Unser Gehirn ist wohl das Organ, auf das wir uns am meisten verlassen. Doch was, wenn alles, was du zu wissen glaubst, nicht stimmen sollte?
Verwirrt? Kein Problem: Hier ist noch mehr Wissen, das du auch gleich wieder vergessen kannst.
Wir Menschen speichern etwa doppelt so viele positive wie negative Erinnerungen in das autobiografische Gedächtnis. Das Vergessen der negativen Erlebnisse hilft uns damit auch, nicht allzu kritisch mit uns selbst und unseren Mitmenschen zu sein.
Früher in der Schule ging das mit dem Lernen und Zuhören besser. Statistiken zeigen, dass wir in den frühen Jahren der Schulzeit 3 bis 4 Stunden am Tag aufnahmefähig sind. An der Uni oder Fachhochschule sind es nur noch 1-2.
Vergessen heisst auch sich anzupassen. Um uns an die ständig wechselnde Umwelt anzupassen, müssen wir altes Wissen verwerfen und uns auf neue Erkenntnisse einlassen.
Wir erinnern uns gut an Erlebnisse in den Jugendjahren. Dies weil diese Jahre emotional sehr intensiv sind und Hormone ausgeschüttet werden, die Verknüpfungen zwischen den Gehirnzellen stärken.
Du erinnerst dich noch an den Duft deiner letzten Sommerferien? Na logisch, denn der Geruch ist die einzige Sinneswahrnehmung, die ungefiltert ins Grossgehirn gelangt.
Die angeblich lebhaften Erinnerungen an Weltereignisse, wie der 11. September 2001, werden als Blitzlichterinnerungen bezeichnet. Oftmals erweisen sich diese Erinnerungen aber als falsch.
Bei jedem Abrufen kann sich die Erinnerung ändern. Nicht aber bei Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Hier ist das Trauma im Gehirn schreibgeschützt gespeichert.
Komplizierte Worte und unnötige Zahlen lernen – Kein Problem. Assoziere diese mit Bildern, so kannst du es dir besser merken.
Nach neuesten Erkenntnissen greift ein körpereigener Stoff in die Chemie des Gehirns ein. Die Verbindung der Nervenzellen wird dadurch schwächer und trägt womöglich somit zum Vergessen bei. Dieser Stoff ähnelt Cannabis.
An unsere früheste Kindheit erinnern wir uns nicht, weil die Netzwerke in unserem Grosshirn einige Jahre benötigen, um sich aufzubauen.
Bei Alzheimerpatienten schrumpft zuerst der Teil des Gehirns, der aktuelle Informationen verarbeitet. Oftmals können Erkrankte noch lange von ihrer Kindheit und Jugend erzählen.
Seinen Erinnerungen kann man nicht immer trauen. Unser Gedächtnis inkludiert auch Erinnerungen, die wir selbst nicht so erlebt haben, aber aus Erzählungen von Drittpersonen stammen.
Erinnerungen sind mit einem Kontext verbunden. Ändert sich der Kontext, verändert sich die Erinnerung oder ist weniger leicht wieder abrufbar.
Durch neu gemachte Erfahrungen verändern sich auch die Nervenzellen. Alte Informationen verblassen so. Gelöscht sind sie aber nicht, der Zugang wird nur schwieriger.
Würden wir nicht vergessen, hätten wir ein ziemliches Wirrwarr im Kopf. Würde unser Gedächtnis beim Informationszufluss nicht selektionieren, würden uns ständig irrelevante Informationen durch den Kopf schiessen. Selbst während dem Sprechen würden uns alle klangähnlichen Begriffe in die Quere kommen. Kurz gesagt: Vergessen hilft uns beim Denken.