Vom Platzhalter zur echten Marke

Wie unser 3D-Werbespot ein Zuhause fand

Im letzten Semester haben wir mit unserem Projekt – einem 3D-animierten Werbespot rund um ein fiktives UFO-Platzhalterobjekt – den Grundstein für unser Start-up Rigged Motion Studios gelegt. Damals war es unser Ziel, nicht nur unsere Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, sondern uns als ernstzunehmende Akteure im Bereich der 3D-Animation und visuellen Medien zu positionieren. Die Kombination aus Werbefilm und Website, ergänzt durch eine öffentliche Auktion, war unsere kreative Antwort auf die Frage: Wie macht man sich ohne bestehende Kunden einen Namen?
Doch wie ging es weiter? Was geschah nach dem Launch?

Zwei Monate intensive Akquise – ein Reality Check
Direkt zu Beginn des neuen Semesters starteten wir mit der Umsetzung unseres Marketingplans: Zwei volle Monate lang betrieben wir intensive Kaltakquise. Wir versendeten unzählige E-Mails, führten telefonische Erstgespräche und wagten sogar direkte Besuche bei potenziellen Kund:innen. Unser Ziel war es, nicht nur Aufmerksamkeit zu erzeugen, sondern konkrete Gebote für die Auktion unseres Werbespots zu generieren.
Die Realität holte uns jedoch schnell ein: Trotz aufwändiger Kommunikationsarbeit blieb der durchschlagende Erfolg aus. Zwar erhielten wir hier und da positives Feedback – vor allem für die visuelle Qualität unseres Spots – aber echtes Interesse, gar ein ernst gemeintes Gebot, liess auf sich warten.
Diese Phase war nicht einfach. Sie zwang uns, unser Projekt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und unser Selbstverständnis als Medienproduzenten kritisch zu hinterfragen. Doch manchmal braucht es Geduld – und den richtigen Moment.

Die unerwartete Wendung – ein Anruf aus dem Berner Oberland
Nur wenige Tage vor Auktionsschluss erreichte uns dann doch noch die ersehnte Nachricht: Eine lokale Bierbrauerei aus dem Berner Oberland war auf unser Video aufmerksam geworden – und begeistert. In einem kurzen, aber intensiven Austausch zeigten sie nicht nur ernsthaftes Interesse, sondern überboten das bis dahin höchste Gebot deutlich. Plötzlich hatte unser Spot einen neuen Besitzer – und wir unseren ersten echten Kunden.
Dieser Moment war nicht nur ein emotionaler Befreiungsschlag, sondern auch der Beweis: Unsere Idee funktioniert. Kreativität, verbunden mit einer klaren strategischen Kommunikation, kann tatsächlich Türen öffnen.

Vom Platzhalter zur Produkt-Inszenierung – Der Film im Wandel
Nach der erfolgreichen Auktion folgte der nächste wichtige Schritt: die Anpassung des Spots an das reale Produkt unseres neuen Kunden – eine eigens gebraute Biersorte. Dabei wurde schnell klar, dass es nicht ausreichen würde, einfach das Platzhalterobjekt auszutauschen. Zusammen mit der Brauerei entwickelten wir ein überarbeitetes Konzept mit drei zentralen Änderungen:
1.⁠ ⁠Produktintegration: Die UFO-Erscheinung blieb erhalten, doch das bisherige „Dummy“-Objekt wurde durch eine stilisierte digitale Repräsentation der echten Bierflasche ersetzt.
2.⁠ ⁠Sounddesign-Überarbeitung: Um dem Produkt eine emotionalere Tiefe zu verleihen, passten wir auch das Audio-Design an – subtiler, organischer, und mit neuen Details, die besser zur Markenidentität der Brauerei passten.
3.⁠ ⁠Neuer Final Shot: Der letzte Shot wurde komplett neu gedreht und ersetzt. Dieser finale Moment des Spots sollte nun nicht mehr nur überraschen, sondern gleichzeitig einen klaren Bezug zur Marke schaffen.

