SEEN

Was passiert, wenn wir den Alltag einer Frau nicht aus weiblicher Perspektive erzählen, sondern diesen Perspektivwechsel über einen männlichen Protagonisten erfahrbar machen? Genau das war die Idee hinter unserem Kurzfilm.
Was passiert, wenn wir den Alltag einer Frau nicht aus weiblicher Perspektive erzählen, sondern diesen Perspektivwechsel über einen männlichen Protagonisten erfahrbar machen? Genau das war die Idee hinter unserem Kurzfilm.
Unser Ziel war es, gesellschaftliche Missstände wie Alltagssexismus, Bodyshaming, Belästigung und die ständige Selbstbeobachtung sichtbar zu machen, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben. Wir wollten einen filmischen Raum schaffen, in dem sich das Publikum emotional wiederfindet, und am Ende vielleicht sogar erkennt, dass all diese Erfahrungen eigentlich die einer Frau sind. Der Twist am Ende des Films, wenn sich unser männlicher Protagonist im Spiegel plötzlich als Frau zeigt, soll genau diesen Aha-Moment auslösen.

Vom Konzept zur Umsetzung
Die Idee zu diesem Kurzfilm entstand schnell aus Gesprächen, Beobachtungen und persönlichen Erfahrungen heraus. Uns war früh klar, dass wir keine lineare Geschichte erzählen, sondern eher Momentaufnahmen zeigen wollten, die in ihrer Gesamtheit eine Atmosphäre und ein Gefühl vermitteln.
Wir begannen mit einem groben Konzept, entwickelten daraus ein Storyboard und planten gezielt einzelne Szenen, die typische Alltagssituationen abbilden. Social-Media-Konsum, Selbstzweifel vor dem Spiegel, unangenehme Erlebnisse im öffentlichen Raum, Belästigung im Club oder auf der Strasse. Dabei entschieden wir uns bewusst für einen männlichen Protagonisten, der von unserem Mitstudenten Dario gespielt wird, um das Publikum zunächst in eine falsche Sicherheit zu wiegen.
Gedreht haben wir an mehreren Tagen in verschiedenen Settings. Die Kameraarbeit hielten wir bewusst roh und ungefiltert. Die Lichtstimmung wählten wir dunkel und teilweise neonartig, um eine etwas entrückte, fast unangenehme Atmosphäre zu schaffen. Unser Ziel war es, das innere Unwohlsein des Protagonisten visuell spürbar zu machen, ihn sozusagen in einen emotionalen Ausnahmezustand zu versetzen.
(vha)
Was wir beim nächsten Mal anders machen würden:
Auch wenn wir mit dem Ergebnis grundsätzlich zufrieden sind, gab es einige Punkte, bei denen wir an unsere Grenzen gestossen sind – sowohl zeitlich als auch konzeptionell und handwerklich.
Unser grösstes Problem war das Zeitmanagement. Wir haben gemerkt, dass sich kreative Prozesse nur schwer planen lassen, und hätten uns deutlich mehr Puffer einplanen müssen, vor allem in der Postproduktion. So konnten wir unsere visuelle Vorstellung beispielsweise nicht vollumfänglich umsetzen und mussten an manchen Stellen improvisieren. Szenen, die ursprünglich noch mit zusätzlichem Aufwand verfeinert werden sollten, blieben roh. Auch für eine detaillierte Tonbearbeitung oder die Nachbearbeitung einzelner Einstellungen blieb am Ende kaum Zeit.
Ein weiteres Learning betrifft die Dramaturgie: Wir fanden die Idee eines Perspektivwechsels zwar spannend, im Nachhinein hätten wir aber noch gezielter mit der Symbolik arbeiten können, um den Twist am Ende noch klarer und emotionaler wirken zu lassen. Teilweise bleibt die Aussage des Films vielleicht zu subtil, was durchaus beabsichtigt war, aber möglicherweise nicht alle Zuschauer*innen erreicht.
Auch in der Kameraführung und im Zusammenspiel von Bild und Ton hätten wir gerne noch mehr experimentiert, um die emotionale Wirkung zu steigern. Hier fehlte uns teilweise einfach die Erfahrung, aber genau das war auch das Ziel dieses Projekts: zu lernen, auszuprobieren und eigene Grenzen zu erkennen.
Trotz aller Herausforderungen blicken wir stolz auf dieses Projekt zurück. Es war intensiv, herausfordernd und lehrreich, und es hat uns gezeigt, wie viel man mit einfachen Mitteln erzählen kann, wenn die Idee stark ist. Besonders dankbar sind wir für die tolle Zusammenarbeit im Team und Darios Engagement vor der Kamera.