LoFi Musik: Animationsclips zum Entspannen

Entspannte Beats, schöne Zeichnungen oder Animationen von idyllischen Landschaften, Loops. Wir kennen sie mittlerweile fast alle: diese Musikvideos auf YouTube, die teilweise 24 Stunden laufen und uns beim Lernen begleiten und zum Träumen einladen.

Ich habe mich an etwas Ähnliches herangetraut. Ich habe mit 3-D-Animationen eine visuelle Entspannungswelt aufgebaut. Einerseits unter Wasser mit Quallen und andererseits mit einem Boot über Wasser. Die Musik habe ich mit Loops zusammengestellt und bearbeitet.

Tauche ab und gebe dich den LoFi Beats hin:

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Quallen im Meer
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Fischerboot auf Reisen

(hil)

Idee

Ich habe mich schon immer gefragt, wie viel Aufwand hinter so einem Musikanimationsvideo steckt. Jetzt weiss ich es. Ich liebe seit paar Jahren Kanäle wie Chillhop Music und ChilledCow, die mit ihrem entspannenden Beats und schönen Videos beim Lernen im Hintergrund laufen. Solche LoFi sind aber sehr unterschiedlich. Manche sind Radiosender, die tatsächlich unendlich spielen und bei der die Animation geloopt, aber auch sehr simpel ist, das heisst nur der Kopf einer Figur im Video bewegt sich leicht, oder der Schwanz einer Katze wedelt hin und wieder. Manche Videos sind sogar noch starrer und haben vielleicht nur einen After Effects Layer auf einem Bild, dass sich bewegt, zum Beispiel Schneeflocken, die fallen. Ich habe mir die beweglichste Form ausgesucht. Da ich sehr gerne animiere, wollte ich eine komplette Umgebung mit komplett animierten Objekten darin aufbauen. Das ist die zeitaufwendigste und renderstärkste Variante. Aber wieso nicht?

 

Modellieren, Animieren und Shaden in Cinema4D

Da ich lieber in C4D arbeite, statt in Blender, fiel mir die Wahl auf das Programm nicht schwer. Ich schaute mir verschiedenste Tutorials zu 3-D Quallen, 3-D Meersimulationen und 3D Boote an und musste erst mal einige schlecht erklärte Videos durchschauen, bis ich sehr gut erklärte Tutorial Serien gefunden habe. Das Problem mit Tutorials auf YouTube ist, dass die Videos teilweise alt sind und das Programm sich durch Updates so oft verändert hat, dass man erst mal herausfinden und pröbeln muss, welche Funktion im Video überhaupt gemeint ist. Teilweise sind die Videos im Schnelldurchlauf und ohne Sprecher, das heisst es ist kein Tutorial, sondern eine Demonstration einer Animation.

 

Modellierung und Animation

  • Quallenvideo

Die Qualle konnte ich simpel mit einem Spline in einem Lathe modellieren. Mit dem Bulge und Jiggle Deformer konnte ich später die Bewegung des Körpers animieren. Um den Körper entlang einer bestimmten Linie/eines bestimmten Wegs entlang schwimmen zu lassen, habe ich eine S-Kurve mit einem Spline gezogen. Die Quallen schwimmen also nicht wahllos durch die Gegend, sondern folgen einem Pfad. Dann habe ich mit Keyframes im Offset gearbeitet, um eine Vorwärtsbewegung der Qualle zu erzeugen. Manchmal hat sich die Qualle seltsam verzogen und ich musste herausfinden, woran das liegen kann und mir teilweise neue Tutorials suchen, die einen anderen Lösungsweg haben. Dann brauchte meine Qualle noch Tentakel. Die erzeugte ich durch das Hinzufügen von Haaren. Hier habe ich auch sehr lange gepröbelt, weil ich nie richtig zufrieden mit den Tentakeln war. Sei es die Länge, die Gravitation, die Wasserresistenz, Anzahl Tentakel. Das ausprobieren hat mir aber Spass gemacht. Ich hatte eigentlich auch längere Tentakel in der Mitte des Körpers, jedoch hatten diese einen Fehler, den ich einfach nicht beheben konnte. Manche Tentakel schauten aus der Decke des Körpers heraus, deshalb entfernte ich sie. Das Wasser ist ja normalerweise nicht still, deshalb bekam die Qualle noch eine Turbulenz, damit sich die Tentakel und der Körper natürlicher bewegen.

