Jonas Straumann | Klänge durch die Linse

Jonas Straumman mir einer Handpan in der Hand

Wie fängt man Klänge ein, ohne sie zu hören? Jonas Straumann ist fast taub und spielt professionell Handpan. Auf seinem bisher grössten Auftritt in Bern durfte ich ihn als Fotografin begleiten. Und auch für mich war diese Möglichkeit etwas ganz besonders. Denn hinter der Kamera stehe ich noch nicht sehr lange.

Kreativität – dafür konnte ich mich schon immer begeistern. Mit dem Bleistift auf einem Blatt Papier oder einer Bastelarbeit in der Hand. Die Kamera eröffnete eine ganz neue Welt der Kreativität für mich.

Seit meinem Studium habe ich eine ganz neue Art von Kunst und Kreativität für mich entdeckt. Die Fotografie. Klar, mit meinem Handy hatte ich schon immer gerne Fotos gemacht. Einen schönen Sonnenuntergang über Bern oder ein paar Schnappschüsse in den Ferien als neues Profilbild für WhatsApp. Das hat mir lange gereicht.

Aber je digitaler meine eigene Kreativität wurde, desto grösser wurde auch der Wunsch, Fotografieren zu lernen. Also wagte ich den Sprung ins kalte Wasser und kaufte mir meine erste eigene Kamera. Eine Sony A7iii. Ich knipste ein wenig im Automatik-Modus herum und war nicht begeistert von meinen Werken.

Doch dann ein grosser Wendepunkt. Ich startete im Herbst 2022 mein Multimedia Production Studium. Plötzlich war ich umringt von Menschen mit den gleichen Interessen. Alle hatten andere Fähigkeiten, alle wollten besser werden und mehr lernen. Das war genau der Push, den ich gebraucht hatte. Schnell fand ich Fotografie-Mentor:innen, die mir erklärten, was die ganzen Buchstaben auf der Modulauswahl bedeuten und worauf ich achten muss. Ich schaltete um. Von Automatik zu Manuell. Und nach ein wenig Übung gelang es mir immer besser und es entstanden die ersten Fotos, die ich mit Stolz von der SD-Karte auf meinen Desktop zog. Und vom Desktop weiter in ein Bildbearbeitungsprogramm, um meinen kleinen Werken den letzten Schliff zu geben.

Am 10. Mai 2023 hatte ich das Vergnügen, am Event von Pro Infirmis in Bern einen ganz aussergewöhnlichen Musiker zu fotografieren. Jonas Straumann ist fast gehörlos und spielt Handpan. Meine Resultate möchte ich hier mit euch teilen. – Wie fängt man Klänge ein, ohne sie zu hören?

(bas)

Idee
Auf meiner Reise durch mein Studium möchte ich in jedem Semester mindestens ein Fotografie-Projekt realisieren, um meine Fortschritte zu dokumentieren. Dies soll mir als Ansporn dazu dienen, meine Fähigkeiten in der Fotografie zu verbessern und mich auszuprobieren. Mein geistiges Hindernis besteht oftmals darin, dass ich mich nicht an neue Projekte herantraue. Auf diese Weise möchte ich mich ausprobieren und mein Portfolio erweitern.

Jonas Straumann habe ich erst vor kurzem kennengelernt. Seine Musik fasziniert mich schon seit mehreren Jahren und eine eigene Handpan ist ein Traum, den ich mir noch erfüllen möchte. Wir unterhielten uns und kamen dabei auch auf das Thema Fotografie zu sprechen. Er fragte mich, ob ich Interesse daran hätte, Fotos von seinem bisher grössten Aufritt an einer Veranstaltung von Pro Infirmis zu machen. Ich war skeptisch. Bilder in meiner Freizeit von Freunden und Familie aufzunehmen, war eine Sache. Einen Fotografie-Auftrag anzunehmen, die andere. Aber Jonas machte mir Mut und ich ging die Möglichkeit an.

Prozess
Mit meiner Sony A7iii ausgestattet erschien ich am 10. Mai auf dem Bundesplatz. Ich schoss ein paar Testaufnahmen und schaute sie mir auf dem Macbook an. Dies hatte ich mir angewöhnt, da ich sicher gehen wollte, dass ich die richtigen Einstellungen gewählt hatte. Aus dem kleinen Display in meiner Kamera, ist das für mich noch immer schwer zu erkennen und hat schon einige Male dazu geführt, dass ich mit Stundenlanger Arbeit nicht zufrieden war.

Die Show startete und ich und meine Kamera samt Zoom Objektiv machten uns bereit. Ich knipste für etwa 45 Minuten beinahe durchgehend. Die Sonne schien immer wieder auf die Bühne und sorgte für schwierigere Lichtverhältnisse. Ohne die Sonne sass Jonas jedoch völlig im Schatten, was die Aufnahmen nicht einfacher machte. Eine weitere Schwierigkeit bestand für mich darin, die Belichtungszeit richtig einzustellen. Ich wollte genug Licht haben, aber wenn ich sie zu lange offen liess, verschwammen die schnellen Bewegungen von Jonas. Auch den Hintergrund wollte ich so verschwommen haben, wie nur möglich. Mein Ziel war es, Bilder zu schiessen, bei denen Man die wundervolle Klänge der Handpan förmlich durch die Linse hören konnte.

Aus meinen sehr grosszügigen Aufnahmen wählte ich die besten aus. Viele konnte ich nicht benutzen, da die Handbewegung auf diesem Schnappschuss unnatürlich aussah, aber die Hände kaum zu sehen waren. Dennoch hatte ich eine gute Ausbeute gemacht. Die Nachbearbeitung erfolgte wie ich es mir schon gewohnt war, mit Lightroom auf dem Ipad. Ich probierte mehrere Möglichkeiten aus und erstellte mir danach ein Preset welches einen meiner Meinung nach sehr schönen Kontrast zwischen den Blau- und Rottönen der Bilder traf. Bei meinen Bildbearbeitungen setzte ich den Fokus bisher immer auf die Augen, auch einige Hautunreinheiten liess ich mit Lightroom verschwinden. Insgesamt war es mein Ziel, einen etwas cinematischen Effekt zu erzielen und sowohl Jonas als auch die Handpan und seine Hände in Szene zu setzen.

Fazit
Sowohl ich als auch Jonas waren mit den Resultaten sehr zufrieden. Meiner Meinung nach, gelang es mir gerade mit der Einstrahlung der Sonne einige sehr schöne Aufnahmen zu schiessen. In Zukunft möchte ich jedoch auf jeden Fall mehr darauf achten, dass ich genügen Head Space lasse. Ausserdem habe ich nur Bilder im Hochformat gemacht und Querformate völlig vergessen. Das ist mir jedoch erst bei der Auswahl der Bilder aufgefallen. Dennoch hat mir der Auftrag sehr gut gefallen und ich freue mich darauf, am 13. Juni erneut für Jonas fotografieren zu dürfen.