Wenn sich Männer ab 50 plötzlich Frauen angeln, die alterstechnisch ihre Tochter sein könnten und sich teure Sportautos leisten, dann nennt man das umgangssprachlich die Midlife Crisis. Vergiss die Midlife Crisis aber vorerst, denn zuerst kommt die «Quarter Life Crisis» – Die Sinnkrise der Midzwanziger. In der könntest sogar du gerade stecken.
DEFINITION
Die «Quarter Life Crisis» beschriebt ein unangenehmes Phänomen, das viele Midzwanziger betrifft, die sich auf der Schwelle zum Erwachsenwerden befinden. Zukunftsängste, lähmende Selbstzweifel, Versagensängste und finanzielle Sorgen türmen sich vor einigen jungen Menschen auf, während oder nachdem sie ihre Ausbildung absolviert haben. Auch 20 % der zwischen 20 und 30-jährigen Schweizer*innen sollen sich laut der psychologischen Beratungsstelle der Universität Zürich in einer solchen Krise befinden. Interessant dabei ist, dass vor allem junge Akademiker*innen mit der Krise kämpfen würden.
IDEE
Dass junge Menschen voll mit Energie und Tatendrang sind, ist eine allgemeine Annahme. Wenn man sich jedoch die Realität ansieht, erkennt man schnell, dass des Öfteren eine gewisse Unsicherheit und Zweifel auftauchen und viele der Betroffenen unter einer richtigen Krise leiden. Dieser Beitrag soll zeigen, wie sich die Krise zeigt, was man machen kann und wie eigentlich die Wissenschaft das Thema sieht.
Symptome
Anzeichen, dass du mittendrin steckst.
1.
Zukunftsangst
Viele Studierende haben fast ihr ganzes Leben lang die Schulbank gedrückt und stehen nach dem Studium vor dem Übertritt in den Berufsalltag. «Ist das, was ich studiere oder lerne wirklich das, was ich später machen will? Was mache ich nach dem Studium überhaupt und wo finde ich einen Job, der mich glücklich macht und bei dem ich genug verdiene?» Solche Fragen können einem schon einmal Sorgen bereiten.
2.
schlechtes Selbstwertgefühl
Sich ständig mit anderen messen, sich «nicht gut genug» fühlen und sich darüber Gedanken machen, was andere wohl von einem denken. Ein niedriges Selbstwertgefühl kann zu viel Frust, aber auch zu Konflikten in der Beziehung führen.
3.
Identitätskrise
«Was sind meine Werte und Bedürfnisse? Was will ich im Leben erreichen und wer bin ich überhaupt?» Persönlichkeitsunsicherheit tritt oft dann auf, wenn junge Menschen zum ersten Mal mit der «realen Welt», dem Berufsalltag in Berührung kommen. Vielleicht wird festgestellt, dass Ideale oder Einstellungen nicht mit dem neuen Job vereinbar sind oder Bedürfnisse, die vorher oberste Priorität hatten, plötzlich nur noch zweitrangig sein können.
4.
Finanzielle Sorgen
23 und finanziell noch von den Eltern abhängig. Viele junge Menschen stresst diese Vorstellung. Doch neben dem Vollzeitstudium einen Job ausüben, um für die Semestergebühren und Materialkosten aufzukommen, ist leichter gesagt als getan. Und dann sind da noch die herbeigesehnten Sommerferien, in denen man eigentlich ans Meer fahren und den Stress des Semesters verdauen wollte.
Die Statements
Prof. Dr. Jana Nikitin
Assistenzprofessorin für Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie / Universität Basel
M.sc Ivana von Weissenfluh
Fachpsychologin für Psychotherapie FSP / Selbstständige Psychotherapeutin in Chur
Student*innen der HTW Chur
Videostatements zum Thema Quarter-Life-Crisis
Interview
In der Vergangenheit sahen sich jüngere Generationen immer schon mit abschätzigen Behauptungen der Älteren konfrontiert. Schon Sokrates liess sich um 400 v. Chr. über die Jugend aus «Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. (…)», nichts Neues also.
Doch es scheint fast so, als hätten es die Millennials, die Generation-Y, besonders schwer, sich vor herabregnender Kritik zu schützen. Selbstzentriert, faul, oberflächlich, depressiv – die Liste der Vorurteile kann mal ohne Probleme eine Weile fortsetzen.
Das Klischee Millennials seien depressiv, hält sich dabei besonders hartnäckig. Auch unter Millennials selbst. Auf Social Media werden selbstironische Memes geteilt, bei denen es um «Anxiety», «Financial Issues» und «Sleep deprivation» geht. Im Internet ist die Rede von «Quarter Life Crisis».
Gibt es die «Quarter Life Crisis» wirklich?
Wir haben bei Prof. Dr. Jana Nikitin nachgefragt. Sie doziert an der Universität Basel, im Institut für Psychologie.
Gibt es tatsächlich wissenschaftliche oder medizinische Erklärungen für dieses Phänomen?
Prof. Dr. Jana Niktin:
Mir ist keine empirische Evidenz bekannt, die eine solche Krise belegen würde. Psychologische Studien zur Entwicklung vom Wohlbefinden über die Lebensspanne haben gezeigt, dass die Lebenszufriedenheit allgemein stabil bleibt bis ins hohe Erwachsenenalter, wo sie dann abnimmt. Es ist sogar so, dass ältere Altersgruppen im Schnitt mehr negative Emotionen zeigen, als jüngere. Das liegt vermutlich an höheren beruflichen und familiären Belastungen. Die psychologische Entwicklung im Erwachsenleben ist komplex, aber es gibt keine Evidenz für ein «Loch» im jungen Erwachsenenalter.
