Was macht ein Rollenspiel gut?



Einleitung


Kurz zu meiner Person: Seit mittlerweile über zehn Jahren gehören Computerspiele zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen. Besonders Rollenspiele haben es mir angetan. Sie sind meiner Meinung nach die komplexesten und potenziell spannendsten Spiele, und zeichnen sich durch verschiedene Elemente aus, die wir noch näher behandeln werden.

In letzter Zeit habe ich mir häufig die Frage gestellt, was eigentlich ein Rollenspiel gut macht, oder was es haben muss, damit ich es gerne spiele. Dabei sind mir einige Merkmale aufgefallen, die immer wieder vorkommen und entscheidend für den Erfolg eines Spiels scheinen. Im kommenden Text gehe ich auf die einzelnen Merkmale etwas näher ein.

Storytelling


Jedes Rollenspiel hat eine Geschichte. Diese Geschichte wird nicht nur einfach erzählt, sondern direkt erlebt. Diese Tatsache legt relativ nahe, dass die Story ein ganz wichtiger Aspekt eines Rollenspiels ist. In meinen Augen ist sie sogar das Wichtigste überhaupt, sozusagen das Herz des Spiels. Hat man eine super Story, so ist das bereits die halbe Miete. Stimmt die Story, so ist das Kernstück bereits gelegt. Umgekehrt natürlich führt eine schlechte oder nicht vollständig durchdachte Story unweigerlich dazu, dass das Spiel an Glaubwürdigkeit und Wert verliert.

Das Ende einer Story

Bei der Story ist es insofern wichtig, dass auf die Wünsche der Spieler auch in diesem Bereich eingegangen wird.

Man muss sozusagen ein Ende anstreben, das möglichst vielen Menschen, die die Geschichte erleben, gefällt. Um ein Beispiel zu nennen, hat BioWare mit der Mass Effect-Triologie etwas erschaffen, das meiner Meinung nach eine der besten Spielserien überhaupt ist. Einziges Problem: Das Ende gefiel vielen zuvor begeisterten Fans nicht. Dies löste eine Protestwelle aus, sodass sich dann schliesslich einige findige Modder ans Werk machten und auf eigene Faust ein alternatives Ende fabrizierten. BioWare wehrte sich gegen die Proteste und erklärte, dass sie selber ihr Ende gut fänden. Ich finde es durchaus gut, dass BioWare hinter ihrer Entscheidung steht, aber in diesem Fall hätten die Entwickler sich wohl eher fragen sollen, was den Fans gefallen könnte.

Gameplay


Neben der Story ist das Gameplay ebenfalls etwas sehr Wichtiges. Die einzelnen Komponenten müssen Sinn und Spass machen. Wir gehen kurz auf ein paar dieser Elemente ein, die eigentlich alle in irgendeiner Weise miteinader zusammenhängen.

Schwierigkeitsgrad

Ein guter Schwierigkeitsgrad ist immer ein Abwägen. Ist ein Spiel zu einfach, wird es sehr schnell langweilig. Ist es zu schwer, so kann es frustrierend werden. Viele Hersteller helfen sich bei diesem Problem mit einem wählbaren Schwierigkeitsgrad. Ich finde das eigentlich eine gute Lösung, weil dann jeder auf seinem Niveau spielen kann. Andrerseits kann es aber auch interessant sein, wenn alle die gleich schwierige Herausforderung haben. Eine Musterlösung gibt es da nicht.

Balancing

Dies ist der wohl wichtigste, aber auch schwerste Punkt, wenn es ums Gameplay geht. Balancing hängt indirekt mit dem Schwierigkeitsgrad zusammen, doch hier geht es vor allem um die progressive Schwierigkeit.

Unsere Spielfigur wird ja im Verlauf des Spiels immer besser, und kann so gegen immer schwerere Gegner antreten. Dabei kann es aber passieren, dass zum Beispiel das Spiel irgendwann zu einfach wird, weil unser Charakter zu stark geworden ist und die Gegner nicht genügend mithalten. Es kann aber sogar das Gegenteil vorkommen, nämlich dass wir selber nicht mithalten können. Dies ist aber relativ selten und liegt meistens daran, dass wir unsre Ausbildung vernachlässigt haben. Ein gutes Balancing zeichnet sich dadurch aus, dass das Spiel im Verlauf immer etwa gleich schwer und damit spannend bleibt.

