Kamera 1… Top!

«Kamera 1… TOP! Kamera 2… Kamera 2… TOP! Kamera 3… TOP! » So tönt es den ganzen Morgen, wenn man die Regie über Funk im Ohr hat. Am Hasliberg im Berner Oberland werden Europacup-, Fis- und JO-Rennen durchgeführt. Ein grosser Teil dieser Rennen wird via YouTube-Livestream in die ganze Welt übertragen, produziert von einem kleinen Team.

Sobald man seine Kameranummer und das Wort «TOP!» hört, ist man live auf Sendung – deshalb lautet so auch der Titel dieses Beitrags. Seit mehr als drei Jahren werden am Hasliberg Livestreams veranstaltet. Gemeinsam mit Mera-film darf ich an diesem Projekt teilnehmen. Ich bin Teil des Kernteams im Skirennzentrum und normalerweise sitze ich hinter dem Mikrofon und kommentiere die Rennen. Nun bin ich als Kameramann im Einsatz.

Dieses Jahr durfte ich bereits an fünf Livestreams teilnehmen. Zweimal an den interregionalen U16 JO-Rennen und anfangs Januar haben wir noch den Sunrise Jugend Cup veranstaltet. Hier messen sich die besten Athlet*innen unter 16 Jahren aus der ganzen Schweiz. Dabei bediene ich immer die letzte Kamera, auf dieser ist jeweils die Zieleinfahrt zu sehen.

Nebst den Livestreams sind hier noch einige Making-Off Bilder:

Übrigens: Die Red-Kamera wurde im Dezember 2021 ebenfalls für den Livestream verwendet, da wir keine anderen Kameras mehr zur Verfügung hatten. Sie ist allerdings ungeeignet für einen Livestream auf YouTube. 😉

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(dbo)

Idee:

Seit dem Jahr 2013 gibt es das Skirennzentrum Hasliberg. Dort finden jeden Winter diverse Skirennen statt, diese werden vom Kernteam (verantwortlich für die Organisation) organisiert und durchgeführt. Ich war bereits Teil dieses Teams und habe in erster Linie Skirennen kommentiert und die Rangverkündigung moderiert. Da ich, dank meiner Lehre und jetzt auch im Studium viel mit Kameras gearbeitet habe, wurde ich für das Livestream-Team angefragt. Durchgeführt wird das Ganze von Mera-film. Mera ist eine Filmagentur aus Meringen, welche sich seit vielen Jahren mit Film und Videos rund ums Thema Skifahren und Snowboarden befasst. Nun habe ich mir überlegt, meine Erfahrungen und Tätigkeiten währende der Livestreams mit der Plattform Digezz zu teilen.

Umsetzung:

Der Entscheid für die Umsetzung dieser Livestreams am Hasliberg ist vor 3 Jahren gefallen. Spontan durfte man ein Europacup-Skirennen durchführen. Da für dieses Rennen eine Beweissicherung durch Videos stattfinden muss, habe zwei Personen das ganze Rennen mit Camcordern aufgezeichnet. Für uns war klar, sollten wir noch mehrere solche Skirennen durchführen, benötigen wir eine Infrastruktur, welche sich für Videoaufnahmen und sogar Livestreams eignet. Im Februar 2021 wurden dann die ersten Livestreams durchgeführt. Dazu wurden im Sommer 2020 entlang der ganzen Rennstrecke Glasfaserkabel verlegt, um eine optimale Übertragung des Videosignals zu ermöglichen.

Zu Beginn einer neuen Saison müssen die im Boden verlegten Kabel kontrolliert werden. Dabei begibt sich eine Person zu allen 5 Kamera Standorten und verbindet die Kamera mit dem Glasfaserkabel. Eine Person sitzt dabei in der Regie und überprüft, ob sie von allen Standorten ein Video und Tonsignal erhält.
Bei den Glasfaserkabeln haben wir zum Glück auch dieses Jahr keine Beschädigung festgestellt. Bei den Kabeln für die Zeitmessung, welche ebenfalls im Boden liegen, ist es schon öfters zu Beschädigungen gekommen, etwa durch Murmeltiere. Deshalb ist es für uns auch so wichtig, die Kabel jedes Jahr aufs Neue zu kontrollieren. Um die Rennen zu filmen verwenden wir eine Sony PWX-Z90. Da die Kamera ein bereits eingebautes Objektiv hat und über eine gute Bildstabilisation verfügt, ist sie für unseren Livestream sehr gut geeignet. Zudem kann man mit der Kamera gut zoomen das ist ebenfalls wichtig, um die Skifahrer*innen bestmöglich zu filmen.

