Making-of



Ein Blick hinter die Kulissen

Brainstorming

Die meisten Projekte beginnen mit einer Idee und einem Brainstorming. So setzten auch wir uns als erstes zusammen und sprachen über unsere Ideen. Dabei wurde noch nichts aufgeschrieben oder konkretisiert. Wir bauten den Film vor unseren inneren Augen grob auf. Dabei war uns vor allem wichtig, bezüglich Filmschnitt einen neuen Weg einzuschlagen. Wir alle hatten bereits viele Filme geschnitten und wussten welche Schnitte und Rhythmen gut funktionieren. Bei diesem Film wollten wir aber spezielle Transitions einbauen, bei denen man den Schnitt kaum noch bemerkt. Wir besprachen also verschiedene Übergänge, die gut funktionieren könnten, eine Dramaturgie, die den Zuschauer fesselt und auch wichtige Elemente und Ebenen für das Sounddesign. Auf diese Weise fing der Film an, in unseren Köpfen eine Form anzunehmen.
Bis zum Location Scouting hatten wir noch nichts aufs Papier gebracht. Jeder hatte seine Vorstellung und so planten wir zwei Tage ein, um gute Locations für den Film zu finden. Einen halben Tag waren wir mit unserem Protagonisten Mänu unterwegs. Er zeigte uns die Surfspots und wir konnten uns ein erstes Bild machen, wie die Surfdistanzen sein würden, von wo aus wir filmen könnten und welche Optik wir benötigen würden. Bei den Location Scountings hatten wir zwei 5Ds mit verschiedenen Festbrennweiten und Zoom-Objektive von 17 bis 200mm dabei. Wir fotografierten nicht wild herum, sondern überlegten uns an den verschiedenen Standorten gute Shots und fotografierten diese mit den Objektiven und Blenden, die wir später auch beim Filmen verwenden würden. Schlussendlich verbrachten wir, abgesehen von dem Scouting mit Mänu, zwei Tage damit, wie Touristen durch Bern zu spazieren und gute Shots zu suchen. Manchmal versammelten sich um uns Touristengruppen von Japanern, die versuchten, dasselbe zu fotografieren wie wir. Vermutlich, weil sie unsere Ausrüstung gesehen hatten.
Mit den vielen Aufnahmen machten wir uns als nächstes daran, eine Shotlist zu erstellen. Diese ist uns extrem wichtig für einen effizienten Dreh. Wir brachten die Shots geografisch in eine sinnvolle Reihenfolge, um uns Wege zu sparen und schnell vorwärts zu kommen. Abgesehen von der Reihenfolge fanden sich in der Shotlist wichtige Informationen zu jedem einzelnen Shot.

Bild: Hier verwendeten wir die Aufnahmen, die wir beim Location Scouting gemacht hatten. So konnte der Kameramann den Bildausschnitt genau so wählen, wie es von uns angedacht war. Beschreibung: In einer kurzen Beschreibung notierten wir den Bildausschnitt, damit wir später wussten, ob es z.B. ein Establisher oder ein Close-up werden sollte. Auch die Handlung in der Szene wurde hier zusammengefasst, damit die Regie den Protagonisten vor jedem Shot briefen konnte.

Kamera: Bei diesem Film wurde abgesehen von den Drohenaufnahmen alles mit der FS5 gefilmt. Bei manchen Drehs sind wir aber auf mehrere Kameras angewiesen, sei es aufgrund derer technischen Spezifikationen oder weil wir gleichzeitig mit mehreren Kameras filmen. In solchen Fällen ist es wichtig und spart Zeit, wenn jeder genau weiss, welche Kamera wo zum Einsatz kommt.

Optik: Hier notierten wir, mit welchem Objektiv und mit welcher Blende wir filmen wollten.

Kameraunterstützung: Je nach Shot filmten wir aus der Hand, mit Stativ, Gimbal, Rig, Slider oder mit einer Drohne. Um Zeit zu sparen, konnte diese Kameraunterstützung bereits vorbereitet werden, während noch an der vorherigen Szene gefilmt wurde.