Unterwasser Umgebung: Zuerst habe ich ein Spotlight nach unten auf die Quallen zeigen lassen, das Spotlight hatte eine blaue Ozeanfarbe und ist im volumetric Modus. Um das Licht so aussehen zu lassen, als ob man unter Wasser wäre, habe ich ein Material mit einem animierten Noise und Distort gemacht, um Wellen zu simulieren. Das Licht habe ich auf eine Disc gesetzt und schon hatte ich die schönen Strahlen unter Wasser. Auch hier habe ich viel gepröbelt, bis die Umgebung so aussah, dass sie mir gefiel.

  • Bootvideo

Beim Bootvideo habe ich zuerst angefangen zu recherchieren, wie man eine Meeressimulation hinkriegt. Ich habe mehrere Methoden ausprobiert, z. B. mit einem Plane und Displacer. Ich habe mich aber letztendlich für das free C4D Plugin Hot4d entschieden, mit dem meine Plane sehr realistische Wellen produzieren konnte. Hier konnte ich wieder viel pröbeln. Wie stark soll der Wind sein, wie stark sollen die Wellen sein, wie gross soll der Ozean sein, usw. Das Boot habe ich versucht, mit so einfachen Formen wie möglich zu machen, im Low Poly Stil. Da das Boot auf dem Wasser schwimmen sollte, gab ich dem Boot den Constraint Tag. Da hatte ich oft Probleme, weil immer wieder Wasser in das Boot hineinlief. Dann hat es für den Shader noch eine Sonne gebraucht, die auf die Szene scheint. Die habe ich mit einem Disc gemacht, bei der die Luminance zu einem Gradient wurde und der Alpha Kanal mit einem Noise und Gradients versehen wurde. Um die Szene realistischer zu machen, habe ich noch einen Nebel als Physical Sky gemacht.

 

Shading

  • Quallenvideo

Die Ausgangsfarbe der Qualle sollte ein schönes Blau haben. Die Transparenz ist sehr hoch. Hier musste ich viel ausprobieren, da je höher die Transparenz war, desto länger dauerte das Rendern und mein Laptop schien an manchen Stellen seinen Geist aufzugeben. Das wollte ich nicht riskieren. Deswegen hat es einen Fresnel und vor allem einen Noise drin, der die Punkte auf den Körper zaubert. Was die Renderzeit auch reduziert hat, war die Unschärfe in der Transparenz. Dann habe ich für den Neoneffekt noch eine Luminanz gegeben.

  • Bootvideo

Beim Meer habe ich zwei Farben ausgewählt, mit der Luminanz, die die Textur Subsurface Scattering hat, sodass beide Farben angezeigt werden. Und noch eine Legacy Reflection.  Beim Boot habe ich ein simples Holz Material genommen, für die Schrift ebenfalls.

 

Schrift

  • Quallenvideo

Die Schrift habe ich auch in Cinema4D erstellt. Ich habe mir zunächst einen Font heruntergeladen, der mich an eine weiche, wellige Unterwasserwelt erinnerte. Dann habe ich den MoText mit dem Plain Selector in Boxform bearbeitet. Durch Verschieben der bearbeiteten Box und Keyframes konnte ich zu diesem Ergebnis kommen. Um noch diesen springenden Effekt wie hier zu erzeugen, habe ich noch den Delay Effektor hinzugefügt.

