Zurück zu den 80s mit Radio Calanda

Oder genauer mit Lars Hanselmann, das Ying-Yang des Digezz Radio Projektes. Kurz gesagt: Zu viel Wissen über die achtziger Jahre, umgekehrt fast keine Ahnung übers Radiomachen. Ein heiterer Spass für Zuhörer_Innen und Produzent!

Die Radio Calanda 80’s Show entstand durch den Zufall, dass ich nach einem Semesterunterbruch in eine neue Klasse eingefügt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich kaum jemanden aus der neuen Klasse, oder gar Radio Calanda. Ich gebe jetzt mal Corona die Schuld, was mich und uns für eine sehr lange Zeit davon abgehalten hat, das Sozialleben an der FH in Chur auszuleben. Bis anhin fühlte ich mich im Videobereich wohl und habe mich noch zu wenig mit Audio befasst. Dies wollte ich in dem Semester ändern und intensiver mit dem Adobe Programm Audition arbeiten. Erste Ideen über einen Podcast zu den 80ern, oder gar eine gestaltete Radiosendung, schwirrten mir im Kopf, als ich eigentlich dem Dozent Daniel Köhler in Medienrecht hätte zuhören sollen. Beim Thema Musikrechte erwähnte er plötzlich, dass ein Mitschüler in der Parallelklasse ein privates Radio betreibt. Da wurde ich hellhörig. Beim Digezz Coaching wurde ich aufgeklärt und es wurde mir nahegelegt, dass ich mich bei Marc Hanimann melden solle, er betreibt zusammen mit Melina Aeschbach und Melissa Stüssi Radio Calanda.

Gesagt, getan. Alle waren sehr offen für mein Vorhaben und gaben grünes Licht. Jetzt lag es an mir, mein Repertoire an schrillen Klängen aus elektrischen Maschinen oder Gitarren auszupacken, geschmückt mit Facts aus vergangenen Tagen. Grundsätzlich hatte ich sehr viel Freiheit, was die Gestaltung anbelangte. Als totaler Neuling vor einem Radiomikrofon laberte ich einfach drauf los. In der ersten Sendung, sowie zum Teil auch noch später, hörte es sich aber mehr nach einer Lesung an, als nach Moderation. Gemäss dem Workflow, welchen wir in der Designthinking Woche gelernt haben, wurde eine Sendung produziert, begutachtet, verbessert und eine weitere Sendung aufgenommen. Somit ist das Konzept mit der Sendung mitgewachsen, denn zu Beginn sah dies nur vor, eine Show mit einer Länge von 90 Minuten zu produzieren, gefüllt mit Moderation und Musik aus den Jahren 1980 – 1989. Grundsätzlich sollte es in jeder Sendung mindestens einen Schweizer Künstler_in haben. Allmählich entstanden Shows, welche mit einem roten Faden durch ein Thema folgten, bis hin zur Umsetzung der Stundenuhr, welche eine Nachrichtensendung zulässt. 

Die Sendungen im Überblick:

1 Sendung: Eröffnungsparty 

Die Eröffnungsparty überwiegt mit dem Genere Disco. Sie beinhaltet noch keine Jingles oder andere corporate design Sounds von Radio Calanda. 

2 Sendung: Generemix

Die zweite Sendung enthält einen bunten Mix von Genres, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Erstmals wird die Sendung mit einem Opener eröffnet, sowie die Stimme mit einem Kompressor bearbeitet wurde.

3 Sendung: Retrotech

In dieser Sendung gibt es Facts zu einem sehr bekannten Gerät, statt zur Musik. 

4 Sendung: Take it easy

Die Musik ist überwiegend langsam und nicht tanzbar. Eine ruhige Sendung zum Entspannen. Erstmals werden Drops gesetzt, welche von Marc Hanimann eingesprochen wurden.

5 Sendung: Rotterdam Spezial

Spezialsendung, da alle Studenten, inklusive mir als Moderator, nicht in Chur waren. Es gibt ausschliesslich Musik aus einem Land, welches musiktechnisch während den 80’s nicht viel geleistet hat. Es gibt keine Infos zu den Liedern, sondern nur Durchsagen, dass alle in Rotterdam sind. Es soll impliziert werden, dass es sich bei dieser Sondersendung um eine vorproduzierte Sendung handelt. 

6 Sendung: Hitparade

20 Tophits aus den Jahren 1980-1999. Zwischen dem Jahreswechsel gibt es Facts zu Geschehnissen aus dieser Zeit. Erste Sendung, bei welcher das Musikprogramm einer thematisch strikten Gestaltung folgt. Opener und Drops werden richtig angewendet. Moderationsstil wird lockerer.

