«Send Nudes?» – Eine Plakatkampagne über Sexting

Plakatkampagne: Die Risiken von Sexting
Die Bildserie entstand im Rahmen eines Workshops zum Thema Risiken von Sexting im Jugendtreff. Der Ansatz war bewusst ironisch und visuell auffällig gewählt – nicht als weitere langweilige Moralpredigt, sondern als Impulsgeber für Diskussionen und Reflexion. Durch zahlreiche Anspielungen auf Popkultur, Social-Media-Ästhetik und Begriffe wie „Nudes“, „Konsens“ oder „Vertrau mir“ versucht die Kampagne, die Lebenswelt der Jugendlichen aufzugreifen und die Ambivalenz digitaler Intimität zu spiegeln.

Ich hatte ausserdem die Möglichkeit, das Projekt im Rahmen eines Vortrags zu präsentieren – und so sowohl die visuellen als auch die konzeptionellen Ideen mit den Teilnehmenden zu teilen und mit ihnen direkt ins Gespräch zu kommen.

(abb)

Ablauf

Das Projekt begann mit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Sexting – insbesondere in Bezug auf Jugendliche, Konsens, Scham und digitale Grenzen. Ich habe recherchiert, Texte gelesen und mir angeschaut, wie Präventionskampagnen bisher gestaltet wurden – und was ich anders machen wollte.

Danach entwickelte ich erste Ideen für Bildsprache, Tonalität und visuelle Umsetzung. Mein Ziel war, nicht mit dem moralischen Zeigefinger zu arbeiten, sondern eine Bildsprache zu finden, die provoziert und deshalb zum Nachdenken anregt. Ich habe verschiedene Plakatmotive entworfen, ausprobiert, verworfen, neu gedacht und reduziert – bis sich ein klarer Stil herauskristallisierte.

Im nächsten Schritt durfte ich die Kampagne im Rahmen eines Workshops in einem Jugendtreff präsentieren. Ich bereitete einen kurzen Vortrag vor, erklärte meine gestalterischen Entscheidungen und kam mit den Jugendlichen ins Gespräch. Abschliessend dokumentierte ich das Projekt auf Digezz, inklusive Bildmaterial und Text.

Learnings

  • Weniger ist mehr. Ich habe viele Motive gestaltet, aber nicht alle verwendet. Die Reduktion hat dem Projekt gutgetan und mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf den roten Faden zu achten.

  • Visuelle Provokation braucht Verantwortung. Gerade bei sensiblen Themen ist es entscheidend, sich immer wieder zu fragen: Wie könnte das gelesen oder missverstanden werden?

  • Direkter Austausch ist Gold wert. Der Workshop hat mir gezeigt, wie unterschiedlich Jugendliche auf visuelle Reize reagieren – das war ehrlich, ungefiltert und sehr lehrreich.

  • Konzeption ist mehr als nur Gestaltung. Das Denken vor dem Entwerfen war mindestens so wichtig wie die eigentliche Umsetzung.

  • Ich darf mutig sein. Es hat gutgetan, bewusst mit Ironie und Grenzbereichen zu arbeiten – solange ich weiss, warum ich es tue.

Reflexion

Ich habe in diesem Projekt nicht nur gestalterisch gearbeitet, sondern mich auch inhaltlich herausgefordert. Es ging darum, eine Balance zu finden zwischen Provokation und Verantwortung, zwischen Ästhetik und Aussage. Ich bin stolz darauf, dass ich mich auf dieses Spannungsfeld eingelassen habe.

Der Austausch mit der Zielgruppe hat mir gezeigt, dass das Projekt Wirkung hat – und dass die gewählte Sprache und Bildwelt ankommt, auch wenn sie teilweise irritiert. Diese Reibung war gewollt und hat genau die Gespräche ausgelöst, die ich mir gewünscht habe.

Für zukünftige Projekte nehme ich mit, noch bewusster mit Interpretationsspielräumen umzugehen – und gleichzeitig meinem gestalterischen Bauchgefühl zu vertrauen. Dieses Projekt war für mich ein Lernfeld, ein Experimentierraum und vor allem eine Erfahrung, die mich persönlich wie fachlich weitergebracht hat.