Unreal Engine 5 im Kurzfilm-Test

Unreal Engine 5 (Abk. UE5). Eine Game Engine von Epic Games, die so viel verspricht. Fotorealistische Aufnahmen, neue Lichttechnologie und vieles weitere soll UE5 zur absoluten Topsoftware in der Gaming- sowie Film-Branche machen. Doch wie einfach ist UE5 anzuwenden, was für Nachteile gibt es und ist es als Anfänger möglich einen qualitativ hochwertigen Film zu produzieren?

Diesen Fragen wollte ich nachgehen und meine Erfahrungen teilen. Vor einem halben Jahr stolperte ich über den offiziellen Trailer der UE5 Beta-Version. Fasziniert von den spektakulären Bilder und Landschaften, installierte ich die UE5 Beta-Version auf meinem Laptop. Am 05.04.2022 erschien dann die offizielle UE5 Version. Da ich bereits mit meinem Projekt auf der Beta-Version gestartet habe, bezieht sich der ganze Beitrag auf die Beta-Version.

Allgemein

UE5 ist eine Software, die dazu verwendet wird, um Computerspiele zu programmieren. Die erste Veröffentlichung einer Unreal Engine Version war 1998. Seither hat sich die Gameindustrie enorm weiterentwickelt. Spiele wie die Assassin’s-Creed-Reihe oder Skyrim haben ihre Fans immer wieder mit atemberaubenden Landschaften und hochauflösender Qualität überrascht. Deshalb mussten sich die Entwicklungssoftwares immer wieder verbessern und mit neuen Technologien, den Ansprüchen der Gameentwickler genügen. Heutzutage sind diese Programme bereits so weit, dass sich Umgebungen und Landschaften bauen lassen, die man zwischen der fiktiven und realen Welt nicht mehr unterscheiden kann. Diese jahrelangen Fortschritte eröffnen unter anderem Unreal Engine weitere Möglichkeiten. So bietet UE5 nicht nur die Möglichkeit ein Spiel zu programmieren, sondern stellt auch Tools zur Verfügung, um Filme zu erstellen. Epic Games stellt UE5 kostenlos zum Download bereit, was dazu führt, dass die Nutzeranzahl stetig steigt. UE5 könnte in Zukunft immer wie mehr Einfluss in die digitale Welt haben.

Installation & Projekt erstellen

Der Download und die Installation von UE5 verlief in meinem Fall reibungslos. Nach der Installation kann man sofort sein erstes Projekt starten. Was man aber im Voraus bedenken muss, ist, dass die Projekte von UE5, je nachdem mehrere GB gross werden können. Man sollte sich deshalb versichern, dass man noch genügend Speicherplatz zur Verfügung hat. Das Erstellen des ersten Projekts dauerte eine Weile auf meinem Laptop. UE5 musste mehrere Minuten lang Berechnungen durchführen, um mein Projekt aufzusetzen. Als sich dann UE5 endlich mit dem Projekt öffnete, bemerkte ich bereits das erste Problem. Die Auflösung war auf «Episch» eingestellt. Diese Einstellung braucht sehr viel Rechenleistung, was meinen Laptop schnell in die Knie zwang. Mit verschiedenen Tutorials und etwas googlen, findet man sich in den unzähligen Einstellungen nach einer Zeit zurecht. Bei einer solchen Anwendung wie UE5 ist es wichtig, sich mit den Einstellungen vertraut zu machen. Wenn man dies nicht tut, kann es sein, dass man schnell sein System überlastet und die Anwendung so gut wie unbrauchbar ist. Die richtigen Einstellungen vorzunehmen, ist als Anfänger sehr wichtig.

Umgang mit der Software

Wie die meisten Programme, lernt man auch UE5 am besten mit «learning by doing». Tutorials auf Youtube können aber eine gute Starthilfe sein, falls man noch nie mit einer 3D-Software oder ähnlichem gearbeitet hat. Nach wenigen Stunden einarbeiten, beherrscht man die Grundlagen der Software bereits gut. Die Werkzeuge von UE5 sind meist selbsterklärend. Die Arbeitsflächen sind ziemlich praktisch aufgebaut, obwohl sie zu Beginn sehr unübersichtlich wirkten. Das Arbeiten mit Lichtobjekten, Kameras und der integrierten «Timeline», mit welcher man Sachen zwischen den verschiedenen Frames animieren kann, braucht viel Übung. Weil ich mit einer Beta-Version arbeitete, kam es manchmal zu unerwarteten Fehler und Bugs. Genauer werde ich auf die Fehler nicht eingehen, da diese in der offiziellen UE5 Version nicht mehr auftreten sollten.

