Aus Idee wird Realität: Das ESC-Puzzle

Es ist schon ein bisschen verrückt, aber auch ziemlich cool, wenn eine Idee, die anfangs nur im eigenen Kopf existiert, plötzlich Wirklichkeit wird. Und noch besser, wenn das nicht einfach irgendwo geschieht, sondern live auf der Village-Bühne während der Opening Ceremony des Eurovision Song Contests 2025. Genau das ist mir mit dem «ESC-Puzzle» passiert.
Die Fachhochschule Graubünden war dieses Jahr Teil des Eurovision Song Contests und durfte den Livestream des Turquoise Carpets sowie der Opening Ceremony produzieren. Dazu gehörten im Vorfeld auch konzeptionelle Überlegungen: Wie lassen sich diese Übertragungen spannend, interaktiv und unterhaltsam gestalten?
Alles begann mit einem offenen Briefing: Gesucht waren kreative Ideen für Bühne, Showelemente und Inszenierung. Durch etwas Losglück wurde ich Teil des Konzeptteams – und hatte so die Möglichkeit, eigene Vorschläge zu erarbeiten und weiterzudenken.
Präsentation vor der SRG
Nachdem wir unsere Ideen konkretisiert hatten, durften wir sie einer Arbeitsgruppe der SRG präsentieren. Es war sehr motivierend zu sehen, wie offen und interessiert auf unsere Vorschläge reagiert wurde – auch wenn uns allen klar war, dass vieles davon entweder weiterentwickelt, angepasst oder letztlich wieder verworfen werden würde.
Eine meiner Ideen war das «ESC-Puzzle»: ein grosses Bild mit dem diesjährigen Motto «Welcome Home» sowie vielen Sehenswürdigkeit der Schweiz und von Basel, das unterteilt ist in viele kleine Puzzlestücke. Jede Delegation erhält nach dem Turquoise Carpet ein entsprechendes Puzzlestück, unterschreibt es und bringt es im Rahmen des Interviews mit auf die Hauptbühne. Dort platzieren sie es an die vorgesehene Stelle einer grossen Puzzlewand. Nach und nach entsteht so ein gesamthaftes Bild – ein einfaches, aber schönes Symbol für das Zusammenkommen der Nationen.
Die Idee kam bei der SRG sehr gut an, weshalb ich anschliessend den Auftrag erhielt, sie in einem konkreten Konzept weiter auszuarbeiten.

Die Umsetzung und ein professioneller Feinschliff
Teil dieses Konzepts waren auch konkrete Vorstellungen zur Umsetzung: Das Puzzle sollte 2×2 Meter gross und magnetisch sein, damit die einzelnen Stücke einfach und sicher angebracht werden können. Als ich später gesehen habe, dass diese Details tatsächlich so umgesetzt wurden, war das schon ein besonderer Moment.
Das finale Layout und Design des Puzzles wurde vom Designteam der SRG weiterentwickelt und an das visuelle Erscheinungsbild des ESC angepasst. Sie gestalteten das Bildmotiv so, dass es das ESC-Herz, das Motto «Welcome Home» und bekannte Schweizer Sehenswürdigkeiten vereint – passend zum gesamten Auftritt des Host Broadcasters. Die Motive der Puzzlestücke waren letztlich dieselben Sujets, mit denen die Delegationen auch vor ihren Showauftritten mittels Postkarten vorgestellt wurden.
Einen Eindruck vom Endresultat gibt es hier:
Ein einmaliges Erlebnis
Insgesamt war es unglaublich spannend mitzuerleben, wie sich ein so solches Projekt Schritt für Schritt entwickelt – von der ersten Idee bis zur Umsetzung auf der Bühne. Teil davon sein zu dürfen, sowohl in der Vorbereitung als dann auch am Produktionstag an sich, war ein echtes Highlight und ein Erlebnis, das ich für immer in Erinnerung behalten werde.

(vha)
Die Zusammenarbeit im Konzeptteam war von Anfang an konstruktiv und es gab genug Raum, verschiedene Ideen einzubringen. Dass eine meiner Ideen – das Puzzle – tatsächlich umgesetzt wurde, war für mich natürlich ein besonderes Highlight. Auch die Kommunikation mit der SRG war wertschätzend und offen. Es war spannend zu erleben, wie erste Skizzen und Gedanken in einem professionellen Kontext weiterentwickelt und umgesetzt werden.
Besonders interessant war es, einen Einblick in die Planungsphase eines so grossen Projekts zu erhalten. Wir hatten dazu regelmässige Meetings, in denen wir den Livestream sowie das Programm rund um den Turquoise Carpet und die Opening Ceremony besprachen. Diese Prozesse mitzuverfolgen war sehr lehrreich und motivierend.
Natürlich war nicht alles planbar – manche Abläufe oder Entscheidungen passierten kurzfristig, was eine gewisse Flexibilität voraussetzte. Auch der Übergang vom Konzept zur Umsetzung bedeutete, Verantwortung abzugeben und die Gestaltung in die Hände anderer zu legen – etwa an das Designteam der SRG. Das war einerseits völlig richtig und wichtig, andererseits auch eine spannende Erfahrung: nämlich zu sehen, wie eigene Ideen verändert, verfeinert oder in einen grösseren Rahmen eingebettet werden.
Zeitweise stellte die ESC-Mitarbeit eine zeitliche Herausforderung dar, da sie mit anderen laufenden Projekten im Studium koordiniert werden musste. Insbesondere deshalb, weil die Arbeit für dieses Projekt nicht Teil eines LiveCom-Leistungsnachweises o.Ä. war, sondern ein freiwilliges Engagement on top. Besonders in Phasen mit hoher Meetingfrequenz und Konzeptarbeit war das eine lehrreiche und bereichernde Erfahrung im Umgang mit Zeitmanagement und Prioritätensetzung.
Ein besonderes Erlebnis war zudem, dass ich für die Produktion ebenfalls für zwei Tage nach Basel reisen durfte (inkl. Aufbautag). Vor Ort dann als Teilprojektleiterin bei einer der vier Regien (Regie Rathaus) mit dabei zu sein und zu sehen, wie alles – dank der hervorragenden, detaillierten Planung der Produktions-, Technik- und Projektleitenden – so smooth funktioniert hat sowie auch alle anderen im Team so gut zusammengearbeitet haben und motiviert fürs Projekt waren, war magisch.
Was ich mitnehme: Kreative Ideen sind wertvoll, aber erst im Zusammenspiel mit anderen wird daraus etwas wirklich Tragfähiges. Offenheit, Teamarbeit und der Mut, Dinge abzugeben, gehören genauso dazu wie der erste Einfall. Und manchmal braucht es auch einfach ein bisschen Glück zur richtigen Zeit.