Schweiz Aktuell vom 11.03.2005

Schweiz Aktuell ist ein Programm der SRG, welches 1981 das erste Mal ausgestrahlt wurde. Es ist einer der wenigen Programmpunkte, in welchem Schweizerdeutsch gesprochen wird. Die Inhalte umfassen aktuelle Nachrichten aus dem In- und Ausland.

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Ziel dieses Projektes war es, den Stil einer Schweiz Aktuell-Sendung aus den frühen 2000er zu kopieren. Natürlich wollten wir nicht einfach eine trockene Nachrichtensendung produzieren. Aus heutiger Sicht nehmen wir das Format sowohl inhaltlich wie auch ästhetisch ein wenig auf die Schippe und erzählen unsere eigene Geschichte. Also lehnt euch zurück, macht es euch bequem und geniesst die neueste Ausgabe Schweiz Aktuell, die so aussieht, als wäre sie vor 20 Jahren produziert worden.

Look-Breakdowns

Studio-Look: vom Greenscreen bis zum fertigen Bild
Auch «in the field» macht der richtige Look das Bild
Der VFX Breakdown zeigt auf, wie die Animation in Blender erstellt wurde

(dbo)

Idee

Die Idee kam uns in Minor Looks und Bildgestaltung. Für den Leistungsnachweis muss ein eigener Look entwickelt werden. Da man für die Entwicklung eines Looks natürlich auf Aufnahmen braucht, dachten wir uns: Warum nicht das Projekt grösser aufziehen  und ein cooles Digezz-Projekt daraus machen. Uns war von Anfang an klar, dass unser Projekt etwas mit dem Gelände der alten Zementfabrik in Olten zu tun haben sollte. Das brachliegende Gelände bietet mit seinem Charakter viele Möglichkeiten, etwas spannendes zu produzieren. Zudem wird es in absehbarer Zukunft wieder überbaut, weshalb wir es noch nutzen wollten, solange noch keine Baumaschinen am Werk sind.

Bei der Recherche über das Gelände stiessen wir auf einen alten Beitrag von Schweiz Aktuell, bei dem über die Sprengung der alten Zement-Silos berichtet wird. Da kam uns die zündende Idee: Einen News-Beitrag im Stil der frühen 2000er nachstellen.

Pre-Production

Da das fertige Produkt von unseren Ideen mit dem Look und einer funktionierenden VFX abhing, waren wir eine extensive Pre-Production Phase angewiesen. Dabei waren wir mehrfach auf dem Gelände, um Probeaufnahmen zu machen. Wir mussten Testen, wie gut das 3D-Tracking für die VFX zu verschiedenen Tageszeiten funktionierte. Unsere Absicht war, bei Dämmerung zu filmen. Sollte es sich bei den Tests herausstellen, dass das Tracking bei Dämmerung versagt wären wir gezwungen gewesen, am Tag zu filmen und dann mittels Day to Night zu arbeiten. Glücklicherweise zeigten die ersten Tests, dass das Tracking dank den guten Low-Light-Eigenschaften der FX6 auch in der Dämmerung funktionierte. 

Da wir natürlich kein SRF-Studio aus den frühen 2000er Jahren zur Verfügung hatten, entschieden wir uns dafür, die Studioaufnahmen vor einem Greenscreen aufzunehmen. Dafür gingen wir ins Studio eines ehemaligen Arbeitgebers von Benjamin, der dies freundlicherweise zur Verfügung stellte. In der Pre-Production Phase waren wir bereits einmal dort, um den Umgang mit dem Greenscreen zu üben und um zu sehen, worauf wir beim Aufnehmen achten mussten.

Das Skript schrieben wir über mehrer Meetings hinweg gemeinsam. Einmal trafen wir uns sogar auf dem Gelände, damit wir uns beim schreiben besser in die Geschichte hineinversetzen konnten. Als die Geschichte stand, mussten wir noch die Kostüme und Props zusammensuchen und vorbereiten. Dann gings auch schon mit den Aufnahmen los. 

Aufnahmen

Studio

Für die Aufnahmen gingen wir wieder ins bekannte Greenscreen-Studio. Durch die gute Vorbereitung in der Pre-Production wussten wir genau, worauf es sich zu achten galt. So konnten wir alle Aufnahmen schnell und effizient innert wenigen Stunden auf die Speicherkarten bringen. Um die Aufgabe von Andrea, unserer Moderatorin, zu vereinfachen, arbeiteten wir mit einem Teleprompter, was das Aufnehmen vieler Takes durch Versprecher fast komplett verhinderte.

