bloody talk

Blut, Schleimhaut, Krämpfe – gut 50 Prozent aller Menschen haben die Periode. Doch sprechen wir auch darüber? So richtig offen und ehrlich? Nicht wirklich. Mit bloody talk wollen wir das ändern.

Wir sind Magali (she/her) und Ronja (she/her). Zwei Studentinnen mit einem Problem: Das Tabu rund um die Periode. Das monatliche Bluten ist so normal wie Schlafen oder Essen. Und über diese Dinge reden wir ohne Probleme. Doch über die Periode nicht. Sie wird weder in der Schule richtig behandelt, noch im Alltag offen besprochen.

Genau da kommen wir ins Spiel. Auf unserem Instagram-Account bloody_talk sprechen wir über die Periode und alles, was dazugehört. Jeden Mittwoch und Sonntag posten wir Facts, News und lustige Stories rund um die Periode. Damit wollen wir vor allem jüngeren Menstruierenden zeigen, was die Periode ist: etwas völlig Normales. Also los, lasst uns das Tabu zusammen brechen!

Mehr Infos über uns und unsere Themen findest du auf unserer Webseite bloodytalk.ch.

(hil)

Idee
Nach einem Brainstorming stand fest: Wir wollen uns einem Herzensprojekt widmen – der Enttabuisierung der Periode. Immer wieder merken wir, wie wenig über die Menstruation gesprochen wird. Als Teenagerinnen hatten wir keine ausreichende Aufklärung rund um die Periode erhalten. Unserem Umfeld erging es nicht anders. Mit unserem Projekt wollten wir das erschaffen, was wir uns beide immer gewünscht hatten: Dass offen und ehrlich über die Periode gesprochen wird.

Vorbereitung
Namensfindung: Uns schwirrten viele Namen durch den Kopf: «In der Regel», «Rote Fragen», «Red Stories», «Rotes Tabu», «uterali», «bloody talk» und «ovary thinking». Wir einigten uns auf «bloody talk», da der Name kurz ist und zu einer jungen Zielgruppe passt.

Konzept: Wir wollten von Beginn an den roten Faden nicht verlieren. In einem Konzept definierten wir Themen, die wir behandeln wollten: Echte User-Geschichten, Mythen, Fakten und Neuigkeiten rund um die Periode. Diese Themen wurden – passend zu unserem Namen – zu den Rubriken «bloody news», «period stories», «fake news» und «bloody facts». Da viele Menschen ihre Periode mit etwa 13 Jahren bekommen, einigten wir uns auf die Hauptzielgruppe 13- bis 19-Jährige. Wir hätten uns genau in diesem Alter mehr Aufklärung gewünscht und konnten jetzt als «grosse Schwestern» auftreten. Passend zu unserer Zielgruppe wählten wir Instagram als Hauptkanal. Eine Webseite sollte nötige Hintergrundinfos liefern. Wichtig für die Reichweite sind Hashtags – wir setzten uns also damit auseinander und stellten uns einen Katalog mit Hashtags zusammen. Zudem überlegten wir uns ein zielgruppengerechtes Wording für unsere Posts.

Styleguide: Unser Design sollte zu unserer Zielgruppe und zu unseren Themen passen. Wir testeten also verschiedene Farben, Schriften, Formen und suchten nach einer passenden Bildsprache. Zuerst wählten wir verschiedene Rottöne und probierten viele verspielte Schriften aus. Damit wir uns aber mehr von der Konkurrenz abheben konnten, wählten wir zusätzlich ein helles Lila als Kontrastfarbe. Zudem wählten wir eine schlichte, gut lesbare Schrift. Für Titel sowie Fliesstext definierten wir Schriftschnitte, Zeichen- und Zeilenabstände. Jede unserer Rubriken erhielt eine eigene Hauptfarbe. Hier kommst zu unserem Styleguide.

Logo und Profilbild: Natürlich benötigten wir auch ein Logo: Für Posts, die Webseite und für das Instagram-Profilbild. Auch hier probierten wir viel aus. Wir arbeiteten mit einem Blutstropfen, der das Thema unseres Accounts spielerisch einbringt. Für das Instagram-Profilbild erstellten wir ein erweitertes Logo. Als Motiv verwendeten wir zwei Menstruationstassen, die miteinander anstossen – passend zu unserem Namen «bloody talk». Hier kommst zu zur Logoentwicklung.

Logoanimation: Das Logo animierten wir in After Effects, damit sich unsere Follower das Logo besser einprägen können. Videos tragen zudem zur Sichtbarkeit im Instagram-Algorithmus bei. Das Animieren unterschätzten wir etwas – schlussendlich sassen wir daran mehrere Tage.