Bewegung: Im Feld „Bewegung“ legen wir fest, ob es einen Pan oder Tilt hat oder ob wie bei diesem Film sogar mehrere Bewegungen im selben Shot gemacht werden.

Transition: Um die zum Teil abstrakten Kamerabewegungen besser zu verstehen, fügten wir das Feld „Transition“ hinzu, indem wir beschrieben, um welche Art Transition es sich genau handelt.

Production

Bei der Produktion verzichteten wir auf eine klare Rollenteilung in dem Sinne, dass immer dieselbe Person dieselbe Aufgabe hat. Trotzdem war eine klare Aufteilung wichtig, damit jede Position besetzt war und jemand die Verantwortung für seine aktuelle Position übernahm. Wir wechselten aber immer wieder ab, damit alle alles ausprobieren und Erfahrung mit dem Equipment sammeln konnten.
Die Regie führte das Team durch den Drehtag. Das wichtigste Instrument dafür war die Shotlist. Derjenige der Regie führte, briefte vor jedem Shot den Kameramann und den Protagonisten. Wenn es einen genauen Zeitplan gibt, ist die Regie dafür verantwortlich, dass dieser eingehalten wird. Derjenige, der den Ton machte, gibt der Regie nach jeder Tonaufnahme die entsprechende Soundfile-Nummer durch, damit diese auf der Shotlist notiert werden konnte. Da die Regie während den Aufnahmen meistens nichts zu tun hatte, betreuten wir sie zusätzlich mit dem Licht. Wir verwendeten für diesen Dreh ausschliesslich natürliches Licht, also beschränkte sich der Aufwand für das Licht, wenn überhaupt nötig, auf das Halten des Reflektors.
Da die Sony FS5 für uns alle ein neues Gerät war, investierten wir im vornherein einen ganzen Tag, um uns mit den Funktionen und der Bedienung der Kamera vertraut zu machen. Auch der Gimbal war für uns ein neues Gerät, dass wir vor dem Dreh ausgiebig testeten. Für den Kameramann ist es eine grosse Hilfe, die Regie neben sich zu haben, die die Einstellungen für den nächsten Shot durchgibt. So kann er sich auf das Einstellen der Kamera, des Bildausschnitts und der Schärfe konzentrieren.
Um die Arbeit des Kameramanns weiter zu erleichtern, arbeiten wir immer mit einem Kameraassistenten. Dieser hilft dabei, Objektive auszuwechseln, das Stativ aufzubauen, die Kamera vom Stativ auf das Rig zu schrauben oder zwischendurch den Gimbal festzuhalten, damit der Kameramann kurz seine Arme ausruhen kann. Wenn mit dem Gimbal gefilmt wird, hat der Kameramann keine Hand frei, um die Kameraeinstellungen vorzunehmen oder um auf „Record“ zu drücken. Diese Aufgaben übernimmt dann auch der Assistent.
Da wir grossen Wert auf ein gutes Sounddesign legen, nehmen wir immer selber Abis auf. Seit unserem ersten gemeinsamen Film arbeiten wir mit einer Konstruktion aus Tonangel, Shotgun, Recorder und Kopfhörer die mit Magic-Arms zusammengehalten wird. Die Regie gibt dem Tonmann Bescheid, wenn eine Tonaufnahme gebraucht wird. Dann liegt es am Tonmann, eine Aufnahme zu machen auf der kein Kamerageknipse oder blöde Witze vom Team zu hören sind.
Für diesen Film haben wir zusätzlich mit einer Drohne gearbeitet. Da keiner von uns eine eigene Drohne hat, haben wir einen befreundeten Drohnenpiloten angefragt, um die Aufnahmen zu machen. Da man aufgrund der relativ kleinen Akkus der Drohnen nur wenig Zeit zum filmen hat, ist es umso wichtiger, die Flüge möglichst genau und effizient zu planen. Wir hatten drei volle Akkus und damit drei Viertelstunden zur verfügung. Da unser Pilot sein Fluggerät voll im Griff hatte, konnten wir in dieser Zeit alle nötigen Aufnahmen umsetzen. Über ein iPad, das an der Fernbedienung befestigt war, konnten wir jederzeit sehen, was die Drohne gerade filmte und dem Piloten Anweisungen über den Bildausschnitt und die Flugbewegung geben.

