Pup Portraits

Fotografie ist nicht gleich Fotografie. Die Anforderungen an eine Porträtfotografie und eine Landschaftsfotografie könnten etwa nicht unterschiedlicher sein. Wo also soll man beginnen, wenn man sich intensiv mit dem Thema Kameratechnik auseinandersetzen möchte? Natürlich bei der Hundefotografie!

Hunde haben mich schon immer fasziniert. Sie kommunizieren sehr viel und werden von uns Menschen meistens nicht richtig verstanden. Sie sind wahre Anpassungskünstler und es gibt sie in allen Farben und Formen. Und sie verstehen keine typischen Anweisungen, wenn man sie vor der Linse hat. Das ist herausfordernd und genau, was ich brauchte, um schnell viel über Kameratechnik zu lernen. Ich habe mir also die Hunde von ganz vielen Leuten geschnappt, um sie abzulichten.

Hunde fotografieren bedeutet, ganz viel im Unterholz liegen, um auf ihre Augenhöhe zu kommen (ausser bei Oskar, der Deutschen Dogge, da konnte ich stehen <3). Und man muss schnell sein, weil die meisten Hunde nicht stillhalten, sondern stets in Bewegung und abgelenkt sind. Zum Glück hat meine Kamera einen animal eye tracking Modus, das hat vieles erleichtert. Der Rest ist ganz viel Improvisation. Das ist anstrengend, aber hat mich in meinem Lernprozess wirklich sehr gepusht.

Waren die Bilder einmal im Kasten, begann die Nachbearbeitung: Halsbänder und Leinen rausretouchieren, den Bildraum vergrössern, störende Blätter, Äste und Gräser entfernen, ganze Hintergründe austauschen. Und natürlich Farb- und Lichtkorrekturen vornehmen. Ich verfolgte keinen dokumentarischen Ansatz, schliesslich habe ich die Hunde immer gezielt in Szene gesetzt. Trotzdem fand ich es immer am schönsten, wenn eine Fotografie schon so viel ungestellten Moment eingefangen hat, dass ihr Inhalt jegliche Nachbearbeitung überstrahlte.

Das Projekt hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen, vor allem wegen den unterschiedlichen Persönlichkeiten der Hunde. Manche hatten zu viel Angst, um direkt in die Kamera zu schauen, andere konnten in ihrer Freude kaum gebändigt werden oder sahen in meiner Kamera ein Spielzeug und ein Pitbull namens Gürkli hat mir einmal beinahe die Nase abgebissen, weil ich in Richtung seines Futters geschaut habe. Geblieben ist mir deshalb vorallem, wie wichtig der richtige Umgang mit dem Individuum vor der Kamera ist. Egal ob Mensch oder Hund, eine gute Fotografie entsteht nie unter Druck und Persönlichkeit kann erst durchscheinen, wenn man dafür genug Raum lässt.

Bilder aus den Shootings

(eli)

Idee
Wohlwissend, dass sich meine Studienzeit dem Ende zuneigt, wollte ich mich nochmals ein Semester lang vertieft mit dem Thema Kameratechnik auseinandersetzen. Wie beeinflusst die Blendenzahl Helligkeit und Tiefen(un)schärfe, ab welcher ISO wird mein Bild körnig und wie gehe ich mit der Verschlusszeit um? Ich wollte die manuellen Kamera-Einstellungen so gut kennenlernen, dass ich nicht mehr über die Theorie dahinter nachdenken muss, wenn ich sie vornehme.

Umsetzung
Ich denke, Fotografieren lernt man am besten, wenn man es tatsächlich tut. Die ganze Theorie dahinter ist zwar wichtig, um die einzelnen Parameter zu verstehen, aber wirklich verinnerlichen kann man die Prozesse erst in der Anwendung. Deshalb habe ich mich ziemlich kopfüber in dieses Projekt gestürzt und alle Skills vorzu gelernt. Das brauchte einiges an Vertrauen in den Prozess, hat aber grösstenteils gut funktioniert – vor allem auch weil ich immer sehr geduldige Teams vor der Linse hatte.

Mein Equipment bestand aus einer Sony a7iii, einem Sigma Art 135mm f 1.8 Objektiv sowie einem Bouncer. Ich fotografierte immer in raw und für die Nachbearbeitung arbeitete ich mit Lightroom und Photoshop.

Learnings
Schnell wurde mir bewusst, wie viel ich eigentlich noch nicht über Fotografie wusste und was man als Fotograf*in alles gleichzeitig bedenken muss. Neben ISO, Blende und Verschlusszeit spielen in der Hundefotografie z.B. genauso die Tageszeit, die Jahreszeit, der Lichteinfall, die Perspektive, die Komposition, die Wetterbedingungen, die Fellfarbe des Hundes, seine Grösse, sein Temperament, die Beziehung zwischen Hund und Mensch usw. eine Rolle. Heute würde ich den kreativ-chaotischen Prozess deshalb durch ein bisschen mehr Planung im Voraus optimieren: Ganz viel Location Scouting betreiben, eine Shot-Liste erstellen, ein Vorgespräch führen usw. So bin ich manchmal etwas spontan in ein Shooting gestartet, nur um dann zu merken, dass etwas, das ich mir vorgestellt hatte, gar nicht umsetzbar ist.