Gastsein ist gut, heimkommen ist besser Was ist Heimat?

Meine Heimat Matthias Hug

Um die Frage, was Heimat genau ist, beantworten zu können, muss man erst einmal klären, was Heimat präzise definiert ist. Ist es ein Ort, vielleicht der Ort, an dem man geboren wurde oder an dem man aufgewachsen ist? Ist es ein Gefühl, wie wenn man am ersten August im Edelweisshemd den Schweizerpsalm singt? Oder kann Heimat auch eine Person sein?

Diese hochphilosophische Frage kann ich ziemlich einfach herunterbrechen. Heimat ist, was man selbst sich darunter vorstellt. Was für mich Heimat ist, muss für dich nicht einmal ein gutes Gefühl sein. Das macht die individuelle Heimat eines jeden aus.

Wenn ich an den Begriff der Heimat denke, kommt mir zuerst eine wehende Schweizerfahne in den Sinn, gefolgt vom Matterhorn. Dann sehe ich das Haus im Kanton Aargau, in welchem ich aufgewachsen bin. Diese Werte der Schweizer Heimat wurden mir quasi in die Kinderschuhe gesteckt: wir haben als Kinder am ersten August die Bündner Höhenfeuer miterlebt, Feuerwerk abgefeuert und die Fassade mit zahlreichen grosse und kleine Fähnchen und Flaggen dekoriert.

Auf dem Papier gesehen, ist die Schweiz auch meine Heimat. Präziser noch, Muolen im Kanton St. Gallen. Blöde nur, dass ich noch nie dort war. Ich wurde im Aargau geboren, bin dort aufgewachsen und bis zum Studienbeginn war ich immer im Aargau verwurzelt. Nun bin ich nach Chur gezogen. Fühle ich mich deswegen hier fremd? Nein, auch hier fühle ich mich zu Hause, je nach Tagesform noch mehr, als ich es im Aargau je getan habe.

Zuerst dachte ich, es liegt an den Bergen. Ich bin fasziniert von der Bündner Bergwelt, habe die schönsten und stressfreiesten Wochen und Monate meiner Kindheit im Oberland verbracht, aber je länger ich darüber nachdenke, glaube ich nicht, dass die Topographie oder die Aussicht aus dem Fenster wirklich ein Gefühl von Heimat in mir auslöst. Zumal ich mich in der wunderschönen Kanadischen Natur nicht annährend zu Hause gefühlt habe - was nicht an der Sprachbarriere lag.

Viel mehr, so vermute ich, ist der Begriff Heimat bei mir ein Gefühl. Das Gefühl von Selbstverwirklichung und Akzeptanz von aussen. Wenn ich tun kann, was ich möchte und dabei Leute um mich habe, die mich unterstützen, wo sie nur können – ich das aber auch zurückgeben kann. Das ist nicht selbstverständlich und je öfters ich dieses Gefühl der Heimat oder eben des zu Hause seins erlebe, umso mehr schätze ich es auch. Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit ist es nicht üblich, dass man Leute findet, die einem so akzeptieren, wie man ist und einem dafür lieben. Das, und noch wichtiger, das auch zurückzugeben, definiert für mich selber das Wort Heimat. Aber, und das möchte ich nochmals erwähnen – es muss für niemand nur annährend dasselbe sein. Vielleicht ist gerade das Feuerwerk am Nationalfeiertag die Definition von deiner Heimat. Nur für mich ist sie das eben nicht.

In einem Satz gesagt Kyra Jetzer

Der Begriff «Heimat» ist schwieriger zu definieren als man sich denkt. Je länger ich mich mit dem Begriff auseinandersetzte, desto klarer wurde mir, wie individuell und vielseitig Heimat sein kann. Beispielsweise ist per Definition von Duden Heimat ein Land, Landesteil oder ein Ort, wo man aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt. Für einen Autor einer deutschen Zeitung ist Heimat dort bzw. das, was man vermisst, wenn man auf Reisen ist und für wieder einen anderen ist es die Stimme und der Geruch des Partners oder die Begrüssung des geliebten Haustieres, sobald man durch die Tür kommt.

Man könnte Heimat als eine Mischung aus Farben beschreiben. Keine klassische Farbmischung wie violett, welche entsteht, wenn man blau und rot mischt. Es wäre eine ganz persönliche und intime Mischung aus Farben, welche wie die Fantasie, von Mensch zu Mensch verschieden ist.

In einem Satz gesagt: Heimat ist für mich kein geografischer Ort, sondern ein Gefühl, das mich so sein lässt, wie ich bin und mich mit Menschen wohlfühlen lässt, welche mich mögen und die ich mag.