Ein «Musigweg» für die ganze Familie

Die Musig Eggersriet feiert ihr 150-Jahr-Jubiläum und beschenkt sich dabei mit einem Themenweg, der Gross und Klein in das spannende Phänomen «Musik» eintauchen lässt. Als Co-Konzeptionierer und Autor der Leitgeschichte war ich an den entscheidenden Puzzleteilen im Entstehungsprozess beteiligt.

Die Idee für den Eggersrieter Musigweg kam vom Präsidenten der Musig Eggersriet, Livio Camichel. Da ich schon oft für die befreundete Brassband Unterhaltungen moderieren durfte, war ihm meine kreative Ader nicht ganz verborgen geblieben. Er fragte mich bereits ganz zu Beginn im Prozess an, ob ich mit ihm am Konzept der Idee arbeiten wollte. Ein Themenweg? Das war etwas Neues für mich, also nichts wie rein in die Herausforderung!

Erste Überlegungen

In einer ersten Sitzung haben wir beide beraten, wie der Musigweg konzeptuell aufgebaut werden soll. Dafür stellten wir uns als Erstes die Frage nach dem Zielpublikum und kamen schnell zum Schluss: Der Themenweg soll hauptsächlich Familien, bereits mit kleinen Kindern, anziehen. Dieser Entscheid hatte folgende Konsequenzen für das Konzept:

  • Der Schwierigkeitsgrad der Wanderung muss leistbar sein / Möglichkeit, nur einen Teil zu absolvieren
  • Eine Geschichte muss durch den Weg führen, so bleiben die Kinder dran.
  • An den Stationen muss man etwas «tun» können, am besten spielerisch.
  • Die «Musig Eggersriet» wird zwar erwähnt, spielt aber nicht die Hauptrolle.

Der Weg

Der Weg führt rund um Eggersriet auf teils kinderwagentauglichen Wegen, aber nicht nur. Wir achteten bei der Konzeptionierung darauf, dass der Weg abwechslungsreich (Aussicht, Wald, unterschiedlicher Untergrund) ist und dass gute Pausenmöglichkeiten (Grillstelle / Spielplatz) bestehen. So entstand eine 4.6 Kilometer lange Runde mit 140 Höhenmetern.

Die Stationen

Die acht Stationen sind alle spielerisch aufgebaut. Überall gibt es etwas zur Musik zu lernen. Wir achteten bei der Konzeptionierung der Stationen darauf, möglichst ein breites Altersspektrum anzusprechen. Die meisten Stationen haben eine digitale Komponente. Via QR-Code werden zum Beispiel Musikstücke abgespielt.

Die Geschichte

Die Aufgaben an den Stationen sind für jüngere Kinder teils vielleicht etwas zu schwierig. Daher sollte sich die Rahmengeschichte eher an die jüngeren Kinder richten. Als Autor der Geschichte entwarf ich den Musikdrachen «Doremi», angelehnt an die Tonsprache aus der Musiktheorie. Doremi geht mit den Kindern auf die Reise. Ich habe bewusst die «Du-Perspektive» für die Geschichte gewählt, um so die Kinder Teil der Geschichte werden zu lassen. Die direkte Rede soll eine gewisse Lebendigkeit vermitteln. Hier ein Lesebeispiel zu Station 3:

«Sag mal Doremi, warum bist du denn so musikalisch? Du bist ja noch gar nicht lange auf der Welt», fragst du deinen Begleiter. Doremi denkt nach und muss lächeln. «Das ist eine gute Frage, eigentlich weiss ich das selber gar nicht so genau. Irgendwie ist das einfach in mir drin.» Das macht dich natürlich neugierig und du willst wissen, was denn genau in ihm drin ist.

Doremi beginnt jetzt nicht zu erzählen, sondern zu musizieren. Teils singt und pfeift er, teils trompetet er und dann trommelt er wieder etwas an die Stallwand. Dazu führt er einen fröhlichen Tanz auf.

«Wow, so viel Musik!» Du bist begeistert, stimmst mit ein, nimmst Doremi an der Hand und ihr tanzt gemeinsam.

«Schau mal, hier drin hats auch viel Musik.» Doremi zeigt auf das Memory vor euch. «Immer zwei gehören zusammen. Willst du es gegen mich versuchen?»

Eine Kindergeschichte spricht ihr Publikum nur dann richtig an, wenn sie auch ansprechend illustriert ist. Dafür haben wir Silvia Abegg als Zeichnerin ins Boot geholt. Im direkten Austausch mit mir sind dabei die Illustrationen von Doremis Reise entstanden. Das war ein gegenseitiger kreativer Prozess. Teils erhielt ich von ihren Zeichnungen Ideen für die Geschichte, teils wurden ihre Zeichnungen durch meinen Text inspiriert.

