Wenn Typografie den Unterschied macht

Typografie ist überall, doch typografische Details werden oft übersehen. Während sich jeder Gedanken über Rechtschreibung macht, bleiben falsche Anführungszeichen und krumme Apostrophe unentdeckt. Genau hier setzt «typoli» an: ein Tool, das diese kleinen, aber wichtigen Korrekturen einfach und schnell erledigt.
Jeder kennt es: Man feilt stundenlang an Formulierungen und prüft die Rechtschreibung bis ins letzte Komma. Doch trotz aller Mühe wirkt das Ergebnis unruhig, irgendwie unprofessionell. Der Grund dafür liegt oft im Verborgenen, in einer Disziplin, die im digitalen Alltag fast in Vergessenheit geraten ist – der Typografie. Falsch gesetzte Anführungszeichen, doppelte Leerschläge oder ein einfacher Bindestrich, wo eigentlich ein Gedankenstrich hingehört – es sind diese Details, die unbewusst den Lesefluss stören und die Qualität eines Textes schmälern.
Was ist typoli?
Genau hier setzt «typoli» an. Es ist kein Ersatz für die Rechtschreibprüfung, sondern deren logische Ergänzung. Die Anwendung ist denkbar einfach: Man schreibt oder kopiert einen rohen Text in ein Eingabefeld, und mit einem Klick wird eine typografisch bereinigte Version ausgegeben. Ohne komplexe Einstellungen oder langwierige manuelle Korrekturen verwandelt «typoli» typische Fehler in saubere Typografie – dabei orientiert sich das Tool konsequent an den Schweizer Typografiestandards:
- Plumpe “Gänsefüsschen“ werden zu eleganten Schweizer «Guillemets».
- Gerade Apostrophe wie verwandeln sich in typografisch korrekte, geschwungene Apostrophe.
- Bindestriche werden intelligent in Gedankenstriche oder korrekte Trennstriche umgewandelt.
- Falsch codierte Zeichen werden automatisch in lesbare Zeichen umgewandelt.
- und vieles mehr.
Das Ziel von «typoli» ist eine schnelle, zugängliche Lösung für 90 Prozent der alltäglichen Textarbeiten zu bieten – von der Semesterarbeit bis zur wichtigen E-Mail.
Vom Problem zur Lösung
Schon länger stand der Wunsch im Raum, für Digezz ein eigenes Programmierprojekt umzusetzen – aber es sollte etwas Sinnvolles sein, ein Werkzeug mit echtem Nutzen. Als gelernter Mediengestalter kannte ich den Frust über unsaubere Typografie nur zu gut, während mein Alltag als Student immer wieder zeigte, dass für typografische Details oft die Zeit fehlt.
Der zündende Funke kam dann durch einen Zufall: Beim Anblick eines simplen Texteditors in einer Online-Werbung fiel der Groschen. Die Vision war sofort da: ein Werkzeug zu schaffen, das eine Brücke zwischen professionellem Anspruch und pragmatischem Alltag schlägt. Das Resultat ist «typoli».
Das Tool steckt noch in den Kinderschuhen, die Umsetzung ist einfach gehalten und kann sicher noch Fehler produzieren. Aber es ist ein Anfang. Wer neugierig geworden ist und seinen eigenen Texten etwas Gutes tun möchte, ist herzlich eingeladen, «typoli» selbst auszuprobieren:
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(abb)
Die Grundidee von «typoli» war es, ein einfaches Web-Tool zu schaffen, das eine ganz bestimmte Aufgabe löst: die automatische Korrektur typografischer Fehler. Das Konzept entstand aus der Erkenntnis, dass viele Texte zwar orthografisch korrekt sind, aber durch typografische Mängel an Qualität verlieren. Ziel war es, eine zugängliche Lösung für ein Problem zu schaffen, das sowohl Laien als auch Profis betrifft, wenn auch auf unterschiedliche Weise.
Workflow & Umsetzung
Da ich keine Erfahrungen mit solchen Projekten hatte, war es zunächst wichtig, all meine Gedanken und Ideen auszuformulieren und mir einen Plan zu erstellen, der für mich auch umsetzbar ist. Ich habe mir zu Beginn in das Framework Nuxt/Vue eingearbeitet, um zu verstehen, wie es funktioniert.