Datensicherung

Nach jedem Drehtag gingen wir gemeinsam in den Produktionsraum und sicherten dort alle Daten. Dabei kopierten wir immer alle Daten von den CF- und SD-Karten auf einen Laptop. Die Karten formatierten wir erst, sobald die Daten auch noch auf einem zweiten Laptop oder einer externen Festplatte abgespeichert waren. Da jeder von uns einen eigenen Trailer geschnitten hat, hatte auch jeder alle Daten auf seinem eigenen Laptop oder einer Festplatte, wodurch wir genügend Back-ups hatten.
Die Sichtung des ganzen Materials ist eine der zeitaufwendigsten und gefühlt unproduktivsten Aufgaben bei der Postproduction. Jedoch ist es für den späteren Schnitt essenziell, dass alle Clips gut sortiert sind, und dass alle unbrauchbaren Aufnahmen bereits aussortiert sind. Bei unserem Film sortierten wir die Clips nach Inhalt wie z.B. Stadtaufnahmen ohne Protagonisten, Stadtaufnahmen mit Protagonisten, Aufnahmen von Wasser, Surf Beautyshots, Surf Actionshots, usw. Für die einzelnen Themenbereiche legten wir dann in Adobe Premiere jeweils eigene Sequenzen an, in die wir die besten Clips hineinkopierten. Dadurch kann man später schneller nach dem passenden Clip suchen, indem man in der Timeline der Sequenz mit dem Playhead herumfährt, als wenn man jeden einzelnen Clip im Quellmonitor öffnen müsste. Um die einzelnen Themensequenzen übersichtlicher zu gestalten, kann man die Clips noch zusätzlich mit Labels farblich voneinander abheben und beschriften.
Anhand des Interviews, das wir mit unserem Protagonisten Mänu geführt hatten, konnten wir eine Dramaturgie für den Film aufbauen. Wir brachten die besten Aussagen zusammen und reihten sie aneinander. Damit war der grobe Ablauf des Films klar, und wir konnten in unseren sortierten Timelines nach Bildern suchen, die zu den Aussagen passten.
Nachdem wir den Rohschnitt gemeinsam fertiggestellt hatten, übernahm eine Person die finalen Anpassungen. Zwischendurch schauten wir uns das Ergebnis wieder zusammen an und gaben Feedback.
Das Colorgrading machten wir im Programm "DaVinci Resolve" von Black Magic. Um dem Film einen einheitlichen Look zu geben, arbeiteten wir mit LUTS. Wir entschieden uns für den REC Kingsway LUT, welchen wir über den gesamten Film legten. Anschliessend musste nur noch die Helligkeit, der Kontrast und die RGB-Kanäle angepasst werden.
Für das Sounddesign verwendeten wir "Adobe Audition". Wir arbeiteten mit zwei verschiedenen Liedern. Eines für die ruhigen Szenen mit Voiceover und eines für die Action-Szenen beim Surfen. Um die schnellen Übergänge zu verstärken, hinterlegten wir sie mit verschiedenen Sound-Effekten. Ansonsten vertonten wir alle Szenen mit den von uns aufgenommenen Ambis. Wie beim Feinschnitt und beim Colorgrading betreuten wir nur eine einzelne Person mit dem Sounddesign und gaben zwischendurch Rückmeldung. Bei Aufgaben, bei denen man Millimeterarbeit leisten und viel ausprobieren muss, verliert man nur Zeit wenn man zu viert vor dem Computer sitzt.

Behind the Scenes