Animated Lineart: Colombia

Kolumbien: Ein Land, das häufig aufgrund politischer Probleme, Gewalt und der Drogenproblematik in den Schlagzeilen ist. Dabei hat Kolumbien viel mehr zu bieten als Pablo Escobar und paramilitärische Gruppierungen.

In den letzten zwölf Jahren reiste ich sechs Mal nach Kolumbien und lernte das südamerikanische Land kennen und lieben. Da ich aufgrund der Coronapandemie nun schon seit vier Jahren nicht zurückkehren konnte, wollte ich meinem Fernweh in einem Digezz-Projekt Raum geben. Entstanden ist ein animiertes Lineart-Video mit typisch kolumbianischen Dingen – die zur Abwechslung nichts mit Drogen und Gewalt zu tun haben. Marco Küng hat das Lied zur Animation produziert.

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«Typisch Kolumbien» im Lineart Video:

1. Avocado & Arepas
2. Aguardiente
3. Bananen
4. Kaffee
5. Carlos Vives
6. Chiva
7. Kolibri
8. Fernando Botero Kunst
9. Hängematten aus La Guajira
10. Juan Valdez Café
11. Skyline Bogotá & Monserrate
12. Orchidee – Nationalblume Kolumbiens
13. Ruana (kolumbianischer Poncho)
14. Quindio-Wachspalmen
15. Sombrero Vueltiao
16. Akkordeon (Vallenato Musik)
17. Wayuu Tasche

Original Audiodatei (Vocal)

Im Lied werden nachfolgende Audiodateien verwendet:

(dbo)

Idee:

Zuerst wollte ich ein animiertes «Kolumbien-ABC» erstellen und zu jedem Buchstaben etwas typisch kolumbianisches animieren. Es war jedoch schwierig, für jeden Buchstaben ein passendes Sujet zu finden, weshalb ich das Vorhaben wieder verwarf. Schliesslich sammelte ich für mich typische kolumbianische Begriffe, um diese dann als Lineart zu animieren.

Umsetzung Animation:

Nachdem ich meine «kolumbianischen Sujets» zusammen und Vorlagen dazu gesucht hatte, begann ich, die Zeichnungen in Adobe Illustrator zu erstellen. Das war aufwändiger, als angenommen, da ich gewisse Sujets/Vorlagen wieder verwerfen musste, da man nicht erkennen konnte, was es als «One-Line» darstellen sollte. Auch musste ich häufig mehrere Anläufe starten, bis ich ein Sujet als eine Linie richtig hinkriegen konnte. Als nächsten Schritt importierte ich die einzelnen Zeichnungen in After Effects, um sie mit «Trim Paths» zu animieren. Ich wandelte die Ai-Dateien in Vektorebenen um, um anschliessend die Pfade zu animieren. Zuerst hatte ich Probleme damit, dass auch noch die Fläche mit animiert wurde, was zu komischen Artefakten führte. Dort fand ich dann aber schnell heraus, dass ich die Fläche ausschalten und nur die Kontur animieren musste. Doch kaum hatte ich ein Problem gelöst, gab es schon ein nächstes: der Pfad wurde mir komischerweise immer als «doppelte» Linie animiert. Auch nach etlichen Tutorials und Googeln fand ich keine Lösung für das Problem. Schlussendlich erhielt ich einen Tipp, dass ich im Illustrator meine Schrift von «Uniform» in «Basic» umwandeln muss, damit After Effects den Pfad auch wirklich als «offenen Pfad» erkennt und nicht als «Shape». Also passte ich alle meine Zeichnungen in Illustrator an und begann im After Effects von Vorne. Immerhin funktionierte es nun. Das Animieren nahm dann aber viel Zeit in Anspruch, da ich teilweise Schwierigkeiten hatte, die Geschwindigkeiten der Kamera und der animierten Illustrationen aufeinander abzustimmen. Ich arbeitete mit einer 3D-Kamera und animierte jeweils den Pfad sowie die Kamera, damit sich die Animation immer weiterbewegt. Zusätzlich zeichnete ich im After Effects immer eine zusätzliche Linie, um die vorhergehende Illustration mit der anschliessenden zu verbinden. Nachdem ich alle Linien animiert hatte, kolorierte ich die Illustrationen in After Effects und animierte diese auch noch. Schlussendlich fügte ich im After Effects noch einen «Abspann» ein.

Musik:

Alessia erzählte mir, dass sie in diesem Semester als Digezz-Projekt eine Line-Art Animation umsetzten will. Da ich im 4. Semester den Minor «Make it Sound» gewählt habe, dachte ich, dass es eine gute Gelegenheit wäre, den Input aus dem Unterricht in ein Projekt umzumünzen. So fragte ich Alessia, ob ich für ihre Animation die Musik produzieren soll. Nach einem kurzen Austausch schickte sie mir einige Lieder, die ich für das Projekt als Referenz nehmen konnte. So waren bei den Liedern die Stilrichtungen «Vallenato» und «Reggaeton» von kolumbianischen Künstler:innen dabei.