Templates für Posts und Stories: Um uns das Erstellen der Posts zu erleichtern, gestalteten wir Templates. Diese strukturierten wir so, dass wir möglichst schnell damit arbeiten konnten. So platzierten wir gleich alle Farben, Schriften und Formen in den definierten Grössen in einer Illustrator-Datei im passenden Format: Posts quadratisch, Stories im Hochformat. Das Logo platzierten wir immer unten rechts.

Posting-Plan: Wir definierten den Mittwoch und Sonntag als fixe Tage für unsere Posts, um unseren Follower*innen Orientierung zu bieten. In einem Posting-Plan überlegten wir uns vorher genau, welche Themen wann kommen sollten. Wir wollten einen guten Mix zwischen unterhaltenden und informativen Posts schaffen. Im ersten Post teaserten wir unseren Account an und stellten uns dann im zweiten vor.

Foto-Shooting: Um während dem Posten auf genügend Fotos von uns beiden zurückgreifen zu können, machten wir im SRF-Studio Fotos voneinander und miteinander.

Umsetzung
Instagram-Account: Wir erstellten  einen professionellen Account auf Instagram, um die Insights im Blick haben zu können.

Posts und Stories: Jede Woche kreierten wir zwei Posts. Dabei orientierten wir uns stark am Posting-Plan. Für jeden Post führten wir eine umfangreiche Recherche durch, überlegten uns ein zielgruppengerechtes Wording, schrieben eine Caption mit passenden Hashtags und gestalteten die Posts nach den Richtlinien unseres Styleguides. Für mehr Transparenz gaben wir in jedem Post unsere Quellen an. Für einige Posts überlegten wir uns Formate, die wir so noch nicht auf Instagram gesehen hatten: Zum Beispiel für die period stories, die man wie einen Podcast hören kann. Die Audiospur animierten wir mit After Effects und danach fügten wir Untertitel mit Premiere ein, damit unsere Follower*innen visuell beim Hören unterstützt werden und unsere Inhalte barrierefrei konsumieren können.

Für jeden Post erstellten wir eine individuelle Story, die mit dem Design und Layout des Posts übereinstimmte. Mit Features wie Umfragen oder Slidern regten wir unsere Community  zur Interaktion an. Jede Rubrik erhielt ein Highlight auf Instagram, für das wir ein passendes Anzeigebild mit Illustrator gestalteten.

Webseite: Als Ergänzung zu unserem Account erstellten wir eine Webseite mit einem erweiterten «Über uns». Dafür setzten wir uns mit der Struktur von Webseiten und benutzerfreundlichem Design auseinander. Nach einem Coaching mit Wolfgang Bock reservierten wir die Domain www.bloodytalk.ch bei Hosttech. Wir entschieden uns, die Webseite mit HTML, CSS und JavaScript vollständig selbst zu coden. Die Webseite orientiert sich ebenfalls an unserem Styleguide und ist responsiv. Um unsere Seite rechtlich korrekt zu gestalten, half uns Daniel Köhler weiter.

Learnings und Ausblick

Generell sind wir mit unserem Projekt sehr zufrieden: Wir haben uns an etwas sehr Grosses herangewagt und viel dazugelernt. Einige Dinge besonders.

Für die Posts verwendeten wir viele verschiedene Adobe-Programme (Illustrator, Photoshop, After Effects, Premiere). Leider mussten wir merken, dass beim Export nicht alle Programme die exakt gleichen Farben herausgaben. Deshalb haben in unserem Feed nicht alle Posts die richtige Farbe. Darauf werden wir in Zukunft besser achten. Etwas konnten wir schon während unseres Projektes verbessern: Das Thumbnail unserer ersten period story war nicht wirklich aussagekräftig. In der zweiten period story platzierten wir deshalb ein Zitat auf dem Thumbnail.

Den Aufwand unseres Projekts hatten wir eindeutig unterschätzt. Durch unsere perfektionistische Ader stellten wir unseren Styleguide und unsere Layout-Ideen immer wieder um. Dadurch verloren wir viel Zeit. Zudem war es eine grosse Herausforderung, wöchentlich zwei Posts zu erstellen. Die Recherche, die grafische Arbeit, die Caption und das Community Management beanspruchten mehr Zeit als gedacht.

Eigentlich hätten wir auch gerne ein Interview mit einer Fachperson durchgeführt. Dafür schrieben wir verschiedene Gynäkolog*innen an und fragten auch unsere Follower*innen. Leider konnten wir trotzdem keine Fachperson finden. Mit dem heutigen Wissen würden wir früher mit der Suche nach einer Fachperson beginnen. Aber wir bleiben natürlich offen – vielleicht können wir ein solches Interview in der Zukunft noch auf die Beine stellen.

Wir planen den Kontakt zu unserer Hauptzielgruppe – den 13- bis 19-Jährigen – auszubauen. Dafür wollen wir in Zukunft den Kontakt zu Schweizer Schulen suchen. So kann das Projekt «bloody talk» an Bekanntheit gewinnen und das Thema Periode immer mehr enttabuisiert werden!