  • Bootvideo

Die Schrift ist beim Bootvideo sehr simpel gehalten, da sie unbeweglich auf dem Boot festsitzt. Ich habe lediglich ein anderes Holzmaterial ausgewählt.

 

Kamera

  • Quallenvideo

Als Letztes habe ich die Quallen dupliziert und in der Umgebung verteilt. Dafür musste ich zuerst die Kamera in den richtigen Winkel aufstellen, damit alle Quallen irgendwie in der Umgebung Platz finden. Woran ich mir die Zähne ausgebissen habe, war, wie ich die Quallen im Raum verteilen wollte, dass alle gut zu sehen sind. Manche waren zu weit weg, manche zu nah beieinander, manche waren gar nicht richtig im Bild.

  • Bootvideo

Die Kamera wird entlang der Y-Achse hoch und runter bewegt, da man sonst erkennen würde, dass es sich beim Ozean um ein Plane handelt.

 

Rendering

Das finale Rendering war eine lange Tortur für meinen Laptop und meine Nerven. Ich hatte ständig Angst, dass mein Laptop zu heiss wird und meine ganze Arbeit verloren geht. Schlussendlich war mein Rechner circa 18 Stunden dran.

 

Compositioning in After Effects

  • Quallenvideo

In AE habe ich mich an den Feinschliff gesetzt. Ich habe einen starken Noise gebraucht, da ich unter anderem kein Bending im Hintergrund haben wollte. Dann habe ich ein leichtes quick abberation in Rot und Grün eingebaut, das man aber kaum sieht, bzw. sieht man es vor allem in der Schrift. Es gibt der Schrift so einen Glow, der ein wenig mehr retro aussieht und ich sehr passend zu meinem noisy Video fand. Dann habe ich dem Ganzen im Lumetri Color viel mehr Sättigung in den Farben gegeben. Der Unterschied ist sehr erstaunlich. Auch hier habe ich viel ausprobiert, bis ich die Umgebung ästethisch schön fand. Mit dem Levels habe ich die Umgebung etwas abgedunkelt.

  • Bootvideo

Wie beim Quallenvideo habe ich in After Effects die Farben so verfeinert, wie es für mich am stimmigsten schien. Im Lumetri Color habe ich den Shadow Tint mehr ins dunkelbläulich-violett gelenkt, so wie der Hintergrund. Der Look wirkt dadurch gesättigter. Vorher hatte es einen grünlich blassen Look, der mir nicht gefiel. Mit Levels habe ich den Look dunkler gemacht. Ich habe auch einen Noise verwendet, und ebenfalls die quick abberation in Rot und Blau.

 

Musik

Um eine passende Musik zu kreiren, habe ich mal die LoFi Beats in Bandlab durchforstet. Dort habe ich die Loops, die ich passend zueinander fand zusammengesucht und ausprobiert. Da ich keine Musikerin bin, hatte ich teilweise zu beurteilen, was überhaupt zusammen Sinn macht. Hier und da habe ich auch in anderen Loop Kategorien gesucht. Wichtig war mir, dass ich ein Ergebnis habe, das entspannt wirkt. Ich habe Breaks eingebaut, gekürzt, wiederholt und an den Effekten gespielt wie z. B. Reverb/Hall.

 

Schnitt in Premiere

Als ich dann alles fertig hatte, habe ich mich an den finalen Schnitt gesetzt. Beim Quallenvideo habe ich auch darauf geachtet, dass das Timing am Anfang des Lieds passt und der «Drop» im richtigen Moment im Video kommt. Dazu habe ich Schnitte eingebaut, um das zu erreichen. Beim Bootvideo habe ich vor allem darauf geachtet, so zu schneiden, dass immer auf bestimmte Beats das Video neu loopt und teilweise rückwärts/vorwärts abgespielt wird.

 

Fazit

Zwei sehr grosse Projekte, die mir aber viel Spass gemacht und mich vor allem in C4D fitter gemacht haben. Ich kann mir gut vorstellen, noch so ein entspannendes LoFi Video zu machen.