Wie siehst du das?

Die Audiodeskription ist eine Form der Zugänglichkeit zu Filmen oder kulturuellen Anlässen für ein blindes oder sehbehindertes Publikum. Es wird auf der akustischen Ebene beschrieben, welche wesentlichen Handlungen gerade geschehen, damit mehr Leute daran teilhaben können.
In meiner Forschungsarbeit recherchierte ich in der Literatur und durch drei Gespräche mit Expertinnen und Experten, wie eine Audiodeskription (AD) benutzerfreundlich und immersiv umgesetzt werden kann. Das beginnt beim Wissen der Zielgruppe um die Angebote mit AD und geht damit weiter, ob sie die notwendigen Geräte bedienen und die Wege dahin selbstständig zurücklegen kann. Nicht zuletzt kommt es auf die Umsetzung der AD selbst an, damit das Erlebnis für sehbehinderte und blinde Menschen möglichst gleichwertig ist wie das für das sehende Publikum.
Viele verwechseln das und sagen, der Film ist barrierefrei, also untertitelt. Das nützt mir ziemlich wenig.
Nur eine AD, die existiert, hat auch das Potenzial, benutzerfreundlich zu sein. Auf der Basis der drei Interviews und der Literatur ist das oberste Ziel der AD, dem Publikum einen Film und seine Handlung verständlich zu machen. Wenn das nicht gegeben ist, beispielsweise indem die Beschreibung von nonverbaler Kommunikation weggelassen wird, kann die AD als unbrauchbar definiert werden. Das ist das Fundament für eine benutzerfreundliche und immersive AD.
Verschiedene Vorlieben gibt es gegenüber einer interpretativen («er hat Angst») und einer deskriptiven «er zittert und macht grosse Augen») Wortwahl, ebenso gegenüber einer neutralen oder emotionalen Stimmlage der Sprechperson. Wie das Sprechtempo und die Informationsdichte müssen sie auf die Zielgruppe des jeweiligen Films individuell abgestimmt werden.
Braucht es denn überhaupt Hörfilme (Filme mit AD), wenn doch auf Medien wie Hörbücher, Hörspiele, Radio und Podcasts ausgewichen werden kann? Ganz eindeutig ja – das Behindertengleichstellungsgesetz sieht vor, für alle Menschen Rahmenbedingungen zu schaffen, die es erleichtern, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dazu gehört auch, ihnen nicht eine komplette Mediengattung vorzuenthalten. Die aufgezählten Medienarten haben alle ihre unterschiedlichen Eigenschaften und dürfen sich auch weiterhin voneinander unterscheiden.
Als Lehrprojekt habe ich selbst eine AD für den Ausschnitt eines Spielfilms erstellt. In die Produktion habe ich die Erkenntnisse aus meiner Thesis einfliessen lassen. Im Zuge dessen habe ich mit einer Schauspielerin zusammengearbeitet und die erste Version im Rahmen eines Workshops gezeigt. Die Teilnehmenden waren alle blind oder sehbehindert und haben mir wertvolles Feedback gegeben. Dieses habe ich, wo es möglich war, in die AD der Abgabeversion eingearbeitet.
Das Lehrprojekt kann aus Urheberrechtsgründen nicht auf dieser Plattform publiziert werden.