haben, wir aber nichts hören konnten. Nun musste natürlich Marcel her! Obwohl er bereits Anspruch seines wohlverdienten Feierabends machte, war er so freundlich, uns aus seinem Zug Anweisungen zu geben. Nach einigem Hin und Her kamen wir zur Einsicht, dass die Studionutzer vor uns einige «verbotene» Knöpfe gedrückt und somit die Einstellungen durcheinandergebracht hatten.

Solche Situationen waren sehr ärgerlich, da wir teilweise enorm viel Zeit verloren haben, um das Problem wieder zu beheben. Oft sind es nämlich nur ganz kleine Einstellungen, welche in diesen komplexen Programmen sowie der professionellen Ausrüstung kaum gefunden werden können. Nicht zuletzt hat uns auch Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht: Des Öfteren mussten Sessions verschoben werden und auch der Aufwand im 5. Semester liess aus zeitliche Gründen leider nicht zu, dass wir noch mehr Episoden hätten produzieren können.

Learnings & Kritik
1) Unsere erste Episode haben über 544 Personen gehört!

2) Wir haben in der zweiten Staffel ernstere Themen angesprochen und sind dabei extrem über unseren eigenen Schatten gesprungen.

3) Eine visuelle Generalüberholung unseres Instagram Kanals hat uns geholfen, die beiden Staffeln zu trennen. Wir haben gelernt, dass weniger manchmal mehr ist und Geschmack sich nun eben ändern kann.

4) Wir haben uns einmal mehr technische Skills angeeignet – das Radiostudio kann uns nichts mehr anhaben! Nach all den «Mishaps», die uns widerfahren sind, wissen wir, was in welchem Fall zu tun ist.

5) Gerade als junge Studierende sollte man sich Gedanken darüber machen, was man nach aussen preisgeben möchte. Unser Projekt ist sehr persönlich und man erfährt so einiges über uns. Wir haben gelernt, was es heisst, diese Verantwortung zu übernehmen. Und schlussendlich haben wir auch unglaublich herzerwärmendes Feedback von allen Seiten erhalten, welche uns Mut zugesprochen und sich für unsere Offenheit bedankt haben, was uns in unserem Projekt weiterhin bestärkt hat. Das hat uns gezeigt, dass wir das Richtige gemacht haben.

6) Nicht zuletzt haben wir auch eine enorm grosse persönliche Entwicklung durchgemacht. Nie hätten wir uns erträumt, jemals einen Podcast aufzunehmen. Einerseits wegen des technischen Aspekts, aber auch, weil wir beide keine geübten Radiomoderatorinnen (oder Sprecherinnen im Allgemeinen) sind. Es war für uns also eine Sache des Learning-by-doing, was uns unglaublich viel für die Zukunft weiterhelfen wird. Also ein Projekt, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.