Indien – mit einem Hilfswerk unterwegs

Diesen Frühling hatte ich die Möglichkeit, mit einem Schweizer Hilfswerk nach Indien zu reisen, um dort verschiedene Projekte filmisch zu begleiten. Es war der Beginn einer einzigartigen Reise – geprägt von vielen kleinen Herausforderungen.

Vorbereitung

Ehrlich gesagt habe ich mich nicht allzu intensiv auf diese Reise vorbereitet. Ich wusste, welche Projekte wir besuchen würden und von welchen am Ende ein kurzer Film entstehen sollte. Viel mehr Vorbereitung schien in diesem Setting kaum möglich, so dachte ich zumindest. Zum einen wusste ich nicht, wie es vor Ort bei den Projekten genau aussehen würde, zum anderen war unklar, wie viel ich überhaupt filmen kann. Eine Kamera zieht schnell Aufmerksamkeit auf sich und genau das wollten wir eigentlich vermeiden. Deshalb war ich selbst sehr gespannt, wie am Ende alles funktionieren würde.

Prostitution in Indien

Prostitution ist auch in Indien ein Thema, jedoch nicht immer in dem klassischen Sinn, wie wir es uns vielleicht vorstellen. Das Hilfswerk arbeitet eng mit den Menschen vor Ort zusammen, um den heranwachsenden Kindern einen sicheren Raum zu bieten. Besonders herausfordernd ist, dass in diesem konkreten Dorf Prostitution in gewisser Weise als Teil der sozialen Norm gilt. Sie ist tief im Denken der Gemeinschaft verankert, was die Arbeit umso sensibler und komplexer macht.

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Für dieses Video hatte ich mir viel vorgenommen. Ich wollte eine Person interviewen und auf Grundlage dieses Gesprächs das restliche Video gestalten. Da ich jedoch kein Hindi spreche, konnte ich nur über eine Übersetzerin mit ihr kommunizieren. Das machte das Interview deutlich komplizierter. Erst zurück in der Schweiz habe ich dann erfahren, was sie tatsächlich gesagt hatte. Diese Hürde habe ich aber gerne in Kauf genommen, denn eine persönliche Geschichte hinterlässt bei einem Thema wie diesem einen viel stärkeren Eindruck. Sie macht das Erlebte greifbarer. Und genau das ist die Realität.

Bettlerarbeit in Indien

Wenn man an Indien denkt, kommen einem oft zuerst die vielen Menschen in den Sinn. In einem Land mit über einer Milliarde Einwohnern ist es nicht überraschend, dass Armut im Alltag sichtbar ist, etwa durch Bettlerinnen und Bettler auf den Strassen. Das Hilfswerk versucht nun mit Bildung und Mikrokrediten den Menschen wieder eine Perspektive zu geben.

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Für dieses Video hatte ich anfangs noch keine klare Struktur im Kopf. Mir war jedoch schnell klar, dass das Voiceover eine zentrale Rolle spielen würde, um dem Video im Nachhinein einen roten Faden zu geben. Danke an Rebecca Baumberger an dieser Stelle, für das einsprechen des Voiceovers! Eine grosse Herausforderung war aber auch, dass die Bettlerarbeit an ganz unterschiedlichen Orten der Stadt stattfindet. Viele dieser Orte befinden sich nicht in den sichersten Vierteln. Das führte dazu, dass ich oft angespannt war und wir nie besonders lange an einem Ort bleiben konnten.

Material

  • Nikon Z6II
  • Objektiv 28-75mm, f 2.8
  • Atomos Ninja V
  • RØDE VideoMic GO II
  • RØDE Wireless GO
  • ND Filter

Fazit

Was mir geblieben ist, sind die unzähligen Eindrücke und Geschichten der Menschen vor Ort. Aber auch das Elend und die eigene Machtlosigkeit in gewissen Momenten werden mich noch lange begleiten. Mir ist auf dieser Reise erneut bewusst geworden, was für ein grosses Geschenk es ist, in der Schweiz leben zu dürfen, mit all den Möglichkeiten, Sicherheiten und Freiheiten, die für uns oft selbstverständlich sind. Diese Erfahrung hat mich nicht nur als Filmemacher geprägt, sondern auch ganz persönlich berührt und zum nachdenken angeregt.

(abb)

Rückblickend hätte ich mich in gewissen Bereichen noch besser vorbereiten können. Gerade beim Filmen vor Ort hätte mir eine klarere Planung mehr Sicherheit gegeben. So hätte zum Beispiel einen ausformulierten Voiceover Text mir auch eine gewisse Struktur gegeben.  Auch im Umgang mit Menschen vor der Kamera hätte ich mir gewünscht, mir etwas mehr zuzutrauen, sei es bei der Gesprächsführung oder beim gezielteren Einfangen von Situationen.

Technisch habe ich einiges gelernt. Ich werde künftig darauf achten, dass das Mikrofon immer mitläuft/auf der Kamera ist, um Umgebungsgeräusche und Ambi Sound verlässlich aufzunehmen. Diese Tonaufnahmen geben den Szenen im Schnitt viel mehr Tiefe und Atmosphäre.

Ein weiterer Punkt war die Arbeit mit dem externen Monitor. Sie war zum Teil etwas umständlich, aber letztlich nötig, da ich nur so in N-Log aufnehmen konnte. Eine Kamera mit integrierter Log Funktion wäre hier sicher von Vorteil. Leider ging unterwegs auch ein Kabel kaputt, was mich zeitweise einschränkte. Solche kleinen technischen Pannen gehören wohl einfach dazu aber trotzdem nehme ich mir vor, künftig mit etwas mehr Ersatzmaterial zu reisen.