Ausserhalb meiner Komfortzone

Jenseits meiner Komfortzone: Konzertfotografie für das «Vorstadt Sound» in Zürich.

Jeder Fotograf, der mit einer High-End-Kamera arbeitet, hat seine eigene Komfortzone. In meinem Fall ist es eine kontrollierte Lichtumgebung mit stillen Motiven. Daher bin ich hauptsächlich als Architektur-, Landschafts- und Produktfotograf tätig. Mit diesem Projekt wollte ich jedoch Neuland betreten und meine Fähigkeiten in der Komposition und im Umgang mit hohen ISO-Werten bei einer älteren Kamera verbessern.

Persönlich bin ich ein grosser Fan der Arbeiten von Greg Noire. Greg Noire hat bereits mehrfach Childish Gambino fotografiert und seine Bilder zeichnen sich durch ihre Sauberkeit und Kreativität aus. Meiner Meinung nach macht er die besten Konzertfotos, die sich deutlich von der Masse abheben. Diesen einzigartigen Stil wollte ich auch in meinen eigenen Arbeiten umsetzen.

Mit dem Projekt Vorstadt Sound habe ich die Chance genutzt, meine Komfortzone zu verlassen und mich in die dynamische und unberechenbare Welt der Konzertfotografie zu stürzen. Es war eine Herausforderung, aber auch eine unglaublich bereichernde Erfahrung, die meine Perspektive auf Fotografie erweitert hat.

Die Nachbearbeitung der Bilder stellte eine eigene Herausforderung dar. Ich musste rund 1300 Bilder sichten und nur die Besten auswählen, um sie dann einzeln zu bearbeiten. Zwei Drittel der Bilder waren nicht im Fokus oder der ISO-Wert war zu hoch, was zu unscharfen Bildern führte. Trotz der Möglichkeiten von Lightroom und Photoshop konnte ich nur so viel verbessern. Dennoch war es eine wertvolle Erfahrung, die mir geholfen hat, meine Fähigkeiten in der Fotobearbeitung zu verfeinern.

(stm)

Technische Umsetzung

Für die Fotografie habe ich die erste spiegellose Vollformat Kamera von Canon aus dem Jahr 2018, die Canon EOS R, verwendet. Trotz ihrer 30 Megapixel waren meine Bilder ab einem ISO-Wert von über 1’000 nicht mehr brauchbar. Auch die maximale Bildrate von 5 Bildern pro Sekunde war nicht besonders hilfreich. Glücklicherweise hatte ich lichtstarke Objektive wie das Canon 50 mm f1.8 in meiner Tasche. Um halbwegs scharfe Bilder zu erhalten, habe ich folgende Einstellungen verwendet: Blende F1.8, Verschlusszeit: 1/100, ISO: 800 – 1000.

Postproduktion

Nach dem langwierigen Import der Bilder stand die Postproduktion an. Zunächst war es ein sehr langer Prozess, alle 1289 Bilder zu sichten und zu löschen. Ich war in diesem Schritt sehr gnadenlos. Alles, was unscharf, über- oder unterbelichtet, verschwommen war oder keine gute Komposition hatte, wurde sofort gelöscht. Nach diesem Schritt blieben nur noch 300 verschiedene Bilder zur Bearbeitung übrig. Um einen möglichst sauberen Look zu erzielen, habe ich viel mit Denoise und dem High Pass Filter (ein Schärfefilter) gearbeitet. Da ich viele Bilder bearbeiten musste, habe ich einen LUT in Lightroom (für die Farben) und ein Skript in Photoshop (für Denoise und High Pass Filter) erstellt. So konnte ich den Prozess automatisieren und einfach durchlaufen lassen. Am Ende habe ich alle Bilder einzeln zugeschnitten und neu komponiert, um eine gute Komposition zu erreichen. Es war ein langsamer, aber lehrreicher Prozess.

Fazit 

Es war sofort klar, dass meine Bilder nicht wie die von Greg Noire aussehen würden, und ich war natürlich ein wenig enttäuscht. Allerdings fiel mir auf, dass ich sehr eingeschränkt war, was den Bereich betrifft, in dem ich stehen durfte. Zudem war es während der Auftritte aller Bands einfach zu dunkel.Was mir letztendlich auffiel, war, dass es eigentlich die Performance ist, die gute Bilder liefert. Die Performance beim Vorstadt Sound ist definitiv nicht so aufwendig und speziell wie bei einem Konzert von Childish Gambino. Dies hat meine Sichtweise auf die Konzertfotografie verändert und mich dazu inspiriert, in Zukunft mehr auf die Interaktion zwischen Künstler und Publikum zu achten.

Deshalb nehme ich das zu Herzen und hoffe, dass ich das nächste Mal eine Show von Katy Perry fotografieren kann. Trotz der Herausforderungen und der anfänglichen Enttäuschung bin ich letztendlich mit meiner Leistung zufrieden. Dieses Projekt hat mich sowohl technisch als auch emotional herausgefordert und mir wertvolle Lektionen für meine zukünftige Arbeit als Fotograf gelehrt.