A cappella à la MMP

Ja, wir haben uns an Pentatonix gewagt – so à la Tetratonix (also zu viert) – und haben ihren Song gecovert und produziert.

Schon lange schwebte uns die Idee vor, einen A cappella-Song einzuüben und aufzunehmen. Ein zufälliges Gespräch, unsere Freude am Singen, zwei weitere Sänger, die sich bereiterklärten, mitzumachen und ein Aufnahmedatum am Tag vor dem Singverbot machten es möglich.

Mit Nadine im Sopran, Flavia Alt, Noel im Bass und Ueli im Tenor und Beatbox bildeten wir die Band. An dieser Stelle auch herzlichen Dank an Nadine Hauser und Noel Frey! Das Ergebnis aus einer Probe, einem Aufnahmetag und mindestens vier intensiven Bearbeitungstagen könnt ihr unterhalb anschauen.

Wobei nicht ganz. Es gab da ein paar musikrechtliche Problemchen. Deshalb findet ihr unser Cover von LOVE AGAIN unter folgendem Link und mit diesem Passwort: [Nachname unseres Digezz-Dozenten in Kleinbuchstaben].

(ash)

Idee

Der Wunsch, einmal einen A cappella-Song aufzunehmen, war bei beiden einzeln bereits vorhanden. Ein zufälliges Gespräch offenbarte diese Idee und die gemeinsame Begeisterung für Pentatonix. Somit war es für uns sehr naheliegend, das Projekt gemeinsam in Angriff zu nehmen und einen Song von Pentatonix zu covern. Nebst der Freude am Singen sollte nämlich die Audiotechnik und -bearbeitung im Vordergrund stehen und nicht das Komponieren oder Arrangieren.

Üben

Insgesamt zu viert übten wir das Lied ein. Das heisst, jeder selbständig zu Hause. Es gab aus zeit- und coronatechnischen Gründen nur eine einzige Probe zu dritt. Deshalb war es auch schwierig zu koordinieren, dass alle die Stellen gleich betonten und rhythmisch gestalteten. Glücklicherweise waren die Musiknoten auf Musescore zu finden. Diese Plattform machte es uns möglich, jede Stimme einzeln oder in der gewünschten Kombination anzuhören. Auf diese Weise klappte es mit dem Rhythmus dann doch ganz gut!

Die Gesangsprobe sowie einen zusätzlichen Halbtag verwendeten wir zugleich als Probe für die Aufnahmetechnik. Wir testeten verschiedene Mikrofone und Aufnahmeprogramme, und entschieden uns für das Rode NT1-A und Adobe Audition.

Aufnahme

Die Aufnahmen der Stimmen schafften wir in einem Tag. Unser Zeitmanagement war top und wir waren jeweils gerade fertig, als die nächste Person kam oder konnten sogar noch einen Moment Pause einlegen. Der Tag war sehr intensiv, allerdings waren wir sehr froh, als wir die Aufnahmen im Kasten hatten. Wie sich nämlich noch während den Aufnahmen herausstellte, verschärfte der Bundesrat die Coronamassnahmen und bereits ab dem nächsten Tag wäre das Singen ausserhalb der Familie verboten gewesen. Während den Aufnahmen haben wir uns so aufgeteilt, dass Flavia den Schwerpunkt auf die Musik legte und Ueli sich um die Technik kümmerte. Bei den Aufnahmen von uns selbst machte natürlich jeweils der/die andere alles. Dank unseren ausgiebigen Techniktests hatten wir keine grösseren Probleme. Manchmal achteten wir im Audition zwar auf die falsche Pegelanzeige, aber das merkten wir jeweils ziemlich schnell und konnten die fehlerhaften Passagen nochmals neu aufnehmen. Ein weiterer Punkt auf den wir bei zukünftigen Aufnahmen achten werden ist, dass wir die Personen vor dem Mikrofon darum bitten, ihren Schmuck abzulegen. In der Postproduction mussten wir nämlich feststellen, dass man teilweise das Kettchen von Noel in der Aufnahme hört. Zudem müssen wir in Zukunft darauf achten, dass der Abstand zwischen dem Mund der Person und dem Mikrofon etwa gleich bleibt.

Die Aufnahme der Beatboxstimme erfolgte zu einem späteren Zeitpunkt. Hier spielte uns in die Hände, dass wir bereits für die Aufnahme der Stimmen Uelis Equipment benutzten. So konnte er mit dem gleichen Mikrofon von zu Hause aus die Beatboxgeräusche aufnehmen. Da Ueli keinerlei Erfahrung in diesem Bereich hat, war es sehr schwierig, alle Geräusche nachzumachen. Im Soloteil haben wir darum einen ganz einfachen, durchgehenden Rhythmus eingesetzt. Ebenfalls hatten wir für die Beatboxstimme keine Noten, was dazu führte, dass sich Ueli erst einmal eine eigene Notation zurechtlegen musste. Allerdings fanden wir auf Youtube ein ziemlich gutes Tutorial, bei dem man genau sah, wie gewisse Geräusche erzeugt wurden.

Audiobearbeitung

Flavia hatte bereits für ein früheres Projekt mit der Gesangsnachbearbeitung gearbeitet und auch Ueli hatte durch Podcasts bereits Erfahrungen mit Adobe Audition. Trotzdem kamen uns diverse YouTube Tutorials zugute, anhand jener wir die Bearbeitung vornahmen. Diese machten wir gemeinsam am selben Ort, während drei sehr intensiven Tagen.

