Für viele nichts, für wenige alles

Ein Portrait über einen Triathleten und seinen Weg an den Ironman Hawaii

Wie alles begann

Nach der Kurzdoku im Modul Audiovisuelles Erzählen 2 war mir klar, dass ich über den Sommer unbedingt ein weiteres Projekt realisieren wollte – grösser, intensiver und mit dem Ziel, weitere Erfahrungen zu sammeln und filmisch besser zu werden. Da kam es wie gerufen, dass sich mein ehemaliger Langlauf-Teamkollege Nicola am Ironman Thun für die Weltmeisterschaft in Hawaii qualifiziert hatte. Da dachte ich: Das wäre die perfekte Story für ein solches Projekt. Nicola war sofort begeistert von der Idee, sein Abenteuer filmisch festzuhalten.

Hier geht’s zum Film.

(vha)

Color Grading

Ein zentrales Ziel war für mich, tiefer ins Color Grading einzutauchen. Deshalb habe ich in s-log gefilmt – allerdings ohne zu wissen, was ich dabei genau tat oder welche Picture-Profile-Einstellungen aktiv waren. Erst während meines Auslandsemesters und später im Looks Bildgestaltung Minor wurde mir bewusst, wie entscheidend das Aufnahmeformat für die Postproduktion ist. Diese Unwissenheit machte den gesamten Nachbearbeitungsprozess deutlich aufwändiger – vor allem, weil wir mit unterschiedlichsten Kameras gearbeitet haben.

Interviews

Auch bei den Interviews lief nicht alles reibungslos: Beim ersten Interview hatte eine Kamera den Fokus nicht richtig gesetzt, weil sich die Sitzhaltung zwischen Einrichten und Dreh verändert hatte. Wir mussten es deshalb komplett wiederholen. Beim Interview mit Nicolas Eltern war ich mit der Lichtsetzung überfordert – ich baute ein klassisches Dreipunktlicht wie bei einer Einzelperson auf, was dazu führte, dass eine Person stark überbelichtet war. Beim nächsten Mal würde ich das Licht nicht direkt auf die Personen richten, sondern über eine weisse Wand oder einen Reflektor bouncen lassen und zusätzlich mit Diffusoren arbeiten. Auch das Setdesign hätte ich im Nachhinein gerne atmosphärischer gestaltet – zum Beispiel mit einem Hintergrundlicht.

Ton

Ein weiterer technischer Stolperstein war der Ton. Einige Aussagen wurden in einem sehr halligen Raum aufgenommen, was trotz Nachbearbeitung noch hörbar bleibt.

Dramaturgie

Um das Storytelling auch während Nicolas Aufenthalt in Hawaii weiterzuführen, habe ich im Voraus eine Liste mit gezielten Szenen und Motiven erstellt, die seine Brüder vor Ort aufnehmen sollten. Das hat geholfen, auch aus der Ferne gezielt ergänzendes Bildmaterial zu bekommen, das für den dramaturgischen Aufbau wichtig war. Allgemein wäre es sinnvoll gewesen ganz am Anfang schon eine Idee zu haben, wie die Story aufgebaut sein könnte, denn das habe ich dann am Ende wieder zu spüren bekommen, dass ich einfach ohne Plan einer möglichen Story gefilmt und Interviews geführt habe.

Nach den Interviews mit Nicola, seinen Brüdern – auch aus Hawaii – und seinen Eltern hatte ich eine Fülle an Material. Um den Überblick zu behalten, habe ich alle Aussagen auf Post-it’s notiert und damit eine erste analoge Timeline erstellt. Anschliessend habe ich die Aussagen thematisch sortiert in separate Timelines von Davinci Resolve geschnitten, um sie später in eine übergreifende Struktur zusammenzuführen. Besonders der Teil vor Hawaii war herausfordernd – ich tat mich schwer damit, einen klaren Spannungsbogen zu entwickeln und zu entscheiden, was wirklich in den Film gehört.

Erst durch mehrere Feedbackrunden, das Umstellen ganzer Sequenzen und viel Ausprobieren fand ich schliesslich eine Dramaturgie, die aus meiner Sicht einen guten Mix bietet – sowohl für Nicolas Umfeld, das ihn gut kennt, als auch für ein Publikum, das ihn nicht persönlich kennt.

Fazit

Nach insgesamt elf Drehtagen in der Schweiz und zusätzlichem Filmmaterial, das einer von Nicolas Brüdern während Hawaii gedreht hat, begann ich nach meinem Auslandsemester in Stuttgart mit dem Schnitt. Zwischen Studium, Abgaben und anderen Projekten wurde mein Zeitmanagement auf eine echte Probe gestellt – zumal das Premierendatum am 28. Mai bereits feststand. Nach etlichen Nachtschichten, langen Wochenenden im Medienhaus und zwei bis drei kleineren Krisen habe ich es schliesslich rechtzeitig geschafft. Auch wenn der Film nicht mehr ganz meinem aktuellen Wissensstand entspricht, aufgrund meiner exponentiellen Lernkurve im letzten Jahr, bin ich dennoch stolz auf das Resultat und vor allem auf die wertvolle Erfahrung, die ich dabei machen durfte. Besonders berührend war die Premiere, bei der ich in viele glückliche Gesichter blicken durfte – Menschen, denen der Film etwas bedeutet hat oder denen er einfach gefallen hat.