«Alicia und Hector»: Konservierung der Handschrift meines Grossvaters

Die Schriftart «Hector_palma» ist nicht nur ein ästhetisches Gestaltungselement, sondern auch eine emotionale Verbindung zu meinem Grossvater. Basierend auf seiner Handschrift erzählt sie die Geschichte unserer Familie und die turbulenten Ereignisse des chilenischen Militärputschs. Eine Schrift, die den persönlichen Charakter eines Mannes bewahrt, den ich nie kennenlernen durfte.

Benannt nach meinem verstorbenen Grossvater, wurde die Schrift «Hector_palma» entwickelt zur Gestaltung des Buches «Alicia und Hector – und was daraus entstand». Schliesslich wurde die «Hector_palma» zum zentralen Gestaltungselement im Buch «Alicia und Hector».

Das Buch hat mein Vater, Luis Palma, verfasst. Es erzählt die Geschichte unserer Familie und beleuchtet insbesondere die turbulenten Ereignisse, die sich während und nach dem Militärputsch in Chile ereigneten. Nach dem Putsch ist mein Grossvater in die Schweiz geflohen. Der Rest meiner Familie ist ihm später gefolgt. 1976, wenige Jahre nach der Familienzusammenführung, ist mein Grossvater gestorben. 23 Jahre bevor ich geboren wurde.

Die «Hector_palma» basiert auf der Handschrift meines Grossvaters, Héctor Antonio Palma Maldonado. Ein nicht versandter Brief diente dabei als Inspirationsquelle. Ich habe versucht den persönlichen Charakter der Handschrift möglichst roh und unverändert in einer Schriftdatei zu konservieren. Die Schrift eines Menschen den ich nie kennenlernen durfte.

(eli)

Prozess

Buchstaben aus Brief extrahieren

Als Grundlage für die Font «Hector_palma» dienten mir ein nicht versandter Brief als Quelle. Die Schrift basiert auf der Handschrift von Héctor Antonio Palma Maldonado, meinem Grossvater. Ich habe den Brief digitalisiert. Anschliessend habe ich im Photoshop einzelne Buchstaben ausgeschnitten und extrahiert. Um den Kontrast zwischen Buchstaben und Papier zu erhöhen habe ich eine Einstellungsebene mit Schwellenwert verwendet.

Buchstaben vektorisieren

Die extrahierten Buchstaben habe ich anschliessend im Illustrator vektorisiert und auf dem Glyphmap Template der Webapplikation «Calligraphr» angeordnet.

Font erstellen

Innerhalb der Webapplikation habe ich die vektorisierten Buchstaben anschliessend ein weiteres Mal überarbeitet und korrigiert. Ausserdem konnte ich Alternative Glyphs hochladen und auswählen, um den handschriftlichen Look noch zu verstärken. Schlussendlich konnte ich die als Open Type Font herunterladen und auf meinem Laptop installieren. Ich habe diesen iterativen Prozess mehrere Male durchgemacht, bis ich mit dem Endergebnis zufrieden war.

Selbstkritik:

gut:

  • Extrahieren der einzelnen Buchstaben durch Schwellenwert
  • Bewahren des individuellen Duktus meines Grossvaters
  • Handschriftlicher Look

weniger gut:

  • Feine Strichstärke
  • Einschränkung durch Limitationen der Gratisversion von Calligraphr

 

Erkenntnisse:

Erste Erfahrungen im Erstellen einer Font Datei