Turnierfotografin für einen Tag

Als mich eine Freundin fragte, ob ich Lust hätte ein internes Stallturnier als Fotografin zu begleiten, war ich sofort begeistert von der Idee und habe ihr direkt zugesagt. Schliesslich war ich im Rahmen eines vergangenen Digezz-Projektes schon auf ein paar Turnieren und habe mich in der Pferdesportfotografie geübt. Bei dieser Anfrage konnte ich nun von dieser Erfahrung profitieren und vor allem noch reichlich mehr davon sammeln. On top hatte ich hierbei auch die Möglichkeit, mir ein Taschengeld dazuzuverdienen – sollte ich meinen Job gut machen.
Bei Reitturnieren ist es üblich, dass die Turnierbilder, welche durch die Turnierfotografin oder den Turnierfotografen geschossen werden, im Nachhinein online erworben werden können. So war es auch für dieses interne Stallturnier vorgesehen und ich habe meine Bilder auf Anfrage an die Teilnehmer:innen verkauft. Ich musste mir also im Vorfeld auch Gedanken darüber machen, wie ich mit den Leuten kommunizieren möchte, über welche Plattform ich die Bilder zur Verfügung stelle und welche Preise ich festlege. Gesagt, getan – Herausforderung angenommen. Viel gelernt, viel Zeit investiert und viele wertschätzende Nachrichten von den Reiter:innen erhalten – das ist doch eigentlich immer das Allerschönste.
Eine Auswahl von Fotos, die an diesem Tag entstanden sind:













(abb)
Die Umsetzung
Als Vorbereitung auf meinen Auftrag habe ich eine Springstunde in der besagten Reithalle fotografiert, um einen Eindruck von den Lichtverhältnissen vor Ort zu verhalten. So hatte ich die Möglichkeit, mich in Ruhe vorzubereiten und wusste, was mich am Turniertag in etwa erwartet. Ich konnte testen, welche Kameraeinstellungen sich eignen und hatte so mehr Sicherheit in dem, was ich mache. Und ich wusste, dass es durchaus eine Herausforderung werden kann. Besonders bei bewölktem, regnerischem Wetter wird die Sportfotografie von Pferden schwierig. Kurze Verschlusszeiten sind gefragt, um die Bewegungen einzufrieren, eine offene Blende, um möglichst viel Licht einzufangen und eine hohe ISO, um das Bild zusätzlich aufzuhellen. Ein Blitz ist bei der Fotografie von Pferden in einem solchen Setting keine Option. Und wie es mein Glück so wollte, habe ich einen regnerischen Tag erwischt. Das wiederum bedeutet, dass die Nachbearbeitung recht aufwändig war und ich die Fotos zusätzlich entrauschen musste, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erhalten.
Aber alles der Reihe nach: Nachdem ich den ganzen Tag in der Reithalle stand und die einzelnen Prüfungen fotografiert habe, bin ich mit ca. 5000 Fotos nach Hause gekommen. Diese mussten sortiert und grundoptimiert werden. Bereits im Vorfeld habe ich mich über unterschiedliche Tools für den Bildverkauf von Fotografen informiert und diese miteinander verglichen, denn wie man sich vorstellen kann, gibt es auch hierfür zahlreiche Anbieter. Schlussendlich habe ich mich dann für picdrop entschieden, da ich dort die flexibelste Lösung erhielt und ein Abo abschliessen konnte, welches ich nach einem Monat wieder kündigen wollte. Für den Rahmen dieses Auftrages reichten die Funktionen absolut aus. Würde ich jedoch regelmässig solche Aufträge ausführen, würde ich mich für ein anderes Tools entscheiden
Die grundoptimierten Fotos (insgesamt 500) habe ich also mit einem Wasserzeichen auf Picdrop hochgeladen und die Teilnehmer des Turniers darüber informiert, dass sie die Bilder nun anschauen und mir ihre Bestellung via WhatsApp mitteilen können. Die bestellten Bilder erhielten dann noch einen Feinschliff in der Bearbeitung, schliesslich habe ich sie exportiert und via Swisstransfer zum Download verschickt.
Die Preise habe ich bewusst recht tief angesetzt, da es sich einerseits um ein internes Stallturnier handelte und ich auch nicht einschätzen konnte, wie viel die Leute bereit waren, zu bezahlen. Zudem wollte ich mir selbst etwas Druck rausnehmen, denn bei höheren Preisen hätte ich den Anspruch an mich, zuverlässig perfekte Bilder zu liefern – wofür mir einfach noch die Erfahrung fehlt. Trotzdem hatte ich einen sehr grossen Arbeitsaufwand und wollte demnach möglichst viel herausholen, weshalb ich mich für folgendes Angebot entscheiden habe. Mein Ziel war es, die Leute zum Kauf von allen Fotos aus einer Prüfung (das waren meist 8 bis 14) zu überzeugen.
- Pro Einzelbild CHF 8
- Alle Fotos aus einer Prüfung CHF 35
- Alle eure Fotos des ganzen Tages CHF 60
Positives
Tatsächlich hat mein Plan mit der Preisaufstellung sehr gut funktioniert und ich habe viele Bestellungen erhalten, was mich sehr gefreut hat. Mindestens so schön, wie für seinen Aufwand finanziell honoriert zu werden ist es aber natürlich, positives Feedback zu erhalten. Ich glaube behaupten zu können, dass von jedem Pferd-Reiter-Paar mindestens 2 gute Fotos entstanden sind, was jedoch unter den gegebenen Umständen nicht ganz einfach war. Eine witzige Erkenntnis, die ich währenddessen hatte: Amateursportler in Action «schön» zu fotografieren ist so viel schwieriger als Profisportler in Action «schön» zu fotografieren. Und doch werden die Amateure von Amateuren fotografiert und die Profis von Profis. Die Aufgabe an sich, wird also umso leichter, je besser du bist. Oder mach ich da einen Denkfehler? 😉
Verbesserungen
Weil ich auf jeden Fall verhindern wollte, dass es von gewissen Reitern oder Reiterinnen keine guten Fotos gibt, habe ich über den ganzen Tag hinweg wirklich sehr viele Bilder geschossen. Dadurch habe ich allein schon für das Vorsortieren sehr viel Zeit benötigt. In Hinblick auf einen möglichst effizienten Workflow, welchen ich mir definitiv noch aneignen muss, hätte ich allein dadurch viel Zeit einsparen können.
Fazit
Es hat mir super viel Spass gemacht den Turniertag fotografisch zu begleiten und im Kleinen eine erste Erfahrung als professionelle Turnierfotografin machen zu dürfen. Aber nicht nur das Fotografieren selbst, sondern auch die anderen Aufgaben von der Tool-Recherche über die Vorbereitung, die Kommunikation mit den Kunden und Kundinnen und die Bearbeitung der Fotos haben mir sehr viel Spass gemacht und ich habe gemerkt, dass mir dieses Gesamtpaket, welches eigentlich den Beruf als Fotografin beschreibt, sehr gut gefällt. Alle Aufgaben rund um das Fotografieren selbst nehmen super viel Zeit ein, viel mehr als das Fotografieren selbst. Das war zwar nicht überraschend für mich, doch trotzdem finde ich es immer wieder erstaunlich, welch grosser Aufwand dahintersteckt.