Die Organisation und die Bautätigkeit

Ein Projekt wie der Eggersrieter Musigweg besteht natürlich nicht nur aus dem kreativen und konzeptuellen Teil. Es geht um Finanzierung, Baubewilligungen, Korrespondenz, und, und, und… Selbstverständlich müssen die Stationen auch gebaut werden. Diese Teile des Prozess waren jedoch nicht Teil meiner Arbeit.

Am Sonntag, 22. Juni 2025 wird der Eggersrieter Musigweg im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums der Musig Eggersriet endlich eröffnet. Interessierte finden unter musigweg.ch alle wichtigen Informationen.

(abb)

Die kreative und konzeptuelle Arbeit am Musigweg war eine neue, spannende Herausforderung für mich. Es hat viel Spass gemacht, mit den verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten.

Auftragserteilung

Meine gute Vernetzung in der Blasmusik-Szene und der Umstand, dass sich ein gewisses kreatives Talent herumgesprochen hat, tragen dazu bei, dass immer wieder Projekte, die einen medialen Aspekt haben, an mich herangetragen werden. So auch in diesem Fall. Ich habe mich nicht aktiv um diesen Auftrag bemüht, nahm ihn aber mit grosser Freude an.

Anfangsphase und erste Sitzung

Bevor es in die kreativen Details ging, waren grundsätzliche Entscheide gefragt (siehe Beitrag). Livio und ich mussten uns im Klaren sein, was wir mit dem Musigweg bieten wollen und dabei immer im Auge behalten, was auch realistisch ist. Es galt, eine Balance zwischen «Innovation / Spektakel» und «Machbarkeit / Finanzierbarkeit» zu halten. Der frühe Fokus auf die Zielgruppe «Familie» half uns, unsere Ideen einzugrenzen. Wir sind beide sprudelnde Köpfe, die es manchmal vielleicht auch etwas übertreiben. Mehrere Male mussten wir mental einen Schritt zurücktreten und unsere Ideen mit einem möglichst objektiven Blick betrachten. Livio brachte unsere erste Idee zusätzlich in das Jubiläums-OK, wo sie von Menschen begutachtet wurde, die an der Ideenphase nicht beteiligt waren. Unsere Idee hielt diesem kritischen Blick stand und so konnten wir weiter daran arbeiten.

Der gesamte kreative Prozess kann kurz so zusammengefasst werden: Zuerst das Konzept, dann die Stationen, dann die Geschichte.

Die Stationen

Im kreativen Pingpong arbeiteten wir an mehreren Sitzungen an den Ideen für die Stationen. Dabei half mir mein pädagogischer Background als ausgebildeter Primarlehrer und Livio seine langjährige Tätigkeit als Dirigent einer Jugendmusik. Ausserdem ist er Vater zweier Kinder und somit mitten in der gewählten Zielgruppe. Bevor wir uns an die konkreten Umsetzungs-Ideen für die einzelnen Stationen machten, stellten wir eine Liste auf, welches die verschiedenen Themen sein sollten. Erst danach kam der spielerische, kreative Teil unserer gemeinsamen Arbeit.

Die Geschichte

Die Geschichte war meine grösste Aufgabe im Projekt «Musigweg». Ich habe mir während des Schreibprozesses immer folgende Fragen gestellt:

  1. Worum geht es bei der Station?
  2. Was erleben Doremi und die «Wanderkinder» hier?
  3. Wie mache ich die geschichtliche Verbindung zur vorangegangenen Station?
  4. Welche Gespräche gibt es?
  5. Wo befinde ich mich im Spannungsbogen?

Mir hat es beim Schreiben geholfen, Silvia Abeggs Bilder zu betrachten und mich gedanklich in den Zustand eines Kindes, das auf dem Musigweg unterwegs ist und auch in den Musikdrachen Doremi zu versetzen. Der Text musste ich selbstredend mehrfach überarbeiten, bis die finale Version stand. Er wurde von einer Vielzahl an Leuten gegengelesen, bevor die Geschichte in den Druck ging.

Fazit

Auch wenn ich das Endergebnis, also den Themenweg und die Familien, die darauf unterwegs sind, noch nicht betrachten kann, bin ich bereits jetzt sehr stolz auf das Ergebnis. Ich finde mir ist es gelungen, eine rührende Geschichte zu kreieren, in welche sich Kinder hineinziehen lassen werden. Auch von den ausgedachten Spielen und Aktivitäten an den Stationen bin ich ziemlich überzeugt. Ich denke, ein breites Publikum wird an den Stationen seinen Spass haben.