Die technische Umsetzung startete mit einem kleinen Input-Output-Bereich auf der Seite, dann die Regex-Regeln aus meiner typografischen Sammlung. Ohne KI hätte ich dieses Projekt natürlich nicht umsetzen können. Sie war mein ständiger Begleiter und hat mir Dinge beigebracht: Wie funktioniert GitHub, was sind Branches, wie funktioniert Docker, wie deploye ich mein Projekt am besten. All das war mir fremd.
In der aktuellen Version von «typoli» gibt es den «Casual-Mode». Dieser ist für einfache Texte und schnelles bearbeiten von kleinen Korrekturen gedacht. In Zukunft wäre ein «Expert-Mode» angedacht, der die Funktionalität noch erweitert. Dieser richtet sich dann eher an ein Publikum, dass sich noch stärker mit Layout oder Mikrotypografie beschäftigt. Im MVP ist diese Funktionalität noch nicht vorhanden und wird zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt.
Tools: VS Code als Entwicklungsumgebung, Docker für das Backend. Für die Regex-Logik war ich stark auf KI angewiesen, weil die Abhängigkeiten zwischen den Regeln schnell unübersichtlich wurden.
Herausforderungen
An der Regex-Logik habe ich mir sprichwörtlich die Zähne ausgebissen. Jede Änderung hatte zur Folge, dass eine andere Regel nicht mehr funktionierte, oder vielleicht war sie in der Logik nur am falschen Platz. Natürlich hätte ich gerne noch mehr Korrekturen eingebaut, aber vom Umfang her lag das nicht drin. Ich weiss auch nicht, ob das ein guter Ansatz ist oder ob das einfacher gehen würde, um ein solches Tool umzusetzen.
Das Deployment war sehr überraschend aufwändig. Ich dachte mir, das wird sicher kein Problem, wenn ich das auf Vercel deploye. Falsch gedacht – Vercel kann nicht mit Python umgehen. Eine Woche vor Abgabe begann ich panisch, die Python-Logik nach JavaScript zu portieren. Das klappte nicht. Dann habe ich “Render” entdeckt, die kostengünstig Backend-Lösungen anbieten, und mein Projekt für ein hybrides Deployment umgestellt. Das hat dann mehr oder weniger reibungslos funktioniert.
Selbstkritik
Was gut gelaufen ist: Die Grundidee stimmt, das Tool funktioniert und löst ein echtes Problem. Der Casual Mode macht genau das, was er soll – typografische Grundkorrekturen schnell und unkompliziert. Die technische Umsetzung mit Nuxt.js und Flask ist solid, auch wenn der Weg dorthin holprig war.
Was nicht so gut war: Den Deployment-Prozess hätte ich viel früher angehen müssen. Ich hatte die Komplexität unterschätzt und mir das alles viel zu einfach vorgestellt. Die Regex-Reihenfolge war ein riesiger Brocken, den ich ohne externe Hilfe nie bewältigt hätte.
Der Expert Mode blieb auf der Strecke – eine bewusste Entscheidung für das MVP, aber trotzdem schade. Das Projekt steckt noch ziemlich in den Kinderschuhen und hat sehr viel Ausbaupotenzial.
Learnings
Ein gutes Learning war der Umgang mit KI und Coding. Unterschiedliche Modelle verwenden, weil wenn eines nicht mehr weiter weiss, dann findet meistens das andere die Lösung. Ich habe verschiedene Modelle für Planung, Coding, Debugging oder andere kleine Aufgaben verwendet, um die Aufgaben sinnvoll aufzuteilen.
Meine wichtigste Erkenntnis: Deployment und Infrastruktur sind keine Nebensache, die man mal eben am Ende erledigt. Das wird mir beim nächsten Mal nicht mehr passieren.
Das Resultat finde ich ziemlich gelungen, obwohl ich gehofft hätte, es ausführlicher hinzukriegen. Persönlich bin ich stolz darauf, mein erstes «richtiges» Programmierprojekt durchgezogen zu haben – auch wenn es anders gelaufen ist als geplant. Mir ist absolut bewusst, dass typoli keine Wunder bewirkt, aber wenn der eine oder andere seinen Text in Sekunden mit einheitlichen Anführungszeichen versehen kann, ohne mühseliges Durchforsten, dann hat es sich gelohnt.
Das Projekt hat mir gezeigt, dass die Kombination aus Fachwissen (Typografie) und technischen Skills (Programmierung) zu spannenden Lösungen führen kann. Auch wenn der Weg steiniger war als erwartet. Alles in allem konnte ich eine solide Grundbasis mit diesem Projekt legen, auf der ich in Zukunft aufbauen möchte.