Sie nannten sie das «Wunder von Siders».

Izi heisst eigentlich Gertrud. Izi ist der Spitzname meiner Grossmutter. Izi ist eine Ableitung von Mieze – Miezekatze. Mein Cousin hat ihr diesen Spitznamen gegeben. Denn die Familie meiner Oma nannte man im Lötschental nämlich früher «Z Chatzlärsch».
Was mein Cousin damals nicht wusste: Katzen leben sieben Leben. Meine Oma ihr drittes.

Meine Grossmutter ist im Lötschental aufgewachsen. Unter Bergbauern, die selbst anbauten, was sie zum Leben brauchten. Sie lebte in einer malerischen Landschaft. Sie schuftete in einem rauen Klima. Denn die Winter im Lötschental sind lang, die Böden karg und das Klima rau. Es heisst, all das habe die Menschen dort hart gemacht. Ich glaube, meine Oma hat es darauf vorbereitet, was später kam.

Izi ist 82 Jahre alt, das mag für viele ein normales Alter sein, doch Izi sah dem Tod schon mehr als einmal ins Gesicht. Die Ärzte nannten sie: «Das Wunder von Siders». Die Lebensgeschichte meiner Grossmutter hat mich gefesselt, seitdem ich klein war. Ich habe es mir schon lange zum Ziel gesetzt, irgendwann ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Hier sind wir also. Ich habe mich für ein Radiofeature entschieden, welches ich mit Bildern aus der persönlichen Sammlung von Izi ergänzt habe.

Ich habe mit Izi im Lötschentalerdialekt gesprochen. Das ist eine alte, raue Sprache. Mit vollen Vokalen, scharfen Konsonanten und einer Tiefe, wie sie sich durch Izis Leben zieht.

Diese Sprache, die nur wenige Hundert Menschen sprechen und diese Erfahrungen, wie sie noch weniger Menschen kennen, wollte ich mit diesem Feature festhalten.

Izi und ich sassen einige Stunden auf dem Balkon und haben über ihr Leben gesprochen. Wir haben viel Kaffee getrunken, zahlreiche Fotos angeschaut und einige Tränen vergossen.

Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.

(eli)

Vorbereitung:

Ich habe lang überlegt, wie ich die Geschichte meiner Grossmutter erzählen will. Da ich beim Radio arbeite, wollte ich eigentlich kein Projekt mit Audio realisieren. Ich hatte zu viel Respekt, dass ich mich dort in Details verliere und auch in das typische «Beitrags-Schema» verfalle. Als ich in diversen Coachings das Radiofeature kennengelernt habe, war ich jedoch sehr interessiert. Ich hatte noch nie etwas in diese Richtung gemacht und sah es somit als Challenge.

Ich hatte bereits früh meine Interviewfragen bereit und auch die grobe Struktur des Gesprächs schon klar geplant. Auch die Sujets, welche ich fotografieren wollte, hatte ich bereits früh vor meinem inneren Auge festgelegt. Die Terminvereinbarung für den Aufnahmetag mit meiner Grossmutter gestaltete sich aber als eher schwierig, denn meine Grossmutter hat einen sehr vollen Terminkalender, ob man es glaubt oder nicht. Ich unterschätzte die Terminverzögerungen deutlich, wodurch ich zeitlich in der Postproduction unter Druck stand.

Produktion:

Am Produktionstag hatte ich ebenfalls noch Frühschicht beim Radio und ich war bereits ein erstes Mal müde, als ich bei meiner Grossmutter vor der Haustüre stand. Der erste Teil des Gesprächs verlief wie geplant, bis Izi Besuch bekam. Wir mussten das Gespräch unterbrechen und verloren leider den Flow. Als wir weiter aufnehmen konnten, fiel mir nicht auf, dass sich das Mikrofon verschoben hatte und die Tonqualität nun um einiges schlechter war als zu Beginn. Izi liess sich meines Überraschens sehr schnell und souverän auf die Fragen ein. Auch auf etwas schwierigere Fragen konnte sie mir immer eine gute und logische Antwort geben.

Postproduction:

Die Bilder, welche ich bei meiner Grossmutter gemacht habe, waren schnell im Kasten. Ich wusste genau, wo sich was befindet und auch in welchem Licht ich es am besten fotografiere. Bei der Nachbearbeitung der Audios war ich hingegen sehr gefordert. Ich hatte insgesamt vier Stunden Aufnahmematerial, welches ich auf einen Bruchteil hinunterbrechen wollte und auch musste. Meine grösste Hürde war, dieses ganze Material zu sortieren und in eine logische Reihenfolge zu bringen. Meine Grossmutter spricht sehr oft in unvollständigen Sätzen, für mich war es also wie ein Puzzle, die einzelnen Satzfetzen wahrheitsgetreu aneinanderzureihen. Da konnte ich glücklicherweise aber auf meine Erfahrung im Radio zurückgreifen und so sind die Schnitte einigermassen flüssig geworden. Erst zuhause merkte ich, dass der zweite Teil des Gesprächs eine ganz andere Tonqualität hatte als der erste Teil. Ich habe versucht sie so gut wie möglich zu bearbeiten und zu pegeln, dies ist mir jedoch nicht immer erfolgreich gelungen. Eine weitere Challenge waren für mich ebenfalls die Untertitel. Relativ spontan habe ich mich dazu entschieden, das Video zu untertiteln. Dieser Schritt hat mich noch einmal sehr viel Zeit gekostet, da ich dies noch nie zuvor gemacht habe.

Learnings:

Grundsätzlich bin ich mit meinem ersten Digezz-Projekt zufrieden. Es gibt jedoch noch einige Punkte, die ich in Zukunft verbessern muss. Was mich am meisten stört an meinem Radiofeature, ist die Audioqualität. Ich habe es versäumt, immer wieder per Kopfhörer zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Das muss ich unbedingt ändern. Denn wenn das Audio schlecht ist, verliert man schnell die Zuhörer. Unter die Kategorie Learnings gehört auch der nächste Punkt, als ich zuhause die Audios angehört habe, fiel mir erst auf, wie laut die Vögel auf dem Balkon klangen. Beim Gespräch mit meiner Oma fiel mir dies nicht auf. Dies wahrscheinlich, weil wir diese Geräusche einfach ausblenden, wenn wir in einem Gespräch sind. Es wäre vielleicht eine Option gewesen, das Gespräch im Wohnzimmer zu führen, doch dann wäre dieser doch sehr spezielle Balkon nicht repräsentiert worden.

Die Vorbereitung auf den Aufnahmetag hätten auch geschmeidiger laufen können. Ich habe es sehr unterschätzt, wie viele Terminkollisionen meine Oma und ich haben können. Dementsprechend war ich im Verzug mit meinem Arbeitsplan. In Zukunft muss ich die Daten noch früher fixen können, damit ich einen Arbeitsplan ausarbeite, der auch wirklich funktioniert. Ausserdem ist es für zukünftige Projekte wichtig, dass ich mich vollkommen auf die Produktion konzentrieren kann. Am selben Tag noch eine Frühschicht im Radio zu arbeiten, vermeide ich in Zukunft lieber.

Schlussendlich bin ich aber zufrieden mit meinem ersten eigenen Digezz-Projekt. Ich konnte die Geschichte meiner Grossmutter mit diesem Radiofeature wahrheitsgetreu wiedergeben. Für weitere Projekte muss ich mich noch mehr auf die einzelnen technischen Details einlassen. Auf die Challenge freue ich mich bereits jetzt.