Zementfabrik-Areal

Am Drehtag gingen wir im Verlauf des Nachmittags auf das Gelände. Als Sicherheit (falls die Dämmerungsaufnahmen trotz der ausführlichen Tests nicht brauchbar waren) und zu Übungszwecken nahmen wir alles bereits am Nachmittag alle Szenen einmal auf. Dies stellte sich im Nachhinein als kluger Schachzug heraus, denn das Zeitfenster in der Dämmerung, in welchem es bereits genügend dunkel für die Stimmung aber noch nicht zu dunkel für die Kamera war, stellte sich als ziemlich kurz heraus. 

Post-Production und VFX

Studiohintergrund

Da wir alle Studioaufnahmen vor dem Greenscreen gedreht hatten, musste nun ein virtueller Studiohintergrund her. Dazu haben wir After Effects benutzt. Aus einem Foto eines alten Röhrenfernsehers wurde die Sichtfläche ausgeschnitten. Dahinter haben wir dann verschiedene Videos mit ein wenig Verkrümmungs-Effekt und mit einem VHS-Störungs-Overlay eingefügt. Dieser einzelne fertige Fernseher wurde dann kopiert und in einer Gitteranordnung, genau so wie der früheren Schweiz Aktuell-Hintergrund aussah, platziert und gerendert.

VFX in Blender

Um unser Video vielfältig und spannend zu gestalten, haben wir am Ende des Videos mittels 3D-Tracking in Blender eine Animation eingefügt. Diese besteht aus einem 3D Pentagramm, dass mithilfe zweier Particle-Systeme zum Leben erweckt wird. Um realistische Reflexionen am Boden zu erhalten, haben wir mit einer Shadowcatcher-Plane gearbeitet, auf die das Video projiziert wird und somit die feinen Unebenheiten des Bodens mit dem Licht und der Reflexion interagieren und so ein realistischeres Bild erzeugen. Mit der 3D-Tracking Software, die in Blender vorhanden ist, konnte die Animation nahtlos in das Video eingefügt werden. Dazu werden verschiedene Punkte im Bild markiert und die  Software trackt automatisch deren Bewegung durch das Bild. Mit genügend Anhaltspunkten kann so eine virtuelle Kamera erzeugt werden, die die Bewegungen der realen Kamera präzise imitiert. Leider hatten wir mit einer ziemlich tiefen Shutterspeed gefilmt und somit hatte es viel Bewegungsunschärfe in den Bildern, welche das Tracking erschwert hat. Durch manuelle Anpassungen und langes Herumprobieren konnten wir aber trotzdem ein einwandfreies Tracking erreichen.

Schnitt

Da wir in der Pre-Production bereits gute Arbeit geleistet haben und der Dreh selbst auch sehr nach Plan verlaufen ist, mussten wir im Schnitt keine grossen Entscheidungen mehr treffen. Vielmehr war es Fleissarbeit, die Clips in die richtige Reihenfolge zu bringen. Beim Aufbau der Sendung haben wir uns stark am Original orientiert: Zuerst die Begrüssung mit den Themen des Abends, danach ein Beitrag mit Live-Schaltung und anschliessend ein normaler, redaktioneller Beitrag. Die Bauchbinden wurden selber nachgebaut – auch sie haben nichts von der Bildschärfe der Neuzeit abbekommen. Die Intro-Sequenzen wie auch die Ausschnitte der Sprengung sind echte Aufnahmen, die im SRF-Archiv zu finden sind. Mit einem extra dafür programmierten Scraper konnten wir die Original-Files herunterladen.

Look

Im Minor «Looks» haben wir uns viel mit Bildprofilen und deren Bearbeitung in der Post beschäftigt. Es tat uns wirklich weh, die schönen 4K-Aufnahmen der FX6 zu verschandeln. Das Format ist auch dem Original nachempfunden: 768×576 Pixel. Autsch. Doch es hilft dem finalen Look enorm, wenn viel weniger Schärfe vorhanden ist. Aufgenommen wurde selbstverständlich in S-LOG3 und durch das flache und äusserst kontrastarme Bild hatten wir alle Möglichkeiten, das Bild knapp 20 Jahre digital zu altern.