Pferdemädchen deluxe – Ein fotografisches Tagebuch gegen das Pferdemädchen-Klischee

«Reiten ist kein Sport! Reiter reden immer nur über Pferde! Alle Reiter sind reich und arrogant!» Mit diesen Klischees und Vorurteilen haben Reiterinnen und Reiter oftmals zu kämpfen. Doch nur die wenigsten wissen, wie viel Arbeit hinter dem Reiten und der Pferdepflege steckt, besonders als Selbstversorger. Aus diesem Grund habe ich über einige Wochen Fotos im Stall gemacht, um den ungeschönten Alltag als Pferdebesitzer zu zeigen und den romantisierten Ponyhof-Mythos bewusst zu hinterfragen.
Über einen Zeitraum von drei Wochen habe ich bei jedem Stallbesuch meine Kamera mitgenommen, ohne feste Motive im Kopf. Ziel war es, den echten Stallalltag möglichst unverstellt festzuhalten, mit all seinen Ecken, Kanten, dem Dreck, dem Chaos und den kleinen Details, die oft übersehen werden. Dabei habe ich bewusst auf Inszenierungen verzichtet, um authentische Momentaufnahmen zu schaffen.
Für die Bildauswahl habe ich darauf geachtet, Motive zu wählen, die das Klischee vom „Pferdemädchen“ auf die Schippe nehmen. So finden sich Bilder von schmutzigen Pferden, verschlissenen Ausrüstungsgegenständen und chaotischen Ecken im Stall, die hinter der oft romantisierten Pferdewelt steckt.
Um diesen Kontrast noch zu verstärken, habe ich die Fotos nicht klassisch „dreckig“ und trist bearbeitet, sondern die Sättigung stark erhöht. Dieses Stilmittel soll die kitschige, „perfekte“ Ponyhof-Stimmung ironisch hervorheben, als bewusst überspitztes Gegenstück zu den gezeigten Alltagsszenen. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen Realität und Erwartung, das zum Nachdenken anregen soll.
Zusätzlich habe ich ausgewählte Pferde- und Reiterklischees eingestreut, die satirisch mit den Bildern korrespondieren und die weit verbreiteten Vorurteile kritisch hinterfragen. Ziel dieses Projekts ist es, die vielseitige und oft harte Arbeit mit Pferden sichtbar zu machen und dabei gängige Klischees humorvoll zu entlarven.
Hier ist meine Fotoreihe zu sehen. Ausserdem habe ich es auf meinem Instagramkanal gepostet.


















(abb)
Idee
Die Idee hinter meinem Projekt war es, gegen die gängigen Klischees und Vorurteile rund um Pferde und Reiterinnen anzukämpfen. Oft werden Reiterinnen nur oberflächlich betrachtet und mit romantischen oder falschen Bildern assoziiert, etwa dass Reiten kein Sport sei, alle Reiterinnen reich und arrogant oder immer nur mit Pferden beschäftigt. Ich selbst habe jahrelang solche Vorurteile gehört, besonders seit ich ein eigenes Pferd besitze. Dass dahinter viel mehr Arbeit steckt, daran denken die meisten Leute gar nicht. Ich wollte mit meinem fotografischen Tagebuch den echten, oft anstrengenden Alltag als Pferdebesitzerin zeigen, vor allem im Selbstversorger-Offenstall, wo viel Arbeit und Mühe nötig sind. Durch den satirischen Einsatz von Ponyhof-Klischees als Kontrast zu den Bildern wollte ich die Realität ironisch verdeutlichen.
Umsetzung
Über drei Wochen habe ich bei jedem Stallbesuch meine Kamera dabei gehabt und mehr als 200 Fotos gemacht. Ziel war es, den Alltag möglichst ungefiltert und authentisch festzuhalten, mit einem Fokus auf Detailaufnahmen, die das Stallleben ehrlich zeigen. Die grosse Anzahl an Fotos ermöglichte es mir, sehr sorgfältig auszuwählen und nur die stärksten, aussagekräftigsten Bilder in das Fotobuch aufzunehmen. Die Bearbeitung beschränkte sich hauptsächlich darauf, die Sättigung zu erhöhen, um eine kitschige Ponyhof-Atmosphäre zu erzeugen, die im Gegensatz zu den Motiven steht. Die Klischees und Vorurteile habe ich im Internet gesucht und dann aussortiert. Einige habe ich selbst wieder gelöscht, bei anderen haben Freunde und Familie ihre Meinung gesagt. Die Klischees und Sprüche wurden bewusst als satirische Einwürfe gewählt, die das Projekt ergänzen und die Erwartungen der Betrachter spielerisch hinterfragen.
Fazit und Learnings
Das Projekt hat mir gezeigt, wie vielschichtig das Leben mit Pferden wirklich ist und wie weit entfernt viele Klischees davon sind. Besonders der aufwendige Auswahlprozess aus über 200 Fotos hat mir verdeutlicht, wie wichtig Bildauswahl und Kontext sind, um eine klare und wirkungsvolle Botschaft zu vermitteln. Ich habe sie nach Themen wie Stallalltag, Stallarbeit etc. sortiert, was mir bei der Auswahl geholfen hat. Insgesamt hat mir das Projekt geholfen, meine Sicht auf das Pferdeleben zu reflektieren, Vorurteile kritisch zu beleuchten und alltägliche Situationen mit der Kamera einzufangen. Auch wenn nicht jedes Bild perfekt ist, der Alltag im Stall ist es auch nicht.