Chaos

Mal wieder ist es eiskalt und wir stehen mitten in der Nacht draussen im Dunkeln. Im Hintergrund ist Musik zu hören und immer wieder leuchten seltsame Stäbe auf. Das Ziel des Ganzen? Einen Visualizer für einen von Teammitglied Andri selbst komponierten Track zu erstellen. Ruhig beginnend und immer wirrer werdend, soll das Video den Zuschauer in die Musik versinken lassen und das Gefühl geben, im Track selber zu sein.

Der Track widerspiegelt die Unruhe, die manchmal in unseren Köpfen herrscht. Schleichend und immer lauter werdend nimmt sie überhand, bis uns der Kopf förmlich zu platzen scheint. Trotzdem braucht es dieses Chaos manchmal, denn in ihm entstehen neue, gar auch wunderschöne Dinge, bevor die verdiente Ruhe wieder eintritt. Wie auch unser Sonnensystem einst ein zerstörerisches Durcheinander war, bevor es die scheinbare Unveränderlichkeit annahm, die wir heute kennen. 

Dieses Gefühl sollen sowohl in der Musik als auch im Bild durch ungewohnte, ausserirdisch scheinende Komponenten zum Ausdruck gebracht werden.

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(bas)

Idee und Motivation

Wir hatten vor einiger Zeit mal ein Video gesehen, in welchem diese Art Stablichter benutzt wurden und waren davon sehr beeindruckt. Dies inspirierte uns, selber etwas mit diesen Lichtern auszuprobieren.

Die Idee war es, mit den Lichtern und weiteren Accessoires einen Visualizer zu einem Track zu erstellen, welcher durch die Art des Filmens und des Spielens mit den Lichtelementen eine spezielle Wirkung erreichen soll, die man nicht alle Tage sieht.

Wir wussten von Anfang an, dass es ein ambitioniertes Projekt wird, aber da wir im Filmemachen immer unsere Grenzen testen wollen, waren wir trotz Schwierigkeiten stets voll motiviert.

Umsetzung

Preproduction

Nachdem die Idee stand, ging es erstmal ums Konzept. Wir überlegten, wie wir die Aufnahmen genau gestalten wollen, welche Art von Film wir überhaupt erstellen wollen und wie das ganze umsetzbar ist. Danach wurden die Drehlocations diskutiert und besprochen, was für Equipment wir für die Umsetzung brauchen. Wir legten uns auf folgende Orte fest: Wald, Gestein/Flussbett, Industrial, Wohngebiet/Wohnblöcke. Als dies getan war, setzten wir uns parallel an verschiedene Aufgaben: Caetano sorgte für die Ausleihe des Materials von der FH, was Aperture Lichter, eine FX6 und Akkus beinhaltete. Zusätzlich organisierte Andri über externe Anbieter die Tube Lights,eine Cine Lens und einen Generator, welcher notwendig war, um die Apertures für mehrere Stunden irgendwo in der Wildnis betreiben zu können. Dominik kümmerte sich währenddessen darum, die passenden Orte zu unserer Vorstellung zu finden. Danach legte er zusammen mit Caetano die Reiserouten fest und holte die Drehgenehmigungen für die verschiedenen Drehorte ein. Zusätzlich war Dominik zuständig, die Pyrotechnik für den Dreh bei einem Feuerwerkshändler zu beschaffen.

Musik

Während all dem arbeitete Andri gleichzeitig an einem Track, welcher für unsere Vision passen würde. Dabei inspirierten ihn vor allem Künstler wie Ayia und Ekali, da diese eine Klangästhetik erzeugen, welche sich sehr gut mit visueller Kunst kombinieren lässt. Es war eine Herausforderung, die perfekte Richtung und Stimmung für unseren Track zu finden. Andri sass lange Stunden vor einem leeren Bildschirm, bevor überhaupt die ersten Noten und Samples für den Track gesetzt waren. Doch sobald das Grundgerüst stand, war es ein Leichtes, das Stück auszubauen und auszuschmücken mit diversen Geräuschen, Soundscapes und Sample-Schnipseln.