Zu Beginn wollte ich ein Stück in der Musikrichtung «Vallenato» produzieren. In diesem Genre wird jeweils das Akkordeon als Hauptinstrument gespielt, das durch Percussion und Gesang begleitet wird. So spielte ich mit meinem MIDI-Keyboard und einem Akkordeon-Plugin die Grundmelodie ein. Ich merkte jedoch schnell, dass dies nicht sonderlich einfach ist, da ich noch nie Akkordeon gespielt habe und versuchte, den Stil eines Akkordeonspielers zu simulieren. Nach einigem Ausprobieren sah ich ein, dass es schwieriger war als angenommen ansatzweise heranzukommen, da die meisten Vallenato Lieder über 140 Beats Per Minutes schnell sind und ich die Melodie leider nicht so schnell einspielen konnte.

So entschied ich mich danach dazu, etwas anderes zu produzieren, das das kolumbianische Gefühl anhauchen soll. Zuerst lud ich das Animationsvideo von Alessia als Referenz in meine DAW damit ich weiss, wie lange das Lied sein soll. Da kolumbianische Lieder oft eine Kombination aus spanischen Melodien und afrikanischen Rhythmen sind, produzierte ich ein Lied in dieser Richtung. Zusätzlich verwendete ich auch ein Paar modernere Synths, um eine weitere Variation ins Stück zu bringen.

Nachdem ich das Lied fertig produzierte und abgemischt hatte, kam mir spontan in den Sinn, dass es noch schön wäre, wenn das Lied durch ein Vocal begleitet wird, das Kolumbien beschreibt. Ich hatte noch im Hinterkopf, wie der Produzent «Chris Lake» beim «Red Bull Remix Lab» für seinen Song «400» ein Sample aus einer spanischsprachigen Nachricht verwendete. Da ich nicht Spanisch verstehe, suchte ich auf gut Glück mit spanischsprachigen Stichworten eine Aussage, die Kolumbien beschreiben soll. Nach einiger Zeit suchen fand ich eine Stelle aus einem Interview, die für mich akustisch nach dieser Beschreibung passte und ich fand, dass es gut zum Lied passen würde.

«E tambien tiene otro ingrediente muy lindo. Es que empiezo a poner estas dos culturas, este color, esta vida, esto que tenemos los Colombianos con la pasion, y todas estas culturas tambien revueltas, y hacia empieza a costurar a Juanita. »

So lud ich das Audio des Videos herunter, bearbeitete die Audiospur und legte anschliessend einige Effekte über diese, um einen gewissen Halleffekt zu erzielen. Nachdem ich dies gemacht hatte, schickte ich das Lied mit dem Vocal an Alessia und wartete auf das Feedback. Sie fand die Idee gut. Es gab jedoch einen kleinen Haken. Die spanische Aussage bedeutete auf Deutsch übersetzt:

«Es hat noch eine weitere schöne Zutat. Ich beginne diese zwei Kulturen, diese Farben, dieses Leben, das, was wir Kolumbianer mit der Leidenschaft haben und alle diese gemischten Kulturen… so beginne ich Juanita zu nähen.»

Leider passte diese Aussage nicht wie erhofft zum Lied und so schickte mir Alessia zwei WhatsApp-Sprachnachrichten von ihrer Gastmutter aus Kolumbien, die dieses Gefühl von Kolumbien vermitteln. Die Audiodateien waren qualitativ leider nicht sonderlich gut, da das Audio mit dem Smartphone Mikrofon aufgenommen wurde und im Hintergrund zusätzlich noch Störgeräusche zu hören waren. Leider konnte die Gastmutter von Alessia keine neuen Sprachnachrichten aufnehmen, da sie keine Zeit mehr hatte. So versuchte ich das Beste daraus zu machen, um diese zwei Audiodateien zu modifizieren. Bevor ich diese Sprachnachrichten in meine DAW lud, bearbeitete ich diese zuerst in Audition und setzte einen DeNoiser und einen DeEsser über die Spuren, um den gröbsten Teil der Störgeräusche zu vermindern und exportierte sie anschliessend. Danach bearbeitete ich die Audiospuren in meiner DAW, slicte sie und arrangierte sie. Zu guter Letzt manipulierte ich die Audiospuren durch diverse Effekte, sodass das Vocal besser zum Song matched. Nach dem Mastering und einigem Justieren war der Song fertig.

 

Ergebnis:

Alessia: Nach den anfänglichen Schwierigkeiten bin ich mit dem Ergebnis grösstenteils zufrieden. Bei gewissen Abschnitten gefällt mir die Geschwindigkeit der Animation noch nicht und im Nachhinein würde ich auch die Illustrationen versuchen «feiner» und «genauer» zu zeichnen, da die Linien teilweise etwas krakelig sind. Aber das Projekt hat mir Spass gemacht und ich kann mir gut vorstellen, nochmals etwas in diese Richtung auszuprobieren oder die bestehende Animation noch zu verfeinern.

Marco: Nachdem es am Anfang mit dem Genre «Vallenato» nicht klappte, bin ich mit dem Endergebnis des Songs jedoch trotzdem zufrieden. Bei diesem Projekt war es für mich auch das erste Mal, dass ich bei einem Song ein Vocal verwendete, dieses abmischte und durch Effekte manipulierte.