Am Drehort ist es wichtig, möglichst schnell ein Bild von der Kamera in die Regie zu senden. Dafür muss man die Kameras mit dem Glasfasernetz verbinden und darauf achten, dass die Kabel nicht durch Drittpersonen beschädigt werden. Sobald man die Kamera aufgebaut hat, ist noch ein wenig Zeit, um die Bewegungsabläufe zu üben. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle: Wie ist der lauf ausgesteckt? Wie stark muss ich zoomen? Wann muss ich rauszoomen? Wie schnell kann ich schwenken? Kann ich irgendwelche Schnittbilder liefern, falls mich die Regie danach fragt?

Während des gesamten Rennens sind wir über Funk oder einen Telefonkonferenz verbunden. Damit können wir während des Rennens schnellstmöglich auf die Anweisungen aus der Regie reagieren. Diese können sehr unterschiedlich sein. Häufig sind es kleinere Anpassungen an unserer Kamerabewegung oder an den Kameraeinstellungen, hier muss man oft die Blende anpassen, so dass alle Kameras bei wechselnden Lichtverhältnissen ein einheitliches Bild abgeben.

An einem Tag finden immer zwei Läufe oder manchmal auch zwei Rennen mit nur einem Lauf statt. Das heisst, am Morgen findet der erste lauf statt und nach einer kurzen Mittagspause geht es meist mit dem zweiten Lauf weiter. Nach dem Rennen muss alles wieder abgebaut werden und Kabel, Kamera, Mikrophon usw. zum Trocknen ausgelegt werden.

Im Anschluss sitzt man noch einmal mit der Regie und allen beteiligten an einen Tisch und diskutiert über die Geschehnisse des Tages und man spricht noch einmal darüber, was hätte man anders evtl. besser machen können.

 

Learnings:

Wie bereits bei der Umsetzung erwähnt, haben wir im Voraus alle Glasfaserkabel-Verbindungen überprüft. Am Tag des Livestreams hat einer unserer Kameramänner seine Kamera mit dem Glasfaserkabel verbunden. Obwohl wir beim Test vor einigen Tagen noch ein Signal hatten, war das Bild jetzt verschwunden. Wir mussten schnell umplanen und eine neue Kameraposition finden, welche ein funktionierendes Kabel hat. Für dieses Rennen war der Ausfall der Kameraposition nicht so tragisch. Hätten wir jedoch ein Europacuprennen durchgeführt, wäre dort der Kamerakran gewesen und der Ausfall wäre fatal gewesen. Daraus nehme ich mit, auch wenn man alles überprüft, kann es noch zu Fehlern kommen. Einen Plan B zu haben ist deshalb sehr wichtig und hat uns in dieser Situation sehr geholfen. Übrigens die Kamera 2 hat im Livestream vom 16.12.22 erst ab 00:15:37 funktioniert.

Die Wichtigkeit der Rennen entscheidet über Budget und somit auch die Anzahl der Kameras, welche wir einsetzen können. Die Kameras werden von zumirent ausgeliehen. Für die ersten beiden Rennen waren nur zwei Kameras geplant. Da wie bereits erwähnt, eine der beiden Kameras nicht funktioniert hat, war ich mit meiner Kamera die ganze Zeit auf dem Stream zu sehen. Somit hatte ich keine Pause und alles, was ich gefilmt habe, wurde gestreamt. Hier muss man sehr aufmerksam sein, denn der kleinste Fehler ist zu sehen und die Regie kann nicht einfach wegschneiden, da sie keine anderen Optionen hat.

Wenn man den ganzen Morgen draussen im Skigebiet an einer Kamera steht, wird es schnell kalt. Da die Kamera und der Zoom sehr feinfühlig zu bedienen sind, sollte man zum Filmen dünne Handschuhe tragen. Bei Temperaturen unter null Grad führt das schnell zu Problemen. Einer der Kameramänner hatte so kalte Hände, dass im schwarz vor den Augen wurde und er sich schnell hinlegen musste. In Zukunft werde ich schauen, dass ich immer warmen Tee, Handwärmer und weitere vor Kälte schützende Produkte dabeihabe.

Leider wurde der zweite Livestream-Tag des Sunrise Jugendcup abgesagt. Alles war vorbereitet, doch leider war auf der nicht gefrorenen Rennpiste kein Rennen möglich. Wenn man draussen arbeitet, kann einem das Wetter immer einen Strich durch die Rechnung machen.

 

Zukunft:

Wenn man einen Livestream von einem Skirennen macht, dann benötigt man auch Grafiken, wie z.B. Bauchbinden oder das Zwischenklassement. Das Design dieser Elemente ist vom Zeitmessungsprogramm vorgegeben. Da die Grafiken jedoch schon etwas in die Jahre gekommen sind, kann ich mir gut vorstellen, diese neu zu designen. Zudem möchte ich weithin Livestreams durchführen und vielleicht einmal in der Regie Platz nehmen.