Lifere ond Lafere – de Lifeservice fö Appezölle Wööte

Wedegehnte, Sonnwendlig, Flickflauder – vielleicht kennst du ja auch eines der vielen schönen Appenzeller Dialekt-Wörter. Doch im Alltag werden sie kaum noch gebraucht und gehen immer mehr verloren. Allgemein verändert sich der Innerrhoder Dialekt in der heutigen Zeit rasant. Da will ich etwas dagegen tun.

Etz wääd gliferet!

Auf meinem Instagram-Kanal Lifere ond Lafere kriegst du alle paar Tage ein frisches Appenzeller Wort geliefert. Als Beilage gibt es schlaue Hintergrundinformationen zur Wortherkunft, spannende Geschichten und manchmal dichte ich auch noch ein schönes Versli um die Wörtli.

Hier ein paar Beispiele:

«Lifere ond Lafere» findest du aber auch auf Facebook und Twitter. Ebenfalls kannst du die Idee hinter dem Projekt auf meiner Website nachlesen – natürlich im Appenzeller Dialekt!

Etz wääd glaferet!

Sprache und Dialekt verändern sich. Das ist Fakt. Doch was sind die Gründe? Und ist der Innerrhoder Dialekt gar vom Aussterben bedroht? Das wollte ich wissen und habe mich deshalb mit dem Appenzeller Dialekt-Experten Joe Manser zum Gespräch getroffen. Ebenfalls habe ich mit meiner Mitstudentin Celine Signer über die Zukunft unseres Appenzeller Dialekts gesprochen. Das alles hörst du im Podcast «Jetzt wääd glaferet!»

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Du kannst den Podcast auch hier direkt auf Digezz hören.

(ash)

Fidereiti. Das Vorhaben. 

Die Idee mit dem Dialekt-Lieferservice auf Instagram hatte ich schon länger, aber es hat immer etwas an Motivation es wirklich durchzuziehen, gefehlt. Digezz war dann der Tritt ins «Födle» um das Projekt in Angriff zu nehmen.

Etz abe ke Fedelesis meh! Kurzen Prozess machen.

Anfangs des Semesters habe ich in einem groben Konzept die wichtigsten zwei Punkte von «Lifere ond Lafere» definiert:

  • Instragram-Account «Lifere ond Lafere» (Häufigkeit und Umfang der Posts, Story oder Feed, Recherchemöglichkeiten zu den Wortursprüngen)
  • Podcast «Etz wääd glaferet» (Thema festgelegt, potentielle Gesprächspartner:in definiert)

Danach habe ich sofort losgelegt, denn ich wollte denn Instagram-Account so schnell wie möglich an den Start bringen.

Es moss e gueti Falle mache! Es muss gut aussehen.

Die Dialektwörter auf meinem Account sind zum Teil uralt, auch hat der Innerrhoder Dialekt ein etwas verstaubtes Image. Das Design soll daher umso moderner daher kommen ohne den Bezug zum Appenzellerland zu verlieren. Ich habe mich deshalb für eckige Formen und knallige Farben entschieden. Das Gestalten des Logos und der Posts war am Anfang ziemlich zeitintensiv und nervenaufreibend, weil ich absolute Anfängerin mit Adobe Illustrator war. Mit der Zeit und nach vielen Tutorials kam aber die Routine und so macht jetzt jeder Post immer wieder aufs neue Spass.

Eebe viel z’nodere! Es gibt viel zu suchen. 

Auch sehr aufwändig ist die Recherche zu den Wörtern. Ich will nicht nur die Übersetzungen liefern, sondern auch die spannenden Geschichten dahinter. Beim linguistischen Teil hilft mir das Schweizerische Idiotikon, welches online verfügbar ist. Manchmal komme ich aber nicht weiter, weil das Wörterbuch recht schwierig zu lesen ist, doch die Leute hinter dem Idiotikon helfen sehr gerne per E-Mail weiter.

Ich habe zwar selber ganz viele Wörter und die Hintergründe dazu im Kopf, aber ich lasse mich auch gerne von meinen Appenzeller Freund:innen und meiner Familie, speziell von meiner Grossmutter inspirieren. Sie spricht den Innerrhoder Dialekt noch viel stärker als ich und hilft mir oft beim korrekten Gebrauch der Wörter oder der Aussprache.

Etz mosch lose! Hör gut zu.

