Venedig anders sehen

Mit dem Ziel, meine Fotografie weiterzuentwickeln und mich kreativ neu zu entdecken, bin ich nach Venedig gereist. Was ich gefunden habe, war weit mehr als ein schönes Reiseziel: Es war eine Bühne voller Kontraste – zwischen Tourismus und Einsamkeit, zwischen Verfall und Pracht, zwischen Realität und fast surrealer Ruhe.

Schon beim Ankommen spürte ich, dass die Kamera nicht nur Werkzeug sein würde, sondern eine Brücke. Eine Brücke zwischen mir und dieser vibrierenden Stadt.

Die Idee, aus der Reise eine zusammenhängende Fotostrecke zu machen, kam nicht spontan. Schon im Vorfeld habe ich mich mit Bildkomposition, Lichtführung und dem Storytelling in der Fotografie auseinandergesetzt. Ich wollte keine klassischen “Postkartenmotive”, sondern Eindrücke sammeln, die das Gefühl dieser Stadt transportieren – ihr Gewicht, ihre Stille, ihren Charakter.

Venedig fotografieren bedeutet aber auch, sich auf schwierige Lichtverhältnisse einzulassen. Die engen Gassen werfen hartes Schattenlicht, der Wechsel von Innenhöfen zur offenen Lagune ist extrem. Es war oft ein Spiel aus Sekunden, das richtige Fensterlicht, das Spiegelbild auf dem Wasser oder den perfekten Moment abzupassen.

Die Nachbearbeitung hat einen grossen Teil des Projekts ausgemacht. Viele der Bilder habe ich bewusst in ihrer Farbigkeit reduziert, um Strukturen und Formen hervorzuheben. Bei anderen hingegen habe ich das natürliche Licht durch gezielte Bearbeitung noch mehr herausgearbeitet – immer mit dem Ziel, das zu zeigen, was ich gefühlt habe, als ich dort stand.

(abb)

Obwohl das Projekt abgeschlossen ist, sehe ich vieles, das ich in Zukunft anders angehen würde. Zum einen war es herausfordernd, sich selbst treu zu bleiben – gerade in einer Stadt, die durch Millionen Fotos schon vorbelastet ist. Man gerät schnell in Versuchung, touristische Motive “abzuhaken”. Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, noch mehr Mut zu haben, um bewusst gegen bekannte Sehgewohnheiten zu fotografieren.

Auch die Auswahl der finalen Bilder fiel mir extrem schwer. Ich habe unzählige Stunden damit verbracht, Fotos auszuwählen, zu verwerfen, wieder neu anzuordnen. Dabei habe ich gemerkt, wie emotional dieser Prozess für mich geworden ist – weil jedes Foto für einen bestimmten Moment, ein bestimmtes Gefühl steht.