Die Geschichte vom kleinen Murmeltier

Als mein Patenkind Dominik am 09. September 2020 geboren wurde, bekam er zu seiner Geburt ganz viele Plüschtiere. Auch ich habe ihm eines gekauft und gehofft, dass dieses sein Begleiter durch seine Kindheit werden würde. Aber so kam es natürlich nicht, Dominik hat bis heute wenig Interesse in seine flauschigen Freunde, ausser in einen.

Vor einem Jahr habe ich bei ihm Zuhause ein kleines Murmeltier entdeckt, welches ein leeres Fach für Batterien hatte. Ich setzte neue Batterien ein und wir schauten gemeinsam, was das Murmeltier mit den Batterien wohl machen kann. Es stellte sich heraus, dass es jedes gesagte Wort nachspricht, was ziemlich mühsam werden kann, aber für ein Kleinkind, das gerade sprechen lernt, jedoch genau das Richtige zu sein scheint.

Dominik hat das Murmeltier jetzt immer mit dabei und wenn er ihn verliert, kann er einfach nach ihm rufen und er antwortet ihm aus der Ecke, in der liegen gelassen wurde. Dieses Plüschtier war jedoch niemals als Geschenk für ihn gedacht, es ist ein Trostpreis, der von einem lang vergessenen Oktoberfest gewonnen wurde, auf dem seine Eltern einmal waren. Ausgerechnet dieser Trostpreis, ist jetzt sein bester Freund. Dies inspirierte mich zu der Geschichte «Ungerwägs mitem Murmu».

Die Geschichte habe ich hauptsächlich im Berndeutschen Dialekt eingesprochen, für einzelne Figuren darin habe ich jedoch versucht Chinesisch, Indisch oder nach einem Berner Oberländer zu klingen.

Das Audio hat Dominik zu Weihnachten von mir als Hörspiel auf seine Toniebox erhalten.

Ich habe lange überlegt, ob ich die Geschichte ebenfalls visuell darstellen soll oder nicht und einige Anläufe gebraucht, bis ich den richtigen Ansatz gefunden habe. Schlussendlich habe ich auf einem iPad mehrere Zeichnungen zur Geschichte gemacht und diese in InDesign mit dem Text zu einem Kinderbuch zusammengefasst.

(mou)

Ideenfindung

Oben habe ich den Ursprung der Idee zu Geschichte bereits erklärt. Für mich stand jedoch nicht von Anfang an fest, dass sich die Geschichte für mein Patenkind um dieses Murmeltier drehen würde, denn sein erstes Wort war «UHU». Also fing ich im Herbst erstmals damit an Eulen zu zeichnen in Procreate und im Adobe Illustrator. Dies machte mir zwar viel Spass und ich stellte mir schon dabei vor wie ich diese animieren würde, aber mir fiel absolut keine Geschichte dazu ein, die ein zweijähriges Kind auch nur ansatzweise verstehen würde. Immer wenn ich Zeit mit meinem Patenkind verbrachte, hatte ich zudem so meine Zweifel, ihm ein Video zu schenken, wenn die Kinder heute sowieso schon zu viel Zeit vor einem Monitor verbringen.

Als ich mir dann erklären liess was eine Toniebox ist, war mir ein Hörspiel schon gleich viel sympathischer und als Dominik mich dann im Oktober einmal besuchte und dieses sprechende Murmeltier unter dem Arm hielt, dass wir zusammen in Gang gesetzt hatten, war mir sofort klar, dass die Geschichte sich um ihn drehen musste.

Arbeitsprozess Audio

Ich brauchte auch bei der Erstellung der Geschichte «Ungerwägs mitem Murmu» mehrere Anläufe, bis diese einfach, verständlich und dennoch spannend sein würde. Als ich die Geschichte, dann endlich fertig geschrieben habe, reservierte ich das Tonstudio drei Mal. Es war komisch für mich meine eigene Stimme zu hören und ich musste etliche Versprecher korrigieren.

Bei der Nachbearbeitung meiner Aufnahmen in Adobe PremierePro fiel mir auf, dass ich an so viele Töne noch gar nicht gedacht hatte. Das Stück würde mit Musik lebendiger wirken und immer mehr Geräusche, die ich dafür aufnehmen wollte, kamen mir in den Sinn. So nahm ich die Geräusche der Stadt auf und das «krabbeln» in eine Handtasche oder in einen Rucksack. Leider konnte ich nicht alle Töne real aufnehmen, die Musik, Schüsse und das Autofahren habe ich online heruntergeladen und eingefügt.

Im Sounddesign konnte ich mich dann so richtig «austoben». Ich habe meine Stimme für einzelnen Figuren tiefer und höher gestellt oder sie dumpfer klingen lassen, habe Hall-Effekte eingefügt und mit der Lautstärke gespielt.  In Adobe Audition habe ich dann meiner Geschichte den Feinschliff gegeben. Leider musste ich feststellen, dass die ganze Geschichte für die Toniebox etwas zu leise war und alle Töne nochmals etwas anheben. Ich habe dabei gelernt, wie gross der Unterschied sein kann, wenn man mit Kopfhörern arbeitet oder den Laptop-Lautsprecher benutzt.

Visuelle Darstellung

Als ich mich dazu entschlossen habe, die Geschichte zusätzlich noch als Kinderbuch visuell darzustellen, hatte ich Anfangs ebenfalls Mühe bei der Entscheidung ob ich mit Illustrator oder Procreate arbeiten soll. Schlussendlich habe ich in Procreate auf meinem IPad das vergleichsweise bessere Murmeltier hingebracht. Auch hier habe ich für dieses Projekt quasi jeden Effekt, bzw. Stift auf der App ausprobiert, die einem zur Verfügung stehen. Da die Farben jeweils auf meinem Laptop Bildschirm ganz anders dargestellt werden, war es hilfreich hier mit einem zweiten Gerät zu arbeiten.

In Adobe InDesign habe ich dann die gezeichneten Bilder mit dem Text ergänzt. Mundart zu sprechen ist das eine, es verständlich zu schreiben war ebenfalls eine unerwartete Herausforderung für mich. Bei der Wahl der Schriften habe ich mich bewusst für zwei sehr unterschiedliche Schriftarten entschieden, da so deutlich gezeigt werden soll, was gesprochen und was erzählt wird.

Fazit

Wenn ich mir die Geschichte jetzt anhöre, habe ich viele Dinge im Kopf, die ich anders machen würde. Ich würde dafür gerne Musik von jemandem aus meinem Umfeld aufnehmen, aber daran habe ich Anfangs nicht gedacht und dann war es für Weihnachten plötzlich zu knapp. An meinem Oberländer-Dialekt hätte ich auch besser noch ein wenig gefeilt, stelle ich jedes Mal beim Hören wieder fest.

Auch bei den Zeichnungen habe ich erst im nachhinein gemerkt, dass ich bei den ersten Seiten ganz unterschiedliche Stifte verwendet habe als bei den weiteren. Hier hätte ich mich besser zu Anfang auf eine Technik festgelegt. Aber insgesamt bin ich mit dem Projekt zufrieden und meinem Patenkind hat es jedenfalls grosse Freude bereitet. Er versteht die Geschichte dadurch, dass es seine einzige Geschichte in Mundart ist, besser als die anderen und hat sogar gelernt, mich jetzt «Gottä» zu nennen.