Guerrilla Gardening

Expertenmeinung:

Hilft Guerrilla Gardening der Artenvielfalt in der Schweiz?

Um mehr über die Auswirkung und Ausführung von Guerrilla Gardening zu erfahren, wurde ein Interview mit Urs Tischhauser, dem Leiter der Churer Stadtgärtnerei geführt.

Er erklärt, dass Guerrilla Gardening auch in der Schweiz ein Begriff ist. Vor allem macht man dies hier in den grösseren Städten.
Die Idee kommt aus dem Ausland und ist dort schon zwanzig bis dreissig Jahre älter. “Im Prinzip ist es ja nichts anderes als das aktive Versamen von verschiedensten Pflanzen, wenn möglich natürlich Blütenpflanzen”, sagt Tischhauser..

In der Stadtgärtnerei selbst werden keine Samenbomben oder ähnliches benutzt. Das einzige was tatsächlich gesät wird, sind Naturwiesen und Sportrasen. Das andere sind häufig Pflanzen, welche man pflanzt, wie beispielsweise verschiedene Staudenmischpflanzungen oder Zwiebelpflanzen - auch Neophyten. Natürlich mit dem Wissen, was hier in der Schweiz wächst und gut gedeiht..

Ob Aktionen wie das Aussäen von Samenbomben tatsächlich zur Artenvielfalt in der Schweiz beiträgt, ist sich der Tischhauser nicht sicher, “Als Samenbomben neu waren, wurden in der Schweiz von Guerilla-Gärtnern häufig Stockmalven ausgesät, welche schön und relativ robust sind. Ob vereinzelte Pflanzenarten auszusäen zur Artenvielfalt beitragen kann, mag ich zu bezweifeln”.
Er empfiehlt dazu eher eine Terrasse oder ein Beet mit einer artenreichen Mischung oder Bienenmischung. Diese nützen meist mehr, als nur einzelne Arten irgendwo zu ziehen versuchen und nicht sicher zu sein, ob sie an diesem Ort tatsächlich ohne weitere Pflege wachsen werden..

Dass jedoch eine einheimische Pflanze, welche aus Samenbomben wächst, andere Arten verdrängen würde, ist eher unwahrscheinlich.
“Ich glaube, in dem Ausmass wie in der Schweiz Guerrilla Gardening betrieben wird, sollte dies kein Problem sein. Neophyten wachsen halt am besten, aber wenn man eine Löwenzahn- oder Brennnessel-Samenbombe macht, sind das ja auch einheimische Pflanzen, die gut wachsen.”.

Wichtig zur Artenvielfalt sind vor allem verschiedene Lebensräume wie Magerwiese und Kiesflächen für besonders artenreiche Flächen. Je mehr gedüngt der Boden ist, desto artenärmer wird er..

Auch empfiehlt Tischhauser eine Pflanzenmischungen, welche das ganze Jahr durch etwas Neues wachsen lassen. Vereinzelt Wechselflora zu pflanzen, ist kompliziert und braucht mehr Pflege..

Nicht empfehlen würde er Gemüsebeete im öffentlichen Raum zu pflanzen. Es ist eine Möglichkeit und will man Gemüse pflanzen, muss man sich überlegen, wo genau. Hat man da viele Schädlinge? Wird gedüngt? Oder ist der Boden gar überdüngt? Tischhauser meint, dass es viele Faktoren gibt, welche dabei zu beachten sind: “Gemüse wächst nicht einfach so, man muss es pflegen. Und auf die Einflüsse von Aussen muss man auch acht geben. Ob Hundekot oder Strassensalz. Die Frage ist dann eher, will man das denn noch essen?”.

Trotzdem steht Tischhauser dem Gedanken, dass Guerrilla Gardening betrieben wird, positiv gegenüber, “Man kann austesten, was man will. Verbieten kann man ja sowieso nichts, aber ob es dann einfach wächst, ist etwas das andere. Wie das aussieht ist natürlich auch Geschmacksache. Dem einen gefällt eine wirre Blumenmischung, der andere findet’s schrecklich. Im aller blödesten Fall wird es von jemand anderem gejätet.”
Hoffen wir mal, dass dies nicht geschehen wird..