A – wie Anfang: Animiertes Kapitel aus Gottfrieds Palfauer ABC

Für das Modul «Konvergent Produzieren» habe ich das erste Kapitel meiner Graphic Novel „Gottfrieds Palfauer ABC“ als animiertes Video umgesetzt. Dieses Kapitel, „A – wie Anfang“, zeigt die emotionale Szene der Geburt Gottfrieds, die sich mit dem Abschied seines Vaters in den Krieg überschneidet.
Meine Graphic Novel „Gottfrieds Palfauer ABC“ habe ich im Rahmen des Faches „Projekt Arbeit an eigenem Ziel“ an meiner Heimatfachhochschule begonnen und weiterentwickelt, wo wir an unseren eigenen Projekten mit Medien unserer Wahl arbeiten konnten. Die Recherche, die Auswahl der Referenzen und die alphabetische Kapitelstruktur basieren auf dieser Vorarbeit.
Im Auslandssemester bot mir das Modul Konvergent Produzieren die Möglichkeit, mit neuen Formaten zu experimentieren und mein Projekt auf eine neue Weise erlebbar zu machen. Im Fach „Methoden der Ideenfindung“ hatte ich bereits verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten erkundet, darunter auch Animationstechniken. So entstand die Idee, die emotional dichte Eingangsszene – das erste Kapitel „A – Anfang“ – zu zeichnen und durch partielle Animation umzusetzen.
Diese Szene schildert die Geburt Gottfrieds in den frühen Morgenstunden des 1. September 1940, die sich tragisch mit dem schmerzlichen Abschied seines Vaters Hartmann überschneidet, da dieser in den Krieg aufbrechen muss. Mein Ziel war es dabei, einen Weg zu finden, wie die Optik und Haptik von Papier und Tinte auch in der digitalen Animation wirksam bleiben können.
Autorin: Julia Gulàs
(abb)
Ich arbeite schon länger an diesem Projekt. Während meines Studiums habe ich immer wieder überlegt, verschiedene Medienformate auszuprobieren – auch weil die Graphic Novel als Bachelorarbeit vorgesehen ist. Das Modul „Konvergent Produzieren“ bot mir nun die Gelegenheit, neue Wege zu gehen und die Graphic Novel als animiertes, interaktives Erlebnis umzusetzen. Auch wenn es nur ein kurzes Kapitel ist, konnte ich so das Medium erweitern.
Moodboard und Storyboard hatte ich bereits vorbereitet, aber die Panels waren noch nicht fertig. Deshalb entschied ich mich, einzelne Zeichnungen als Stop-Motion-Animation durchs Bild zu bewegen. Die Herausforderung war, Papier und Zeichnungen, die eigentlich statisch sind, lebendig und erzählerisch wirksam werden zu lassen. Besonders die Frage, wie und wo Sprechblasen erscheinen, erforderte viele Entscheidungen schon in der Vorproduktion.
Ich habe das Projekt bewusst experimentell angelegt und mir erlaubt, während des Prozesses spontan zu entscheiden. Dank der Unterstützung eines Dozenten (Marc Lutz) konnte ich mit guter Beleuchtung und einer hochauflösenden Kamera arbeiten. Die Qualität der fotografierten Zeichnungen hat mich überzeugt.
Ein unerwartetes Hindernis war das Dateiformat der Bilder – sie lagen nicht als JPG, sondern als RAW vor. Das Konvertieren war aufwendiger als gedacht. Ausserdem habe ich zum ersten Mal mit Premiere Pro statt wie gewohnt mit DaVinci Resolve gearbeitet und dabei neue Möglichkeiten entdeckt, etwa mit Keyframes zu animieren. Das war spannend, aber auch zeitintensiv.
Im Nachhinein hätte ich vielleicht auch mit dem Handy und der App „Stop Motion Studio“ arbeiten können – das hätte Zeit gespart, aber die Bildqualität wäre nicht vergleichbar gewesen. Beim nächsten Mal würde ich beide Wege testen.
Für den Audiotrack habe ich ein KI-Tool verwendet (stableaudio.com), da ich meine Grenzen im Bereich Komposition und Musikproduktion erkannt habe. Die Nutzung von KI hat mir ermöglicht, trotzdem eine passende musikalische Untermalung für mein Projekt zu erstellen, ohne selbst komponieren zu müssen. Das war eine spannende Erfahrung und zeigt, wie solche Werkzeuge kreative Prozesse unterstützen können
Gegen Ende wurde das Projekt technisch anspruchsvoll: Die Timeline wurde immer länger, mein Rechner kam an seine Grenzen und die Software wurde langsam. Die Angst vor Abstürzen war präsent. Ein weiterer Fehler passierte: Nach dem Abfilmen und Animieren bemerkte ich einen Grammatikfehler in einer Sprechblase. Nochmals alles aufzunehmen war keine Option, aber dank technischer Erfahrung konnte ich das Problem digital lösen.
Trotz aller Überprüfungen und korrekt eingestellter Exporteinstellungen war es nach dem Rendern auf meinem Computer so, dass das Videoformat stimmte und alles wie gewünscht aussah. Doch nach dem Upload auf YouTube erschienen plötzlich links und rechts schwarze Ränder. Offenbar gab es trotz HD-Export ein Problem mit dem Seitenverhältnis – vermutlich, weil meine Ausgangsbilder oder die Sequenzeinstellungen nicht exakt dem 16:9-Format entsprachen. Das hat mich überrascht und zeigt, wie wichtig es ist, die technischen Vorgaben der Plattformen genau zu prüfen.
Eine weitere Erkenntnis aus diesem Projekt ist, wie anspruchsvoll es ist, ein solches Vorhaben ganz allein umzusetzen. Ich habe gemerkt, dass die Arbeit im Team viele Vorteile hätte: Jede Person kann sich auf ihren Bereich konzentrieren und das Beste herausholen. Wenn man alleine arbeitet, ist es fast unmöglich, in allen Bereichen – Illustration, Animation, Technik, Storytelling – gleichermassen professionell zu sein. Ich würde mir wünschen, künftig auch einmal in einem Team zu arbeiten und diese Erfahrung zu machen.
Das Projekt war geprägt von Höhen und Tiefen: technische Pannen, Überraschungen, Aha-Erlebnisse und Glücksmomente. Am Ende bin ich stolz, alles selbst gemeistert zu haben. Meine wichtigsten Erkenntnisse: Eine gute Vorproduktion ist zentral. Fehler passieren – sie gehören zum Prozess und sind Lerngelegenheiten. Es ist wichtig, die eigene Handschrift zu bewahren und authentisch zu bleiben, auch wenn nicht alles perfekt läuft.