16 Tage über Psychische Gewalt

Wie kann man einem schwierigen Thema in Videos gerecht werden? Wie kann man die richtigen Emotionen auf Instagram rüberbringen? Wie passen diese Videos in eine übergreifende Kampagne?

16 Tage gegen Gewalt an Frauen – So heisst die alljährliche Kampagne, organisiert von FRIEDA (Die feministische Frauenorganisation). Dabei soll geschlechtsspezifische Gewalt, welche oft tabuisiert und verharmlost wird, beleuchtet und thematisiert werden. Da geschlechtsspezifische Gewalt ein multidimensionales Thema ist und viele Formen annimmt, steht jedes Jahr ein anderes Fokusthema im Zentrum. So soll die Vielfalt von Gewaltformen und Gewaltbetroffenen sichtbar werden. Im Jahr 2023 war dieses Fokusthema psychische Gewalt.

Dafür sollten auch Geschichten von Betroffenen von psychischer Gewalt erzählt werden. In einer kleinen Gruppe half ich Videos für Instagram zu produzieren, die diese Geschichte erzählen. Dafür sammelten wir Erfahrungsberichte von unzähligen Frauen, die verschiedenste Formen von psychischer Gewalt erlebt haben. Diese unterschiedlichen Berichte vereinten wir in sechs Kurzgeschichten, die repräsentativ für dieses breite Spektrum an psychischer Gewalt standen. Die Idee war, dass sechs verschiedene Schauspielerinnen diese Geschichten vorlesen. Am Schluss sollte dann noch auf Opferberatungsstellen aufmerksam gemacht werden.

Entstanden sind dabei sechs verschiedene Videos, die alle auf Instagram veröffentlicht wurden: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen (@16tage.ch) • Instagram-Fotos und -Videos

(eli)

Idee:

Die Idee kam von einer guten Freundin, die ihr Praktikum bei FRIEDA macht und für diese Videos verantwortlich war. Ich half ihr dabei die Grundidee für die Videos für Instagram anzupassen. Es sind sehr viele Geschichten eingereicht, aber schlussendlich wurden immer Geschichten gewählt, die repräsentativ für bestimmte Aspekte von psychischer Gewalt stehen. Diese mussten dann so gekürzt werden, dass sie auch in die 1 1/2 – 3 minütigen Videos für Instagram passen. Auch mussten sie auf Französich, Italienisch und Schweizerdeutsch übersetzt werden.

Diese Geschichten sollten dann von 6 verschiedenen Schauspielerinnen vorgetragen werden. Wir entschieden uns dafür, dass sie Kleidungssücke in den Farben der Kampagne tragen sollten und direkt in die Kamera sprechen sollten. So können die Zuschauer:innen schneller eine Verbindung zu ihnen und ihrer Geschichte aufbauen.

Dreh:

Beim Dreh war uns vor allem wichtig eine angenehme und sicher Atmosphäre für die Schauspielerinnen zu schaffen. Die Geschichten sind zum Teil sehr extrem und können einem nahegehen, vor allem wenn die Schauspieler diese Geschichten immer und immer wieder vorlesen müssen und in diesen Emotionen leben müssen. Deshalb war es uns beim Dreh vor allem wichtig, eine angenehme und sichere Atmosphäre für die Schauspielerinnen zu schaffen. Deshalb planten wir immer genug Zeit für die einzelnen Drehs ein und nahmen uns vor und nach dem Dreh Zeit, um mit den Schauspielerinnen zusammenzuhocken und zu reden.

Schnitt:

Der Schnitt war auf jeden Fall die Zeitintensivste Phase des ganzen Projekts. Der technische Aspekt war eher einfach. Die grössere Herausforderung war das Durchforsten des Materials und die richtigen Takes zu finden, die die Emotionen am besten rüberbringen. Auch auf einer emotionalen Ebene war es eine Herausforderung, da ich diese Geschichten immer und immer wieder hören musste und in ihren Emotionen war. Deshalb musste ich immer wieder aktiv eine Pause machen, um einen gewissen Abstand nehmen zu können.

Learnings:

Wir hatten hauptsächlich zwei Herausforderungen beim Dreh. Die Erste war, dass viele der Schauspielerinnen dunkle Haare hatten und der Hintergrund Schwarz war. Das heisst, die Köpfe der Schauspielerinnen verschwanden im Hintergrund. Das Problem war, dass wir zu wenige Lichter hatten, um genügend Backlight zu erzeugen und sie vom Hintergrund abheben zu können. Schlussendlich halfen wir uns mit Kopftüchern und Handylichtern aus.

Das andere Problem war, dass wir eine Schauspielerin mit einer dünkleren Hautfarbe hatten. Mit den bisherigen Licht – und Kameraeinstellungen wäre ihre Haut schnell überbeleuchtet gewesen und hätte sehr geglänzt. Dafür hätten wir einen Diffusor gebraucht. Dazu kam auch noch, dass eine der Kameras das Bild völlig überbeleuchtete. Dadurch dauerte der ganze Aufbau viel länger als erwartet. Schlussendlich brachten wir die Lichter näher an die Schauspielerin heran und gingen mit der Helligkeit runter. Dadurch gleichte sich das ganze Licht ein wenig aus.

Insgesamt wurde mir einfach wieder mal klar, wie wichtig soldide technische Grundkenntnisse sind. Durch diese Grundkenntnisse konnten wir ziemlich schnell und effizient auf die Probleme reagieren und spontante Lösungen finden. Aber natürlich hätten wir auch mehr Backup Material gebraucht, um auch wirklich abgesichert zu sein. Wir hatten leider nur das Minimum an Material dabei.

Fazit:

Im Grossen und Ganzen bin ich sehr dankbar, dass ich Teil dieser Kampagne und dieses Projekts sein konnte. Es ist ein wichtiges Thema, über das man unbedingt noch mehr reden muss. Auch glaube ich, ist es uns gelungen den Geschichten gerecht zu werden und die Emotionen rüberzubringen. Vor Allem haben wir es geschafft, das hoffe ich auf jeden Fall, dass die Schauspielerinnen nicht einfach eine Opferrolle spielen musste, sondern sie wirklich als eine vollständige Personen, denen etwas schlimmes widerfahren ist, darzustellen.