Nachdreharbeiten und Postproduktion – Der Weg zum finalen Spot
Die Umsetzung dieses Plans erforderte neue Dreharbeiten – und erneut stellte sich unsere Hauptdarstellerin Juliette zur Verfügung. Wieder drehte das Team in der bewährten Umgebung des Filmstudios an der Fellerstrasse in Bern.
In der Postproduktion lag der Fokus auf der digitalen Integration der echten Bierflasche. Diese wurde mittels 3D-Scanning in Blender detailgetreu rekonstruiert und in die bestehende Szene eingebettet. Der Anspruch: eine nahezu nahtlose Verbindung zwischen real gedrehtem Material und animierter Welt.
Dank gezielter Arbeit in After Effects, Blender und Premiere Pro konnten wir die Übergänge so gestalten, dass das Produkt organisch in die filmische Atmosphäre eingebettet wurde – ohne an visuellem Realismus einzubüssen.

Der Spot auf den Solothurner Biertagen – Publikumspremiere
Pünktlich zu den Solothurner Biertagen war der neue Spot fertig. An allen drei Messetagen wurde er prominent am Stand der Brauerei gezeigt – vor einem vielfältigen, teilweise branchenerfahrenen Publikum. Für uns war das mehr als nur eine Projektpräsentation: Es war ein echter Proof-of-Concept.
Das direkte Feedback der Besucher:innen war überwältigend positiv. Viele blieben länger stehen, diskutierten über das Video – und fragten nach dem Team dahinter. Für uns ein erstes Gefühl von Marktwirkung, das sich nicht in Zahlen, aber sehr wohl in zwischenmenschlichen Reaktionen messen lässt.

Was wir gelernt haben – und was kommt als Nächstes
Dieses Semester hat uns gelehrt, dass Sichtbarkeit allein nicht reicht – aber Hartnäckigkeit oft belohnt wird. Unser Spot hat in seiner zweiten Version nicht nur an technischer Qualität gewonnen, sondern auch eine narrative Tiefe erreicht, die erst durch die konkrete Markenanbindung möglich wurde.
Gleichzeitig hat sich unsere Vision von Rigged Motion Studios weiter geschärft: Wir wollen keine Massenware produzieren. Wir wollen mit unseren Kunden Geschichten erzählen, Produkte in Szene setzen und visuelle Welten schaffen, die emotional berühren und im Gedächtnis bleiben.

Ausblick
Mit dem Projektabschluss und der erfolgreichen Kooperation mit der Brauerei verfügen wir nun über ein marktfähiges Showpiece – ein hybrides Werk zwischen Fiktion und Markenrealität. In Zukunft planen wir, diesen Spot als Teil unseres Portfolios aktiv für weitere Akquisegespräche zu nutzen – und noch stärker auf individuelle, kreative Produktinszenierungen zu setzen.
Das UFO ist gelandet. Und es hat eine Botschaft: Gute Geschichten verkaufen Produkte.

Link zum fertigen Spot: https://youtu.be/eyh9ttBNRkc
Link zum Letzten Digezz Beitrag: https://www.digezz.ch/rigged-motion-studios-werbevideo/
Mehr Informationen unter: https://rigged-motion.com

(abb)

Was wir ehrlich zugeben müssen: Zwei Monate Kaltakquise klingt strategisch – war aber teilweise auch planlos. Wir haben zu wenig Zeit in die Zielgruppenanalyse investiert und zu viel gehofft, dass unser Spot für sich spricht. Die meisten unserer E-Mails landeten wahrscheinlich ungelesen im Spam-Ordner.
Glück vs. Strategie: Der Anruf aus dem Berner Oberland war ehrlich gesagt mehr Glück als geniale Marketingstrategie. Wir hätten fast aufgegeben – und ohne diesen einen Kunden wäre das Projekt gescheitert. Das zeigt, wie dünn das Eis war, auf dem wir uns bewegten.
Unrealistische Erwartungen: Im Nachhinein war die Auktionsidee vielleicht zu experimentell für den lokalen Markt. Unternehmen kaufen nicht gerne die Katze im Sack – auch wenn sie schön animiert ist. Wir haben unterschätzt, wie risikoavers potenzielle Kunden sind.
Fehlende Backup-Pläne: Was wäre passiert, wenn sich kein Käufer gefunden hätte? Wir hatten keinen Plan B und haben zu lange an einer einzigen Idee festgehalten, statt flexibler zu agieren.