Interviews. Ich wollte wissen, warum sich Sprache oder eben Dialekt verändert und ob der Appenzeller Dialekt gar vom Aussterben bedroht ist. Und da gibt es wohl keinen, der sich besser auskennt als Joe Manser. Er erforscht und dokumentiert den Innerrhoder Dialekt schon seit Jahren und hat unter anderem ein Wörterbuch dazu herausgegeben (welches auch mir als Nachschlagewerk dient). Auch wollte ich über die Zukunft unseres Dialekts sprechen und mit meiner Kommilitonin Celine Signer habe ich die perfekte Gesprächspartnerin gefunden. Das Problem war nur die Pandemie! Es wäre schön gewesen, wenn ich Joe und Celine gleichzeitig hätte interviewen können, es wäre sicher ein sehr anregendes Gespräch entstanden. Doch ich konnte das Risiko nicht eingehen und so habe ich Celine mit genügen Abstand und Joe nach gemachter Impfung einzeln zum Gespräch getroffen. So war es dann auch schwieriger den Podcast zusammen zu schneiden und einen roten Faden hinein zu bringen, die gute Interviewvorbereitung hat mir da aber extrem weitergeholfen.

Technik. Aufgenommen habe ich die Interviews mit zwei Radio-Flashmics (eines für mich, das andere für die Interviewten). Die habe ich der Einfachheit halber bei meinem Arbeitgeber Radio FM1 ausgeliehen. Auch sind sie einfach zu bedienen, allerdings kann man fast keine Voreinstellungen machen und man muss die Spuren nachträglich synchronisieren, was nicht immer zu hundert Prozent klappt. Deshalb musste ich in der Postproduktion nach dem Schnitt noch etwas denn Hall korrigieren, ohne dass der Raumklang verloren geht. Das war aber auch sehr lehrreich, weil ich mich so in Adobe Audition einarbeiten konnte.

Intro. Auch dieses sollte – wie das Design – nicht zu traditionell daher kommen, aber trotzdem noch nach «Appenzell» tönen. Da kam mir die Idee mit Hack & Nick. Zwei Rheintaler Musiker, welche mit einem elektronischen Hackbrett ziemlich coolen Sound machen. Ich habe sie angefragt, ob ich das Intro vom Song «Way to L.A.» für meinen Podcast-Jingle benutzen dürfte und sie haben sofort zugesagt!

Ond sös no? Und sonst noch. 

Ich habe das Projekt am Anfang sehr grob geplant, vieles ist erst beim Machen entstanden. Zum Beispiel die Idee mit dem «Wootvooschlaag». Nachdem ich auf Instagram sehr viele Nachrichten bekommen habe, wollte ich auch die Vorschläge der Follower:innen mit einbinden. Diese poste ich jeweils mit einer Sprechblase und verlinke die Ideengeber:innen.

Auch die Webseite war eigentlich nicht geplant, weil ich es mir auch am Anfang überhaupt nicht zugetraut habe, diese selber programmieren. Ich merkte jedoch bald, dass ich die Idee hinter dem Projekt nicht in die Bio des Instagram-Accounts schreiben konnte, da es zu lang geworden wäre. Ich habe deshalb einen einfachen Onepager mit HTML und CSS gemacht, was mir erstaunlich einfach von der Hand ging. Aber jeder Code hat so seine Tücken. Zwei Mal hat mir dieser meinen letzten Nerv geraubt, wegen Kleinigkeiten, die einfach nicht funktionieren wollten (z.B. verlinkte Icons gleichmässig zentrieren). Aber nach vielen Stunden recherchieren, Tutorials schauen, der Hilfe einer Freundin und unserem Coach hat auch das geklappt.

Schlussament e tolli Sach! 

«Lifere ond Lafere» wurde und wird immer grösser. Ich habe noch viel mehr Ideen, welche ich umsetzen will. Am Anfang wollte ich alles in ein Semester quetschen und so stand ich sehr unter Druck. Jetzt plane ich das Projekt weiter im zweiten Semester. Unter anderem will ich die Website interaktiver machen, weitere Podcastfolgen aufnehmen, mich noch mehr mit Social Media-Marketing beschäftigen und «Lifere ond Lafere» soll auch in der analogen Welt ankommen. Mehr will ich aber noch nicht verraten, wir Appenzeller:innen hüten ja gerne Geheimnisse.