Alltäglich Spezielles
Das Pendeln scheint eine Sphäre für sich – eine Zwischenwelt. Die des Schlummers oder auch des Dröhnens. Die Reise von A nach B und der Weg, der für viele Menschen den Alltag prägt. Die Pendlerwelt ist auch ein Spiegel der Vielfalt, der uns umgibt. Leute mit denen man sonst nichts teilt, als ein gemeinsames Stück Weg und ein Abteil. Ein kurzer Augenkontakt, ab und zu ein Lächeln und sehr selten ein Gespräch.
Eines Morgens langweilte mich meine Spotify-Playlist und so ging ich ohne musikalischen Support in das Gemenge des öffentlichen Verkehrs. Von den unterschiedlichen Einblicken meines Umfelds, die ich sonst immer verpasse, war ich überrascht.
Amüsante Unterhaltungen anderer Pendlerinnen und Pendler, Telefongespräche die einen Schwank aus einem Leben erzählen. Ich nahm die scheinbar banalen Alltagssituationen im Bus, Bahn oder Tram genauer unter die Lupe oder besser gesagt, liess ich einen Filter weg: meine Kopfhörer. Die verschiedenen Eindrücke habe ich in einem Video festgehalten.
Teils war ich auch von der lauten Geräuschkulisse überfordert. Gerade nach einem anstrengenden Tag ist die Flucht in die eigene Spotify-Playlist ein Komfortort. Doch nach ein paar Mal ohne Musik auf den Ohren, wurden die Hintergrundgeräusche zu einer neuen Art von Musik.
Es war fast schon ein Experiment, da ich mein «Kopfhörer-Filter» sonst so gewohnt bin. Für diese Zeit war es spannend und ich lasse gerne noch ab und zu die sonst so treue musikalische Begleitung weg. Ganz ohne kann ich aber dann doch nicht. Lieblingssongs und Podcasts sind eben schon eine unverzichtbare Unterhaltung und auch eine Stütze im hektischen Alltag.
(bas)
Umsetzung
Während ich unterwegs zur Arbeit oder nach Hause war, achtete ich mich noch mehr auf die Welt um mich herum. So nahm ich Gespräche wahr, die sonst unter meinen Kopfhörern verloren gingen und schaute mir die Welt hinter dem Fenster wie Filmszenen an. Wo die Reise der Aufnahmen hinführte, wusste ich anfangs nicht. Ich experimentierte herum und schaute die scheinbar banalen Situationen aus anderen Winkeln an. So fand ich immer wieder etwas Schönes oder Spezielles an ihnen.
Herausforderung
Die grösste Herausforderung dieses Digezz-Projektes war der Kampf gegen die Zeit. Ich hatte gegen Ende sehr viele Ideen, wie ich das Video umsetzen möchte, doch der Aufwand hätte nicht mehr in meinen vollen Zeitplan gepasst. Dadurch dass ich mich von Alltagssituationen und -geschichten leiten liess, war der rote Faden manchmal auch schwierig zu spinnen.
Learning
Während dieses Projektes habe ich vor allem gelernt, sich während dem Gestalten Freiheiten zu lassen. Weil ich immer wieder unterwegs am Projekt arbeitete, liess es mich nie ganz los und war auf meinen Reisen ein ständiger Begleiter. Ich hatte oft den Anspruch, eine Geschichte zu erzählen. Ich habe jedoch gemerkt, dass diese ständig um mich herum stattfinden. Die Alltagserzählungen zusammengewürfelt sind eine besondere Geschichte für sich. Das Projekt machte erst ab dann richtig Spass, als ich erkannt hatte: Es braucht nicht immer einen tieferen Sinn. Manchmal reicht es, sich treiben zu lassen und Dinge immer wieder anders und neu anzuschauen.