Malen nach Zahlen – mal anders

Ein digitales Malen nach Zahlen mit Leinwand, Pinsel und Farbtöpfen

Malen nach Zahlen kennt bestimmt noch jeder und jede aus der Kindheit: ein Bild, nummerierte Felder, ein paar Farbtöpfe – und am Ende entsteht ohne viel Aufwand ein kleines Kunstwerk. Was, wenn das Ganze auch digital funktionieren würde?

Seitdem wir letztes Semester gelernt haben, wie man dreidimensionale Welten in Blender erstellt, wollte ich auf dem Wissen aufbauen. Da ich aber nicht nur etwas gestalten wollte, sondern gleichzeitig auch interaktive Elemente einbauen wollte, entschloss ich mich mit Spline zu arbeiten. Spline ist ein 3D-Design-Tool, welches vollständig im Browser läuft und sogar gleichzeitiges Bearbeiten ermöglicht.

Dank einer Mischung aus «Alle Online-Minigames werden langweilig» und «Eigentlich würde ich jetzt viel lieber zeichnen» entstand die Grundidee meines Projekts: ein digitales Malen nach Zahlen.

Zuerst wählte ich mein Motiv – ein Feld voller Blumen – und reduzierte die Anzahl der Farben des Fotos auf sechs. Diese sechs Farben sollten später meine Malfarben werden.

Anschliessend erstellte ich verschiedene Versionen des Bildes: eine Version, bei der jeweils nur eine Farbe sichtbar ist, eine mit Outlines und den passenden Zahlen und eine vollständige Version mit allen Farben. Bis zu diesem Punkt arbeitete ich ausschliesslich mit Photoshop – jetzt begann das Experimentieren mit Spline.

Das Programm ist ähnlich wie Blender, trotzdem dauert es einen Moment bis man sich (wortwörtlich) orientieren kann. Als erstes importierte ich alle Bildversionen und ordnete sie an: zuunterst das Outline, darüber die einfarbigen Versionen, zuoberst das fertige Bild. Als nächstes modellierte ich die einzelnen Farbtöpfe und den Pinsel. Dass ich beides in echt vor mir hatte, erleichterte mir das Nachbauen enorm. Ausserdem konnte ich bei dem Farbtopf und dessen milchigen Aussehen ein wenig mit den Materials in Spline experimentieren.

Nun ging es um den Main-Event: die Interaktivität. Ich entschied mich, mit verschiedenen States und dem Mouse-Hover-Effekt zu arbeiten. Jedes einfarbige Bild erhielt zwei States – einen Standardzustand und einen, in dem es sichtbar wird und physisch vor den anderen Bildern erscheint. Wenn die Maus also über einen Farbtopf fährt, soll das entsprechende Bild in den aktiven Zustand wechseln und sichtbar werden. Dasselbe gilt, wenn die Maus über das Bild fährt – hier soll dann das vollständige Bild mit allen Farben erscheinen. Als das alles mehr oder weniger klappte, fügte ich noch einige simple Animationen der Farbtöpfe hinzu und liess den Pinsel der Maus folgen, sodass es sich anfühlt, als würde man wirklich malen. Als letztes bekam die Szene noch Licht und eine Kamera.

Die fertige Malen nach Zahlen Szene findest du hier.
Hover über einem Farbtopf und die jeweilige Farbe wird im Bild angezeigt.
Hover über das Bild und das komplette Bild wird in Farbe angezeigt.

(vha)

Mit 3D Programmen zu arbeiten ist immer wieder eine Herausforderung. Auch wenn ich letztes Semester einiges mitnehmen konnte, war der Switch von Blender zu Spline komplizierter als gedacht. Was jedoch das schwierigste an dem Projekt war, war es die Logik für das Malen nach Zahlen herauszufinden. Konnte ich möglich machen, dass die einzelnen Farben nur in bestimmten Momenten erscheinen und somit einen echten Spieleffekt haben? Ich habe erst ein wenig in Spline herumprobiert, herausgefunden was überhaupt möglich ist und wie das Ganze funktioniert. Mit meiner gefundenen Lösung, die Farben auf verschiedenen Ebenen zu haben und sie nur beim Hover erscheinen zu lassen, bin ich zufrieden – trotzdem denke ich, dass das Projekt mit mehr Erfahrung oder noch längerem Ausprobieren etwas eleganter hätte werden können. Nichtsdestotrotz werde ich mein nächstes 3D Projekt ähnlich starten – man muss schliesslich erstmal herausfinden was überhaupt möglich ist, bevor man sich in das Projekt stürzt.

Ein weiterer Punkt der mir während des Projektes immer deutlicher wurde: 3D Design sollte nicht unterschätzt werden. Es gab Momente, in denen nichts mehr funktioniert hat und ich am liebsten ein anderes Projekt angefangen hätte. Sei das beim Zurechtkommen mit den Werkzeugen, den Hover-Effekten oder schlichtweg bei der Orientierung im Programm. Da die fertige Szene aber immer zu greifen nah war, blieb ich dran. So hab ich nicht nur mein Verständnis fürs Modellieren von dreidimensionalen Objekten gestärkt, sondern auch alle weiteren Funktionen zur Interaktivität kennengelernt und einige sogar in meinem Projekt benutzt.

Natürlich ist das Ganze nicht ganz so sehr gamifiziert wie ich es gerne gehabt hätte. In einem nächsten Schritt hätte ich es gerne ermöglicht, dass die Farben, wenn sie einmal ‹gebraucht› wurden, weiterhin im Bild geblieben wären. Damit das komplette Malen nach Zahlen Feeling hochkommt, müsste auch möglich sein, jedes Feld einzeln anmalen zu können. Bis ich jedoch beides umsetzen kann, brauche ich noch mehr Erfahrung mit Spline – und vor allem: viel Geduld.