Alpine Artefakte – Wie Objekte die Geschichte der Schweiz erzählen

Idee

Ich mochte Geschichte schon immer – und Podcasts auch. Aber die Kombination aus beidem, vor allem im Zusammenhang mit der Schweizer Geschichte, hat mich nie so richtig überzeugt. Oft fehlten mir Spannung, Überraschung oder ein emotionaler Zugang. Ganz anders bei True-Crime-Podcasts: Das Rätselhafte, die Spurensuche, das Zusammensetzen von Puzzleteilen faszinieren mich seit Jahren.

Irgendwann stellte ich mir die Frage, ob man diesen Erzählstil nicht auch auf historische Inhalte übertragen könnte – anhand rätselhafter oder besonderer Objekte aus der Vergangenheit. Diese Idee entwickelte ich gemeinsam mit Angus MacKenzie, einem ehemaligen Kollegen aus dem Videojournalismus, der Geschichte studiert hat. Zusammen beschlossen wir, das Konzept weiterzuverfolgen und umzusetzen.

Mit Alpine Artefakte wollen wir uns bewusst von der Vorstellung lösen, dass Geschichte vor allem aus den Taten grosser, mächtiger Männer besteht. Uns interessieren Menschen aller Geschlechter, Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten. Die Objekte, die wir in unserem Podcast porträtieren, sind so vielfältig wie das Leben selbst.

Planung

Geplant waren zwei Pilotfolgen: ein klassischer Podcast und eine Vodcast-Episode mit animierten Visuals. Als Objekte wählten wir die Berner Handfeste und die Bronzehand von Prêles. Die Handfeste überzeugte uns durch ihren direkten Bezug zur Stadt Bern und ihre zentrale Bedeutung für die lokale Geschichte. Die Bronzehand wählten wir, weil sie zur Ausstellung «Und dann kam Bronze!» im Historischen Museum Bern gehört, damit aktuell ist und ein idealer Anknüpfungspunkt für Recherche, Dreh und visuelle Umsetzung war.

Recherche und Produktion

Für die Bronzehand besuchten wir die Ausstellung in Bern und nahmen mit dem Leiter des archäologischen Dienstes des Kantons Bern, Adriano Boschetti, Kontakt auf. Nach mehreren E-Mails erhielten wir die Drehbewilligung vom Historischen Museum Bern. Für die Episode zur Berner Handfeste kontaktierten wir die Universität Bern und konnten ein Interview mit der Expertin Prof. Regula Schmid führen und lasen zusätzlich auch ihr Buch «Die Berner Handfeste: Neue Forschungen zur Geschichte Berns im 13. Jahrhundert» (2019). Bei den Interviews übernahm ich Kamera, Ton und Licht, während Angus die Interviews durchführte.

Skript, Voice-over, Logo, Musik und Animation

Wir wählten die besten Aussagen aus den Interviews aus und entwickelten daraus ein Skript. Parallel suchte ich nach einer passenden Sprecherin für das Voice-over (Aline Schüpbach) und nach einem Animator für die Vodcast-Episode (cyberdanny).

Weitere MMP-Teammitglieder waren:

  • Logo: Nadja Siegrist (MMP23 Chur)
  • Musik (Intro & Outro): Enrico Fusaro (MMP24 Bern)

Postproduktion

Die Postproduktion der beiden Episoden übernahm ich. Die Vodcast-Folge zur Bronzehand war besonders aufwändig: Neben Sounddesign und Color Grading war vor allem die Abstimmung mit dem Animator entscheidend. Bei der Handfeste hingegen muss das Sounddesign allein überzeugen, da wir keine visuellen Elemente haben. Daher nahm ich einige Sounds selbst auf.

Ausblick

Ziel ist es, die erstellten Episoden bei verschiedenen Organisationen zu pitchen und Sponsoren zu finden, um das Format fortzusetzen. Deshalb wurden die Folgen bislang noch nicht auf Spotify oder ähnlichen Plattformen veröffentlicht. Inhaltlich planen wir bereits fünf bis acht weitere Episoden – etwa zur Marcus-Aurelius-Büste von Yverdon, den Pfeilspitzen vom Lötschberg, einem Findling oder dem Hundeskelett aus dem Thurgau. Wir planen bei den Gegenständen mit Video zu arbeiten, bei denen es sich visuell anbietet und lohnt.

Hier geht es zu den Episoden:

Ep. 01 Die Berner Handfeste

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Ep. 02 Die Bronzehand von Prêles

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(vha)

In der Zusammenarbeit gab es gelegentlich Herausforderungen, etwa bei der Verteilung und Sicherung der Projektdateien – hier wäre ein zentraler, strukturierter Speicherort hilfreich gewesen. Einzelne Dateien lagen bei mir, andere bei Angus, was die Nachverfolgung aufwendiger machte. Zudem sollten wir künftig bei externen Interviews besser auf die Aufnahmebedingungen achten: Beim Interview im Unitobler waren auf der Tonspur beispielsweise Busgeräusche zu hören, die wir im Schnitt mühsam entfernen mussten. Für reine Audioaufnahmen wäre es sinnvoll, künftig ein Studio zu nutzen. Auch die zeitliche Planung war teils knapp: Besonders in der finalen Phase mit den Animationen wurde es eng. Rückblickend wäre mehr Pufferzeit hilfreich gewesen. Trotz dieser Punkte war die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen kreativen Köpfen sehr bereichernd – alle brachten eigene Perspektiven ein, was dem Projekt insgesamt zugutekam.

Learnings

Rückblickend war eines der größten Learnings die Komplexität der Teamarbeit bei einem so interdisziplinären Projekt. Die Koordination vieler Beteiligter erforderte klare Absprachen, sauberes Projektmanagement und Flexibilität. Immer wieder kam es zu kleineren Verzögerungen – insbesondere gegen Ende, als verschiedene Arbeitsschritte wie Animation, Mischung und Grading parallel liefen. Inhaltlich und gestalterisch bin ich mit dem Resultat sehr zufrieden – beide Episoden funktionieren in sich, sind atmosphärisch dicht und wurden von den Testhörer:innen sehr positiv aufgenommen.

Ein weiteres zentrales Learning betrifft die Planung: Künftig müssen wir noch frühzeitiger feste Abläufe definieren – von der Terminierung der Interviews bis zur Übergabe an die Postproduktion. Besonders bei multimedialen Projekten braucht es realistische Zeitpuffer und ein verlässliches Abwicklungssystem.