Was passiert, wenn du nicht mehr da bist? Eine Frage, die nicht alltäglich ist, obwohl sie unglaublich wichtig ist. Wir planen unser ganzes Leben, haben Ziele vor unseren Augen. Doch was geschieht, wenn das letzte Kapitel unseres Lebens zu Ende geschrieben wird?

Umziehen, eine neue Ausbildung beginnen, eine Reise planen, den Wocheneinkauf machen, Wäsche waschen. All diese Angelegenheiten planen wir automatisch im Voraus. Es sind Entscheidungen, welche wir tagtäglich treffen, bewusst und unbewusst. Oftmals sind es banale Entschlüsse, die wir machen und manchmal haben sie einen tiefgreifenden Einfluss auf unser Leben. Wir denken und sprechen jeden Tag über Gott und die Welt. Doch wie oft sprechen wir über den Tod? Wann sollen wir entscheiden wie unser letztes Fest, unsere Bestattung ablaufen soll? Wieso sprechen wir oft erst über unseren Tod, wenn er unmittelbar vor der Tür steht?


Die Frage ist, wieso plaudern wir nicht regelmässig und offen über den Tod? Warum ist es für die meisten Menschen ein Tabu, sich darüber zu unterhalten? Im Leben gibt es fünf prägende Phasen eines Menschen. Die Geburt, die Pubertät, das Erwachsensein und das Leben nach der Pension. In meinen jungen Jahren habe ich schon viel über diese Lebensabschnitte mit meinen Freunden diskutiert. Gute, tiefgründige Gespräche haben sich daraus entwickelt. Auch wenn ich noch 40 Jahre Zeit habe bis zu meiner Pensionierung, spreche ich jetzt schon gern darüber, was ich alles machen will. Wie ich mich darauf freue, meine Enkelkinder zu hüten, auch wenn ich noch nicht einmal eigene Kinder habe. Es ist ein schöner Gedanke, also spreche ich auch gerne über diese Zukunft.


Die Zeit bis zu meiner Pensionierung kann ich ziemlich genau berechnen. Auch wenn sich das Pensionsalter in der Schweiz noch ändern wird, werde ich mehr oder weniger in 40 Jahren pensioniert sein. Dasselbe gilt für Kindern kriegen. Klar, ich weiss jetzt noch nicht, dass ich wirklich welche bekommen werde. Aber man kann abschätzen, dass es um die 30er herum sein wird, falls es funktionieren sollte.


Doch wann werde ich sterben? Es könnte in dem Moment passieren, in welchem ich diesen Artikel verfasse, es könnte in dem Moment passieren, in welchem ich am Morgen Kaffee zubereite oder es könnte erst in 60 Jahren passieren, wenn ich mein Leben gelebt habe. Man kennt den Zeitpunkt nicht und man wird ihn auch nicht voraussehen können. Ist das der Grund, warum wir nicht offen und regelmässig darüber sprechen? Manche Menschen haben das Gefühl, wenn man über etwas spricht, zieht man es an. Also ein weiterer Grund, wieso wir dieses Thema nicht öfters an die Tagesordnung bringen. Doch bringt der Tod nur Negatives mit sich? Eine schwierige Frage. In den jungen Jahren eines Menschen ist der Tod sicher etwas, was wir vermeiden wollen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der Tod zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Erlösung sein kann, etwas Positives also. Der menschliche Körper ist nicht gemacht um die hunderter Grenze zu überschreiten. Ab einem gewissen Zeitpunkt, wenn Geist und Körper müde vom Leben sind und nicht mehr Arbeiten können, kann das Sterben eine Befreiung sein.


Während meinem Filmprojekt habe ich bei einigen Leuten das Thema Tod und Bestattung zur Sprache gebracht. Es waren Personen, mit welchen ich regelmässig in Kontakt bin, aber auch Personen, die ich zum ersten Mal getroffen habe. Es ist verblüffend wie wenig Menschen meines Alters sich Gedanken zu diesem Thema machen. Der Grund, warum sie nicht darüber reden war oft, dass der Tod noch so weit weg sei. Und trotzdem wussten die Personen oft, wo sich ihre letzte Ruhestätte befinden soll oder, dass sie kremiert werden wollen und sich keine Erdbestattung wünschen.


Was passiert nun, wenn ihr Leben doch früher zu Ende geht als geplant? Wissen ihre Angehörigen, wie ihre Abschiedszeremonie sein soll? Dies ist ein Grund, warum ich mir wünsche, dass wir mehr über unsere Bestattung sprechen. Es ist der letzte Anlass, bei welchem wir uns verabschieden können. Sollte er darum nicht so sein, wie der Verstorbene sich das wünscht? Damit man sich, ein letztes Mal nahe sein kann?


Man vergisst oft, dass der Tod uns hilft, ein Bewusstsein für unser Leben zu entwickeln. Unsere Sterblichkeit macht uns klar, dass unsere Existenz endlich ist. Ich weiss dadurch, dass ich irgendwann nicht mehr da sein werde. Ich weiss auch, dass dieser Zeitpunkt jederzeit eintreffen kann. Wenn ich dieser Tatsache jeden Tag ins Auge blicke, kann ich entweder deprimiert sein oder das Beste daraus machen. Auch wenn ein unangenehmer Tag vor mir steht weiss ich, dass es mein Letzter sein könnte. Sobald ich mir diesen Gedanken in Erinnerung rufe, wird der unangenehme Tag plötzlich erträglich. Denn man sieht schneller das Gute im Leben und nicht nur das Negative.


Der Tod und die Bestattung sind für mich aus diesen Gründen zwei wichtige Themen, welche meiner Meinung nach im Alltag untergehen. Darum habe ich mich damit auseinandergesetzt und fünf unterschiedliche Personen im Alter zwischen 20 und 83 dazu befragt. Ich wollte herausfinden, ob und wie sie über diese beide Themen sprechen.

SCHLUSS.AUS.ENDE.