Tube Lights

Die Tube Lights musste Andri jeweils zwischen Arbeit und Schule kurz vor den Drehtagen programmieren, was für ihn viele Nachtschichten bedeutete. Allein das Programmieren brauchte während 3 Tagen täglich etwa 6-8 Stunden. Das natürlich auch, weil das DMX-Universum ein völlig neues Gebiet für Andri war und er sich in diverse Programme und Schnittstellen für DMX einlesen musste. Die Astera Tubelights mussten präzise auf den Track passen. Das war ein nicht ganz einfaches Unterfangen, welches Millimeterarbeit erforderte.

Production

Als alle Vorbereitungen gemacht waren, ging es an den Dreh. 5 Tage am Stück, lange Drehs, kaputte Rücken vom Material schleppen, durchgefrorene Körper, wenig Schlaf, doch trotzdem hat es uns unglaublich viel Spass gemacht und die meisten Shots funktionieren so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Da wir schon von Projekten der vorherigen Semestern ein eingespieltes Team waren, war es sehr angenehm, miteinander zu arbeiten. Wir ergänzten uns perfekt und hatten immer gute Inputs von den anderen. Somit lief es trotz der z.T schwierigen Umstände reibungslos ab. 2 Wochen nach dem Hauptdreh wurde noch eine Szene nachgedreht, da für diese keine Zeit geblieben war.

Postproduction

Andri behauptet, dass dieses Projekt für ihn sehr komplex und schwierig war im Schnitt. Wir hatten so viele Aufnahmen von den 3 Minuten, dass es ihm schwer fiel, eine Perfekte, die genau auf diese Sekunde passt, zu finden, da er so eine grosse Auswahl von ganz unterschiedlichen, manchmal aber auch sehr ähnlichen Shots hatte. Den Buildup des Tracks zu bebildern, fand er definitiv am Schwierigsten, um die Balance zwischen der Ruhe der Musik und einer spannenden Bildwelt zu finden, die einerseits ruhig erscheint und andererseits den Zuschauer nicht langweilt. 

Trotz der klaren Vorstellung und der grossen Auswahl an fantastischen Bildern, war es ein zäher Prozess, schlussendlich den “perfekten” Schnitt zu finden. Und auch jetzt ist Andri mässig zufrieden mit dem Schnitt.

Learnings

Wir hätten uns in den ersten Tagen des Drehs definitiv wärmer anziehen sollen, da wir jeweils für 6-10 Stunden pro Dreh nachts im Dezember an der Kälte standen. Zudem wäre eine frühere Bestellung der Pyrotechnik von Vorteil gewesen, da die Lieferung erst am zweiten Drehtag ankam und wir so ein wenig umdisponieren mussten.

Ein wenig mehr Zeit für die Drehtage einzurechnen hätte uns sicher auch nicht schlecht getan, da wir in diesen Tagen ziemlich an unsere körperlichen Limits sind. 

Viel dagegen machen kann man jedoch nicht, da wir durch die Materialmiete natürlich nur eine gewisse Zeit zur Verfügung hatten, bevor alles zurückgegeben werden musste.

Retrospektiv wären Testaufnahmen in der Nacht der Lichter sicherlich nützlich gewesen, da wir erst beim Sichten des Materials an Drehtag 3 bemerkt haben, dass ein Grossteil der Shots unterbelichtet war.

Auch war die Tube Light DMX-Programmierung ein grosses Learning, da Andri dies noch nie gemacht hat. Trotz des positiven Resultats würden wir behaupten, dass wir die Lichter in zukünftigen Projekten noch dezidierter anwenden und das volle Potenzial ausschöpfen  können. Zusätzlich wären wir natürlich in der Preproduction mit Programmieren um einiges schneller, da jetzt das nötige Know-How vorhanden ist.

Für eine erleichterte Postproduktion wäre, wenn auch nur vage, ein Storyboard von Vorteil gewesen oder zumindest Szenen, die klar festgelegt wurden, damit für den Cutter so etwas wie ein roter Faden vorliegt.

Trotz der Schwierigkeiten hatten wir viel Spass und sind sehr zufrieden mit unserem Endprodukt!