Vorteile

Die Vorteile und Nachteile von UE5 beziehen sich nur auf meine eigenen Erfahrungen. Auf andere Vorteile oder Nachteile der Software, die mir beim Benutzen der Software nicht aufgefallen sind, werde ich nicht näher eingehen. Wer sich mehr damit befassen möchte, findet mehr Informationen auf der offiziellen Seite von Unreal Engine oder auf Google.

Die Quixel Bridge ist eine separate Software, welche sich mit UE5 installieren lässt und ist ein sehr mächtiges Tool. Quixel Bridge ist eine riesige digitale Bibliothek. Sie beinhaltet mehrere tausende 3D-Objekte und Surfaces, welche man kostenlos verwenden kann. Die Objekte lassen sich sehr einfach in UE5 einbinden. Die Objekte kann man in unterschiedlicher Qualität herunterladen. Die beste Qualität eines Objekts ermöglicht eine realitätsnahe Auflösung. Im Gegenzug wird dafür eine grosse Menge an Speicherplatz benötigt. Hat man das gewünschte Objekt heruntergeladen, kann man es in UE5 anpassen, wie man möchte. Somit kann man sich seine fiktive Welt wie mit Lego Bausteinen zusammenbauen.

«Lumen» ist das dynamischen Lichtsystem von UE5 und ein weiterer grosser Vorteil des Programms. Es ist für die globale Beleuchtung und Reflexion in der UE5 Landschaft verantwortlich. Lichtquellen können in UE5 somit in Echtzeit eingefügt werden. Anhand der bestehenden Objekte werden dann automatisch die Schatten berechnet.

Einen positiven Eindruck hatte ich auch von der Kameraführung in UE5. Das Positionieren und Einstellen der Kameraperspektive ist sehr einfach aufgebaut. Hingegen ist das Setzen des Kamerafokus sowie das Erstellen von speziellen Kamerafahrten etwas mühsam. Trotzdem ist es für einen Anfänger schnell möglich, seine Welten gut in Szene zu setzen.

Nachteile

Ein grosses Manko ist für mich die integrierte Timeline. Sie definiert die Länge der Film-Sequenz und ermöglicht es, Objekte mit Keyframes zu animieren. Oft ist es passiert, dass ich Objekte in meiner Landschaft umplatzieren wollte und dann ausversehen diese neue Position als Keyframe, innerhalb der Timeline, automatisch definiert habe. Dies führte dazu, dass meine Objekte plötzlich in der Welt herumflogen und nicht an der gewünschten Position standen. Damit diese Verknüpfungen nicht mehr zustande kamen, musste ich die Timeline bei einigen Anpassungen schliessen.

Die Voreinstellungen von UE5 sind meiner Meinung nach problematisch. Es ist unpraktisch, dass man sich zuerst durch etliche Einstellungen durchlesen muss, bis man die Game Engine benutzen kann. Die meisten Nutzer werden nicht so leistungsstarke Geräte besitzen, dass sie ständig mit der bestmöglichen Qualität und Auflösung arbeiten können. Ich würde mir als Default-Werte andere Einstellungen wünschen.

Was ist damit möglich?

Um UE5 zu testen, habe ich als kompletter Anfänger versucht, einen Kurzfilm in der Game Engine zu erstellen. Im Abschnitt «Kritik» werde ich mehr auf die Idee und Umsetzung des Filmes eingehen. Mit UE5, Premiere Pro, Fl Studio, ProCreate und Splice ist folgender Kurzfilm entstanden:

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Bildergalerie

Fazit

Meiner Meinung nach hat UE5 sehr grosses Potential in der Film-Branche immer mehr Fuss zu fassen. Wie mein Experiment gezeigt hat, ist die Software auch für Anfänger geeignet. Während meiner Projektarbeit habe ich mehrheitlich nur mit den Grundlagen von UE5 gearbeitet. Die Game Engine sowie auch die Quixel Bridge bieten jedoch noch viel mehr Möglichkeiten. Mit UE5 gibt es eine kostenlose Game Engine auf dem Markt, die dem Nutzer in seiner Kreativität fast keine Grenzen setzt.