Aber trotzdem scheint die «Quarter Life Crisis» allgegenwärtig zu sein.
Man sieht sehr viele Unterschiede zwischen den Menschen in der Entwicklung ihrer Lebenszufriedenheit. Dabei kann es durchaus auch Menschen geben, die in ihren Mitzwanzigern eine Krise erleben, vor allem, wenn sie einen wichtigen Übergang wie zum Beispiel den Einstieg ins Berufsleben erleben. Jeder wichtige Übergang kann entweder als Chance und Herausforderung, oder eben als Belastung und Überforderung erlebt werden. Es kommt darauf an, welche Persönlichkeit man hat, wie man frühere Herausforderungen gemeistert hat und wie unterstützend die soziale Umwelt ist.
Stimmt es, dass vor allem Akademiker*innen eine solche Überforderung erleben?
Vor etwa zwanzig Jahren wurde von Jeffrey Arnett der Begriff des «emerging adulthood» geprägt (was so etwas wie «das aufkommende Erwachsenenalter» bedeutet). Arnett hat in Studien an jungen Erwachsenen beobachtet, dass vor allem junge Akademiker*innen in ihren Zwanzigern sich zwar nicht mehr als Jugendliche, aber auch noch nicht als Erwachsene fühlen. Sie fühlen sich «irgendwo dazwischen». Vor allem, weil sie noch nicht die Verantwortungen des Erwachsenenlebens übernehmen und oft finanziell noch von ihren Eltern abhängig sind. Diese Phase des aufkommenden Erwachsenenalters wird tatsächlich etwas öfter bei Akademiker*innen in westlichen Gesellschaften beobachtet.
…Allerdings wird auch bei den «emerging adults» keine allgemeine Krise beobachtet.
Was begünstigt eine «emerging adulthood»-Phase?
Sie ist gekennzeichnet durch das Ausprobieren von verschiedenen Lebensentwürfen und wird einerseits durch den relativen Wohlstand unserer Gesellschaft und andererseits durch die Aufschiebung der Familiengründung ermöglicht.
Hat eine solche Krise Bezug zur später auftretenden «Midlife Crisis»?
In einer der frühesten Theorie der psychologischen Entwicklung der Lebensspanne hat Erik Erikson eine ähnliche These vertreten. In seiner Theorie war die Entwicklung eine Abfolge von Krisen, die erfolgreich bewältigt werden müssen, um zur nächsten Entwicklungsstufe zu gelangen. So würde zum Beispiel die ungelöste Krise des jungen Erwachsenenalters dem Menschen auch verunmöglichen, die Krise des mittleren Erwachsenenalters zu bewältigen. Nur liess sich weder das Krisenkonzept, noch die starre Abfolge von Entwicklungsphasen empirisch belegen. Menschen sind viel individueller in ihrer Lebensgestaltung und -bewältigung als Erikson angenommen hat. Ausserdem interagiert die Persönlichkeit des Menschen immer auch mit seiner Umwelt, so dass es unmöglich ist vorherzusagen, ob jemand, der in seinen Zwanzigern eine Krise erlebt hat, auch später eine Krise erleben wird.
Datum: Januar 2019
Interview
Es gibt also keinen wissenschaftlichen Beweis für die «Quarter Life Crisis» an sich – und das obwohl sie so allgegenwärtig zu sein scheint. Machen wir uns da nur etwas vor, ist der Begriff «Quarter Life Crisis» am Ende nur ein Trend?
Um das herauszufinden haben wir die Zielgruppe persönlich befragt: Die Generation Y, oder bessergesagt unsere Kolleginnen und Kollegen.
In den folgenden Videos erzählen Student*innen der HTW Chur anonym, ob sie schon einmal in Berührung mit einer Krise gekommen sind und ob sie Ängste/Sorgen haben.
Datum Mai 2019
Interview
Es folgt ein Mini-Podcast mit Ivana von Weissenfluh zum Thema Quarter-Life-Crisis. Sie ist Psychotherapeutin mit Schwerpunkt auf kognitive Verhaltenstherapie und integrative Therapie, wobei sie im Interview erzählt, wie sie die Quarter-Life Crisis empfindet.
FAZIT
Ivana von Weissenfluh ist ganz klar der Meinung, dass die «Quarter Life Crisis» ein gesellschaftliches Phänomen ist. Ein Phänomen der Zeit.
In kurzer Zeit hat sich für uns unwahrscheinlich viel Neues aufgetan: Studieren mit 40 ist möglich, unzählige Jobmöglichkeiten stehen einem offen, Karriere und Kinder unter einen Hut bringen kann man heutzutage auch. Aber nicht nur die riesige Auswahl an Lebensentwürfen, sondern auch die Medien, die einem ein perfektes Leben und unrealistische Ideale vorgaukeln, begünstigen eine Krise. Der ständige Vergleich setzt einem zu.
Trotz allem: Aus einer Krise kann man auch vieles lernen. Man setzt sich zum Beispiel bewusst damit auseinander, was seine eigenen Wertvorstellungen und auch Bedürfnisse sind. Was möchte ich und was möchte ich nicht? Wenn man sich dem klarer wird, dann geht man aus einer Krise stärker raus, als man hineingegangen ist und nimmt etwas wichtiges daraus mit.
Datum Mai 2019
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Date: January 2017
Client: Threads
Category: Illustration
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Date: January 2017
Client: Explore
Category: Graphic Design
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