Zu Beginn bestand unser Projekt aus rund 50 Spuren (Beatboxen ausgenommen), welche auf je eine Spur pro Person reduziert werden sollten. Das gestaltete sich relativ einfach, da wir die Aufnahme im Audition jeweils immer an der jeweiligen Stelle in der Zeitleiste starteten, an welcher sie im Lied vorkam. Somit fiel auch die manuelle Synchronisation weg.

Über die einzelnen Spuren legten wir individuell angepasste Compressor, Parametrische Equlizer, DeEsser und normalisierten die einzelnen Clips. Die Einstellungen machten wir anhand von Tutorials und unseren Ohren. Deshalb liessen wir Reverb auch komplett weg, da uns die Aufnahmen ohne besser gefielen. Bei den Beatbox-Aufnahmen bastelten wir zusätzlich etwas am Rhythmus herum, da noch nicht alle Geräusche exakt auf den jeweiligen Schlag kamen.

Da die Mehrheit unserer Gruppe keine Profisänger waren, und sich einige falsche Töne und Rhythmusstörungen hineingeschlichen haben, entschieden wir uns, etwas Autotune spielen zu lassen. Wir installierten dafür eine 14-Gratisversion von Antares Autotune (ein Abo wäre für uns Studis zu teuer geworden). Antares Autotune war im automatischen Modus sehr unkompliziert aber ungenau. Deshalb verwendeten wir den «Graph Mode», in welchem jeder einzelne Ton angepasst und zeitlich verschoben werden konnte. Das war alles andere als intuitiv und war sehr zeitaufwändig. Trotzdem hat es sich gelohnt, denn wir konnten vieles ausbessern und so die Harmonie retten.

In einem weiteren Schritt wollten wir die Atemzüge zwischen den Tönen leiser machen. Was wir auch gemacht haben, nur hörte man keinen Unterschied… Grund dafür war, dass bereits Autotune darüber lag, welches aus einer Aufnahme der vorhergehenden Spur bestand. Wir hätten das ganze Autotuning nochmals machen müssen und verzichteten deshalb darauf.

Zu guter Letzt haben wir die Spuren gemixt, dh. Jeweils die Leadstimme etwas mehr hervorgehoben und die Stimm-Lautstärken ausgeglichen. Und der Song war exportierbereit.

Video

Während den Aufnahmen liessen wir die Kamera gerade mitlaufen. Den Bildausschnitt könnten wir für ein nächstes Mal eventuell ein bisschen frontaler wählen, damit man mehr vom Gesicht sieht. Um wirklich gutes Videomaterial bereit zu haben, entschieden wir uns, ganz am Schluss den Song nochmals am Stück durchzusingen, auch wenn es musikalische Fehler gab. So hatten wir eine Videodatei von jeder Person und mussten keine Schnitte vertuschen. Da der Fokus bei diesem Projekt aber ganz klar auf der Musik liegt, wollten wir ein möglichst einfaches Video erstellen. Wir entschieden uns dazu, alle Personen gleich gross darzustellen und manchmal eine Person gross hervorzuheben, wenn diese Person gerade einen Lead- oder Soloteil singt. Da wir den ganzen Tag mit den Aufnahmen beschäftigt waren, änderte sich mit der Zeit auch die Lichtsituation im Radiostudio. Darum mussten wir bei den Videoaufnahmen noch eine Color Correction und ein leichtes Grading verwenden. Bei der Erstellung der Titelgrafik ist Ueli über ein Tutorial für einen Audiovisualizer mit After Effects gestolpert. Ursprünglich war die Idee, eine Fake-Visualizer für die Titelgrafik zu verwenden. Allerdings gestaltete sich dann mit diesem Tutorial ein richtiger Visualizer einfacher als geplant und wir fügten über den gesamten Song hinweg auf der horizontalen Trennlinie einen Visualizer ein.

Musikrechte

Ein ganz schwieriges Thema bei diesem Projekt waren – und sind immer noch – die Musikrechte. Wir wussten, dass wir uns um dieses Thema kümmern müssen und zogen darum unseren Medienrechtsdozenten zur Hilfe. Wir sollten dann die Musikaufnahmen bei der SUISA anmelden und könnten dort für 150 Franken eine Lizenz für ein Video lösen. Damit wir das Video bei der SUISA anmelden konnten, benötigten wir die Gesamtlänge des fertigen Videos und warteten deshalb mit der Anmeldung, bis wir das Projekt fertiggestellt hatten. Da wir erst in den Weihnachtsferien mit dem Video fertig wurden, mussten wir noch bis am 4. Januar warten, da die SUISA über die Feiertage ebenfalls geschlossen war. Als wir die SUSIA dann kontaktierten, erführen wir, dass noch 100 Franken Herstellungsgebühren hinzukommen sollten. Zudem könne uns die SUISA keine Synchronisations- und Aufnahmerechte erteilen. Dazu müssten wir uns an den Verlag wenden. Der Verlag konnte uns auf die Schnelle nicht weiterhelfen. Das dauere mindestens 2-3 Wochen und würde auch noch Kosten mit sich ziehen. Für eine weitere Beratung konnten wir unseren Medienrechtsdozenten leider nicht mehr erreichen. Da wir wegen dem Abgabetermin keine Zeit mehr hatten und eigentlich auch keine Lust, für ein Studiumsprojekt so viel Geld zu investieren (die ursprünglich erwarteten 150 Franken waren an sich schon sehr nah an unserer Schmerzgrenze), entschieden wir uns, das Video vorübergehend passwortgeschützt hochzuladen.