(mou)

IDEE

Ich hörte das erste Mal auf Youtube von UE5. Ich war erstaunt, dass diese Software gratis zur Verfügung steht und wollte sie unbedingt genauer austesten. Ich interessiere mich bereits seit einiger Zeit für das Gestalten fiktiver Umgebungen in 3D Programmen. UE5 war für mich somit die beste Möglichkeit mich mehr mit dem Thema zu befassen. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase in das Programm, war mir klar, dass ich gerne ein Digezz Projekt machen würde. Anstatt die Software nur zu testen, hatte ich die Idee einen Kurzfilm zu erstellen. In dem Film sollte es um verschiedene Phase im Leben gehen, damit ich UE5 vielseitig testen und so verschiedene Umgebungen bauen kann. Ich überlegte mir eine passende Geschichte, skizzierte ein Storyboard und schrieb eine erste Version des Off-Textes.

UMSETZUNG

Die Umsetzung des Projekts startete damit, dass ich die erste Location meiner Geschichte gestaltete. Diese bestand aus einem Kinderzimmer, Schulzimmer, Lagerhaus, Zimmer mit blutverschmierten Wänden und einer sehr langen Hochhauswand. Mir war es wichtig auch unnatürliche Umgebungen zu schaffen. Der Fall vom Hochhaus, soll im Film aufzeigen wie vielfältig UE5 einsetzbar ist. Die Erstellung der verschiedenen Landschaften war ein hartes Stück Arbeit. Ich zweifelte mehrere Male an meinem Projekt. Immer wieder überlastete ich meinen Laptop, da UE5 für einzelnen Szenen enorm viel Rechenleistung benötigte. Als Beispiel habe ich, für die kurze Flugsequenz über den Wald, auf einer riesigen Fläche 256’000 Bäume eingezeichnet. «Mein Laptop kam gut ins Schwitzen.»

Nachdem ich meine Kamerafahrten animiert hatte und somit meine Filmsequenzen im Premiere Pro zusammenschneiden konnte, sprach ich den Off-Text ein. Ich bemerkte, dass der Off-Text noch nicht optimal war, weshalb ich ihn weiter überarbeitete. Ich überlegte mir auch eine externe Person zu suchen, die den Text für mich einsprechen könnte. Ich wollte den Film aber unbedingt selbständig produzieren, weswegen ich den Text dann selbst einsprach. Nun fehlte nur noch die Musik. Da ich bereits etwas Erfahrung mit FL Studio (Musik Software) hatte, wollte ich die Musik für den Film selbst produzieren. Ich habe schnell bemerkt, dass dies nur zum Teil für mich realisierbar ist. Effekte, Hintergrundgeräusche und einige Samples bezog ich, deshalb von Splice (Sample-Bibliothek). Das Outro des Filmes zeichnete und animierte ich in Procreate (Zeichnungsprogramm).

SELBSTKRITIK & LEARNINGS

Am Anfang des Projekts hatte ich Schwierigkeiten mich auf die wesentlichen Sachen zu konzentrieren. Zu Detailreich wollte ich meine Umgebungen gestalten. Erst als ich die Kamerafahrten animierte, bemerkte ich, wie viele Details im Kurzfilm nicht zu sehen sind. Ich habe daraus gelernt, dass es sinnvoll ist, eine grobe Kamerafahrt bereits im Voraus zu definieren. Dies spart viel Zeit und man fokussiert sich somit nur auf die Stellen, welche die Kamera auch erfasst.

Ich war positiv überrascht wie einfach es ist in UE5 einen Himmel mit Wolken zu erstellen. Mit wenigen Klicks kann man einen wunderschönen Himmel in seine Szene einfügen. Zudem wurde das Licht je nach Sonnenposition perfekt angepasst. Dieses Feature von UE5 hat mir viel Arbeit abgenommen.

Ich denke der Kurzfilm ist mir gut gelungen. Er thematisiert die verschiedenen Phasen im Leben und zeigt auf, was unteranderem mit UE5 möglich ist. Bei der Musik sowie bei den Sound Effekts gibt es noch Verbesserungspotential. Da ich dies aber zum ersten Mal gemacht habe, bin ich mit dem jetzigen Ergebnis zufrieden.

FAZIT

Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich dieses Projekt umgesetzt habe. Immer wieder stand ich an einem Punkt, wo ich nicht wusste wie ich weiterfahren sollte. Doch zum Glück hatte ich einen Plan und konnte mich an diesem orientieren. Zu Beginn zweifelte ich sehr an diesem Projekt und war mir nicht sicher, ob diese Umsetzung überhaupt möglich ist. Umso mehr kann ich mich jetzt über das Endprodukt freuen.