7 Sendung: Italo Disco

Themensendung zu einem Genre. Während 90 Minuten wird erklärt, was das das Genere Italo Disco ausmacht, mit den bekanntesten Interpreten. In dieser Sendung ist zum ersten Mal der eigens erstellte Show Jingle zu hören.

8 Sendung: Rock n Roll!

Themensendung zum Genre Rock’n’Roll, als Pendant zum elektrischen Vorgänger (Italo Disco). Erstmals wird die Stundenuhr umgesetzt, was bei der Eröffnung eine Vorschau der Songs ermöglicht, sowie die Nachrichtensendung zur vollen Stunde. Moderationsstil wird fliessender und zügiger.

9 Sendung: Mix it

Unterschiedliche Genres führen durch die Sendung. Intensives Kontrollieren und Nachbessern haben dazu geführt, dass mit der 9. Sendung ein fixes Konzept gefestigt wurde. 

10 Sendung: Jubiläum

Jubiläumssendung zur zehnten Show. Besonders dabei, es ist die erste echte Livesendung, inklusive einem Gast. Im Gespräch erscheint die Art und Tonalität der Moderation lockerer und nicht abgelesen.

11 Sendung: Film ab!

Themensendung, ausschliesslich mit Musik aus bekannten Filmen der 80’s. 

12 Sendung: Abschlussparty

Die letzte Sendung wurde musikalisch stark inspiriert von der ersten Sendung, jedoch unter dem Gerüst des neuen Konzeptes. 

Da der Vertrag mit der Suisa nicht vorsieht, dass meine Musiksendung, als Podcast unter radiocalanda.ch oder Digezz zum nachhören gespeichert wird, kann jede Sendung in der Artzone vom Medienhaus gehört werden. Ich hoffe, du weisst, wie man einen Kassettenrecorder bedient. Andernfalls wird dir anaLOGO als moralische Unterstützung zur Seite stehen.

Die Radio Calanda 80’s Show befindet sich jetzt nicht nur in der Semesterpause, sondern wird so nicht mehr weiter umgesetzt. Das erarbeitete Konzept wird jedoch komplett übernommen und mit leichten Neuerungen ins nächste Semester starten.

(bas)

Nun ist es so weit. Vor einem halben Jahr stand ich noch vor nichts als einer Idee. Ich konnte mich während dieser Zeit mit einem Thema befassen, welches mich schon ein Leben lang fasziniert. Manchmal glaube ich, dass ich die 80’s schon in einem Leben davor gelebt habe. Diese Leidenschaft war eine grosse Unterstützung, beim Projekt zu bleiben und stetig daran zu arbeiten. Es war nicht immer einfach, denn totales Nichtwissen überlasteten mein Vorhaben sehr. Ich kenne zwar viele Lieder aus den 80’s, radiomachen war jedoch total neu für mich. Ein grosses Problem hatte ich mit dem Workflow. Da ich keine Ahnung vom Moderieren habe, musste ich dies learning by doing machen, mich von Marc Hanimann coachen lassen und habe natürlich am Radiotag mitgemacht. Nebenbei habe ich Dokumente mit Tipps für Tonalität und Sprache erhalten. Auch der Input Schreiben fürs Sprechen im Fach Schreiben und Sprechen haben geholfen. Da viele Versprecher und zu Beginn Nervosität vorgeplant waren, sah das Konzept vor, dass die Sendung vorproduziert wird. Die Zuhörer wurden mehr oder weniger absichtlich NICHT darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Sendung nicht live ist. Der Aufwand einer vorproduzierten Sendung sprengte schon beim ersten Mal den angestrebten Rahmen. Mit den ersten Sendungen war ich bis zu zehn Stunden beschäftigt. Routine verkürzten den Aufwand dann durchschnittlich auf ca. 8 Stunden pro Sendung. Da es sich um eine vorproduzierte Sendung handelte, konnte der Workflow nur schlecht an die Bedingungen angepasst werden, was dazu führte, dass jede Sendung nach gleichem Ablauf entstanden ist. Zuerst musste ich ein Brainstorming machen, zu welcher Thematik oder Genere ich eine Sendung machen möchte. Als ich davon eine konkrete Vorstellung hatte, schrieb ich passende Lieder auf, welche ich kannte. Eine Sendung benötigt ungefähr 25 Lieder. Fehlende Musik wurde im internet recherchiert. Anschliessend musste ich Fakten zu Bands, Genres, Geschehnissen uvm. recherchieren. Sobald ich ein Sammelsurium an Inhalt hatte, wurde dieser in einem Musikprogramm geordnet und mit Moderationstext versehen, in schweizerdeutscher phonetischer Schreibweise. Diese Arbeit nahm etwa die Hälfte der Arbeit ein. Sobald die Sendung theoretisch in schriftlicher Form bestand, wurde der Text in der Tonkabine oder im Radiostudio aufgenommen. Diese Daten wurden anschliessend mit Adobe Audition einzeln überarbeitet, damit der Pegel und Kompression stimmte. Da ich mit meiner Sendung eine Nische bediente, konnte ich das bestehende Musikregister von Radio Calanda nur spärlich bis kaum benutzen. Praktisch jeder Song musste besorgt werden, teils analog. Das Auftreiben der Musik frass unnötig viel zeit. All dies fügte ich in Adobe Audition zu einem gesamten Werk zusammen, inklusive Jingles. Das Berücksichtigen der Stundenuhr führte ab den Sendungen mit Nachrichten zu mehr Aufwand, da nun schon bei der Planung intensiv auf Dauer der Lieder und Moderation die volle Stunde berücksichtigt werden musste. Jede Sendung wurde vor Ausstrahlung mehrfach von mir und Marc komplett angehört und geprüft.

