Videotrash-Recycling

Beitragsbild Videotrash Recycling

Wer kennt es nicht: Man ist in den Ferien und macht unzählige Aufnahmen mit dem Handy, die dann doch nur jahrelang Speicherplatz blockieren und nicht mehr angeklickt werden. Im schlimmsten Fall sind sie sogar noch verwackelt und verrauscht. Soll man in so einem Fall einfach die Delete-Taste drücken oder doch den Versuch wagen, den Videomüll zu recyceln?

Genau diese Frage habe ich mir gestellt und bin dann zum Schluss gekommen, dass es einen Versuch wert sein soll. Die Aufnahmen, welche nun also im Recycling-Center gelandet sind, entstanden bei drei Reisen nach Köln, Bali und an die Costa Ballena in der Nähe von Sevilla. Aufgenommen wurden sie meist mit der Kamera-App des Handys und zwar mit automatischen Einstellungen. Also grundsätzlich einfach darauf losgefilmt und genau so sehen sie in den meisten Fällen eben auch aus. Von verwackelten und unbrauchbaren Sequenzen bis zu sinnlosen Schwenkern war alles mit dabei.

Das Material wurde dann in drei Hauptschritten recycelt:

  • Selektion: Brauchbare Sequenzen ermitteln
  • Neukonstruktion: Passende Musik finden und Videos dazu schneiden
  • Postproduktion: Farbanpassung und Ergänzung von Soundeffekten

Fertig! Aus verstaubten und zu Müll erklärten Videos wurden Erinnerungen an eine schöne Zeit:

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Etwas wurde mir bei diesem Recyclingprozess klar: Man kann schlechte Aufnahmen teilweise wiederverwenden und einigermassen gut aussehen lassen. Wenn man aber wirklich qualitative und schöne Erinnerungsvideos haben möchte, sollte man sich beim ersten und wichtigsten Schritt, nämlich den Aufnahmen vor Ort, mehr Mühe geben.

(dbo)

Idee

Da sich bei mir über die letzten Jahre massenhaft Videoaufnahmen aus vergangenen Ferien angehäuft haben, die ich jedoch selten wieder einmal angeschaut habe, kam mir die Idee, doch noch eine schöne Erinnerung daraus zu machen. Das habe ich mir eigentlich schon einige Male vorgenommen, doch nie bin ich mit so einem Ferienvideo wirklich fertig geworden. Da ich aber nicht nur einfach die Videos schneiden wollte, überlegte ich mir, wie ich sie noch besser präsentieren könnte. So kam ich dann auf die Idee, die Videos auf einer Website (Coronescape) zugänglich zu machen, die ich selbst programmieren würde.

Vorbereitung

Zuerst überlegte ich mir, in welchen Ferien wohl genug Aufnahmen entstanden sind und entschied mich dann für Köln, Sevilla und Bali. Diese drei Orte sind sehr unterschiedlich, was es für den Betrachter spannender machen sollte. Bevor ich dann einfach mit dem Schneiden der Videos begann, erkundigte ich mich, wie man solche eher unprofessionellen Videoaufnahmen «retten» konnte und holte mir diesbezüglich einige Tipps ein. Die Videos sollten nicht zu lange sein und mit Soundeffekten kann man die audiovisuelle Erfahrung stark verbessern. Natürlich darf auch die passende Musik nicht fehlen, wobei sie eher im Hintergrund sein sollte. Ich erkundigte mich, wo man gute Musik und Soundeffekte beziehen kann und entschied mich für Artlist.

Umsetzung

Die Videos schnitt ich jeweils einzeln fertig, damit ich kein durcheinander erhielt. In einem ersten aufwendigen Schritt mussten jeweils die vielen Aufnahmen sortiert werden. Dazu ging ich die einzelnen Clips direkt im Premiere Pro durch und sucht gute Sequenzen aus. Dann überlegte ich mir, was für eine Stimmung ich mit dem jeweiligen Video ausdrücken möchte und suchte die passende Musik aus. Hier tat ich mich immer sehr schwer und der Prozess der Musikauswahl dauerte rückblickend zu lange. Sobald die Auswahl dann aber getroffen war, ging es ans Schneiden. Ich teilte das Video jeweils in einer skizzierten Timeline in verschiedene Teilbereiche oder Themen ein und legte so den Ablauf fest. Dann wurde nach diesem Ablauf passend zur Musik geschnitten. Zu jedem dieser Prozesse schaute ich mir auf YouTube einige Tutorials und Tipps an, um möglichst speditiv voranzukommen. Das funktionierte relativ gut, doch zwischendurch gab es immer wieder schwierige Phasen, in denen ich manchmal den gesamten Schnitt hinterfragte und noch einmal neu anfangen wollte. Das führte immer wieder zu gröberen Änderungen. Ob das schlussendlich die Qualität des Endproduktes erhöht hat oder ob es nur Zeitverschwendung war, kann ich nicht wirklich sagen. Als der Schnitt dann einmal stand, machte ich mich hinter das Sounddesign. Wenn möglich, versuchte ich die Originaltöne zu nutzen, die in den meisten Fällen allerdings unbrauchbar waren, wegen der schlechten Qualität des Handymikrofons. In manchen Fällen griff ich dann auf die Library von Artlist zurück, um zum Beispiel ein Hupen im Verkehr oder das Rauschen eines Flusses besser zu treffen. Dieser Arbeitsschritt steigerte das audiovisuelle Erlebnis enorm und gab dem Video eine Art zusätzliche Ebene. Zum Schluss gab es dann jeweils noch ein bisschen Color Grading. Dann wurden Thumbnails erstellt und die Videos schlussendlich auf meinen YouTube-Kanal hochgeladen.

Learnings

Ein grosser Teil des Learnings in diesem Projekt ist bestimmt die viele Erfahrung, die ich mit Premiere Pro gesammelt habe. Dazu kommen noch folgende Punkte:

  • Die Musik in solchen Videos ist für eine gewisse Stimmung und den Rhythmus verantwortlich, sollte allerdings nicht im Vordergrund stehen oder zu laut sein
  • Soundeffekte, welche die Bilder unterstreichen, werten das Endprodukt enorm auf
  • Zwischenstände beim Schneiden soll man hinterfragen und Änderungen machen bis zu einem gewissen Grad Sinn, man sollte allerdings nicht alles über den Haufen werfen
  • Video Recycling funktioniert, allerdings sollte man sich beim Filmen immer am meisten Mühe geben

Fazit

Das Video Recycling war meiner Meinung nach sehr erfolgreich. Das Ziel war es, herumliegende Aufnahmen wiederzuverwenden und daraus schöne Erinnerungen an eine gute Zeit zu machen. Das ist mir gelungen, denn ich werde die Videos auch in Zukunft immer wieder gerne ansehen. Trotzdem gibt es in den Videos einige Stellen, mit denen ich nicht komplett zufrieden bin. Manchmal ist die Auflösung der Videos oder die Qualität nicht optimal oder die Übergänge sind ein bisschen erzwungen. Wenn ich das nächste Mal in den Ferien bin und Aufnahmen mache, werde ich bestimmt besser darauf achte, wie und was ich filme. Mit ein bisschen Geduld kann man zwar auch aus schlechten, unprofessionellen Videos schöne Erinnerungen gestalten, allerdings ist der erste Schritt, nämlich das Filmen, zugleich der Wichtigste.