Scaling

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt, der auch mit dem Balancing zu tun hat, ist das Scaling. Hier habe ich schon ein Konzept angetroffen, dass in meinen Augen viel zu wenig durchdacht ist. Im Spiel Oblivion zum Beispiel ist die Situation so, dass man fast alle Gegner von Anfang an besiegen könnte. Doch sobald wir besser werden, werden auch alle Gegner automatisch wieder besser. So bleibt das Spiel zwar immer etwa gleich schwer, doch macht rein logisch kaum Sinn. Wenn ich einen schweren Gegner schon am Anfang besiegen kann, aber viel später im Spiel Probleme mit einem leichten Gegner bekomme, weil dieser mittlerweile viel stärker geworden ist, so ist das meiner Meinung nach kein ausgereiftes Konzept.

Bethesda, der Hersteller von Oblivion, hat offenbar gemerkt, dass das System verbesserungsfähig ist. In Skyrim, dem Nachfolger von Oblivion, haben sie nämlich ein Konzept erstellt, dass wiederum Sinn macht und meiner Meinung nach sogar eine ziemlich gute Lösung ist: Die Gegner selber werden nicht mehr stärker, sondern man trifft einfach auf immer stärkere Gegner. Somit macht das Ganze wiederum mehr Sinn und ist von der Herausforderung her auch in Ordnung.

Mir persönlich gefällt folgendes System immer noch am besten: Beim Start des Spiels sind bereits alle Gegner da. Die einfachen Gegner kann man schon früh besiegen, doch von den Schweren sollte man sich tunlichst fernhalten, wenn man nicht ständig seinen Spielstand laden will. Das Schöne an diesem Konzept ist, dass es gefährliche und weniger gefährliche Gebiete gibt, die am besten ungekennzeichnet sind, sodass man wirklich selber abwägen und aufpassen muss.

Grafik


Zu jedem guten Spiel gehört eine vernünftige Grafik. Dieser Punkt ist zwar wichtig, doch besonders bei neueren Spielen ist er in der Regel sehr gut umgesetzt. Ich habe wohl noch kaum ein Spiel aufgehort zu spielen, weil die Grafik zu schlecht war. Es gibt zwar durchaus schlechte Beispiele, doch ich habe das Gefühl, dass ich auf diesen Punkt grundsätzlich weniger Wert lege als viele Entwickler. Oder anders gesagt, sehe ich das Problem mit neuen Games immer häufiger darin, dass die Entwickler zu viel Wert auf eine super Grafik legen, dabei aber irgendwie das Gameplay oder gar die Story vernachlässigen. Klar, ein Spiel sollte schön aussehen, aber viel wichtiger ist immer noch, dass es spielbar ist.

Dabei braucht es gar keine super Grafik. Gothic II zum Beispiel, das 2002 erschienen ist, gehört zu meinen absoluten Lieblingsspielen. Dabei ist die Grafik aber schon sehr alt und auch nicht mit den vielen zusätzlichen Effekten versehen, die es heute alle gibt. Trotzdem ist die Grafik das, was ich schon vorher erwähnt habe: vernünftig. Sie ist sogar sehr gut, weil sie super zum Spiel passt. So einfach die Grafik aufgebaut ist, so perfekt unterstützt sie das Spielerlebnis. Da stört es mich doch nicht, wenn manche Objekte etwas klobig und nicht so detailliert sind! Wenn die Story und das Gameplay stimmen und die Grafik vernünftig ist und zum Spiel passt, dann reicht dies völlig dazu aus, dass das Spiel gut ist.

Zusammenfassung


Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein Rollenspiel drei Dinge haben muss, damit es gut ist: Eine spannende und sinnvolle Story, ein gut ausbalanciertes Gameplay und eine vernünftige Grafik.



Dabei muss die Story immer den höchsten Stellenwert beinhalten, dicht gefolgt vom Gameplay. Erst dann kommt die Grafik, die auch nicht unglaublich überwältigend sein muss, sondern es reicht, wenn sie passend ist und das Spielerlebnis unterstützt.