Grundsätzlich vorgesehen war die Abgabe der jeweiligen Sendung am Samstag, also drei Tage vor Ausstrahlung der Sendung. Den Aufwand für dieses Projekt habe ich total unterschätzt, was mehrfach dazu geführt hatte, dass ich die Sendung nach Nachtschichten nicht termingerecht abgeben konnte. Einerseits liegt dies daran, dass wir unter der Woche Unterricht hatten und die Produktion von Ton und der Sendung am Wochenende gemacht werden musste, sprich Freitag Samstag. Um mehr Puffer zu haben, diskutierte ich mit Marc darüber, ob die Möglichkeit besteht, die Sendung nur jede 2. Woche zu machen. Dieser Plan wurde jedoch schlussendlich beidseitig abgelehnt.

Bei der Sondersendung 10, welche Live war, hatte ich Marc Hanimann als Co Moderator. Mir ist dabei aufgefallen, dass eine Livesendung weniger Zeit beansprucht. Ich musste nur die fehlenden Lieder mitbringen mit dem Ablauf und den Text mit Recherche vorbereiten. Zusätzlich habe ich bemerkt, dass eine Radiosendung mit zwei Personen viel angenehmer ist, da ein Gespräch viel freier ist und somit nicht abgelesen klingt. Fehler und Versprecher konnten jedoch nicht beseitigt werden und nach 90 Minuten war das werk «draussen», so wie es halt gemacht wurde.

Persönliche Learnings:

Ich fühle mich mittlerweile hinter dem Mikrofon schon recht sicher.

Ich habe das Programm Adobe Audition näher kennengelernt, inklusive dem Erstellen des Jingles.

 

Fazit:

Für das nächste Semester ist ein ähnliches Projekt geplant. Für mich persönlich möchte ich folgendes besser machen und euch auf den Weg geben:

Die ersten Sendungen sollten schon vor der Prämiere fertiggestellt sein, als Puffer für spätere Sendungen.

Ein Podcast, oder wie in meinem Fall eine Radio Sendung, ist angenehmer zu produzieren, wie auch zum Hören, wenn mindestens zwei Moderatoren mitmachen.

Oft habe ich den Text phonetisch genau so geschrieben, wie ich moderiert habe. Ich empfehle, diese Methode so schnell wie möglich abzugewöhnen und frei zu reden. Ablesen ist grundsätzlich nicht schlecht, muss in dem Fall jedoch auch geübt werden!

Thumbnails und Insta Beiträge für die Sendung kamen oft zu kurz, da die Produktion der Sendung selber zu viel Aufwand bereitete. Den Wert der Werbung und socialmedia Beiträgen darf nicht unterschätzt werden und muss genau so in die Planung des Projektes einfliessen.

 

Ich möchte mich beim gesamten Radio Calanda Team bedanken, welches mich so herzlich und unkompliziert aufgenommen hat. Sie waren stets mit Tipps zur Seite, haben jedoch keine Eingriffe in mein persönliches Projekt vorgenommen. Die kreative Freiheit genoss ich sehr und schätze dies.