Zu Besuch bei MMP in Bern

Seit Herbst 2014 wird der Studiengang MMP auch in Bern angeboten. Da nimmt es uns Churer natürlich wunder, wie unser innovativer Studiengang denn in der Hauptstadt so unterrichtet wird. Darum haben wir eine kleine Reise gemacht.

Ein Bericht von Meret Steiner, Marcel Eberle, Martin Lustenberger und Fabienne Saner

Der Standort

Die Anreise nach Bern gestaltet sich angenehm, egal ob von Zürich, St. Gallen, Luzern oder Basel aus. Von Chur nach Bern dauerte es zwei Stunden und 15 Minuten, umsteigen mussten wir nur einmal in Zürich. Die Fachhochschule in Bern liegt sehr zentral und ist vom Bahnhof leicht zu Fuss erreichbar. Für die etwas weniger Sportlichen unter uns hat es auch diverse Trams, welche uns direkt vor die Schule fahren. So ist man bequem innerhalb von fünf Minuten am Ziel. Die Erreichbarkeit ist also schon mal ein Punkt für Bern.

In Chur ist das alles nicht ganz so einfach. Die Busse fahren meistens nicht planmässig, sind oft zu spät und zur HTW Ringstrasse fährt nur ein Bus. Verkehrstechnisch ist es natürlich einfacher, sich in einer grossen Stadt zu bewegen - man hat viel mehr Möglichkeiten. Dafür ist in Chur alles problemlos mit dem Fahrrad erreichbar. Schliesslich sind wir ja alle sportlich genug.

Aber kulturell hat der Standort Bern einiges mehr zu bieten als Chur. Anders als bei uns, könnte man in Bern ohne Problem auch unter der Woche (und damit ist Montag bis Mittwoch gemeint) in den Ausgang. Und die kulturellen Angebote beschränken sich längst nicht nur auf Parties und Ausgang.

Das Gebäude

MMP Gebäude

Das Berner MMP-Gebäude ist nicht zu übersehen - ein blauer, eher unansehnlicher 60er-Jahre Komplex mit vielen Fenstern. Es handelt sich um ein ehemaliges Büro der UBS. Die Räume sind nur durch dünne, nicht perfekt isolierte Wände und viel Glas getrennt. Vom Gang sieht man in jedes Zimmer. Das kann ablenken, bringt aber dafür mehr Licht in die Schulzimmer. Der Komplex kann nicht unbedingt als schön beschrieben werden und erinnert vom Charme her an das B-Gebäude an der Ringstrasse in Chur. Der Unterricht der MMP - Studenten findet hauptsächlich im ersten Stockwerk statt. Nun, es sind ja derzeit auch nur 30 Schüler, da reichen drei Zimmer schon aus. Dieses Stockwerk ist bestens mit drei Aufzügen (oder natürlich auch per Treppe!) erreichbar. Toiletten hat es praktisch auf jedem Stock!! Auch hier wieder ein Punkt für Bern.

Kantine

Im selben Gebäude befinden sich neben den MMP-Studenten noch die Fachhochschüler der Pflegeberufe sowie Büros von externen Unternehmen. Das Gebäude ist also sehr belebt. Die Mensa ist ein beliebter Treffpunkt und lockt mit feinem, biologischem Essen, frisch vom Nachbars-Beck - leider nicht ganz günstig. Ein Mittagsmenü kostet etwa 13 Franken. Zudem befindet sich hier die windgeschützte Raucher-Terrasse mit wunderbarem Blick auf die Alpen und über die Dächer der Stadt. Die Mensa darf von Allen genutzt werden, allerdings gilt auch hier striktes Tupperware-Verbot. Für selbstmitgebrachtes Essen werden die Studenten in das zweite Untergeschoss verbannt, in einen fensterlosen Picknick-Raum. Ganz schön trist! Dafür geniessen die Studenten hier das Vorhandensein zahlreicher Mikrowellen! Wir finden: Fortschrittlich!

Die Studierenden

Bevor wir nach Bern reisten, haben wir mit drei Studierenden von MMP-Bern Kontakt aufgenommen. Zwei von ihnen, Anne-Kristin und Tania , besuchten das Multimedia-Festival in der Lenzerheide und lernten da unseren Marcel kennen. Die zwei Studentinnen erklärten sich sofort bereit, uns durch MMP-Bern zu führen und über den neuen Studiengang zu erzählen. Der dritte Student, Federico, versprach uns, die Technikausleihe zu zeigen, die sich angeblich im ehemaligen UBS-Tresorraum befindet.

Amüsiert durften wir feststellen, dass die angehenden Multimedia-Produzenten aus Bern sich kaum von uns Churern unterscheiden. Sie sind genauso kreativ, offen und aufgestellt. Etwas fiel allerdings sofort auf: die Berner waren überhaupt nicht kamerascheu. Für die Interviews reichte jeweils ein Anlauf und das Bild war im Kasten. Das sieht bei uns oft ganz anders aus. Woran das wohl liegen mag?

Big Bosses

Studiengangsleiter ist in Bern nicht etwa Herr Müller, nein, es ist Heiner Butz. Herr Butz hat den Studiengang in Bern mit Hilfe von Herrn Ruedi Müller und Frau Pia Hess aufgebaut.

Einfach war das nicht, da MMP-Bern sich an die Strukturen und Reglemente der Berner Fachhochschule halten muss. Das brachte viel Bürokratie mit sich. Doch auf Frau Hess war zum Glück Verlass. Mit ihr steht und fällt MMP-Bern. Sie ist die Berner Yvonne Herzig, also wissenschaftliche Mitarbeiterin. Pia Hess arbeitet 60% für MMP-Bern und steht regelmässig in Kontakt mit Lilo Hofer und Ruedi Müller. Sie leitete das Koordinationsprogramm von Beginn weg. Pia Hess erlebt die Zusammenarbeit mit der HTW Chur als sehr positiv. Sie lobt die kurzen und unkomplizierten Kommunikationsstrukturen unserer familiären Hochschule.

Der Studiengang

MMP-Bern unterscheidet sich nicht von MMP-Chur. Der Studiengang ist exakt der gleiche, lediglich die Dozenten unterscheiden sich zum Teil. Der Aufbau, die Struktur und die Fächer sind die selben wie bei uns.

Der grosse Unterschied jedoch ist, dass die meisten Major-Fächer nicht in Bern selber stattfinden werden, sondern weiterhin in Chur. Das zwingt die Berner einmal in der Woche zum Pendeln. Dafür profitieren die Berner von zwei Fächern, welche wir noch nicht hatten: Politische Kommunikation und multimediale Kommunikation im Unternehmen.

Technikausleihe

Die Frage, die uns am meisten unter den Nägeln brannte, war, wie denn die Berner Technikausleihe aussieht und ausgestattet ist. So sind wir in Chur nach knapp drei Jahren geprägt von Problemen und Unklarheiten, was die Technikausleihe betrifft.

Die Technikausleihe in Bern befindet sich im Keller des Gebäudes, jedoch nicht, wie erhofft, im ehemaligen UBS-Tresor sondern in einem normalen Nebenraum. Sie sieht eigentlich genau gleich aus wie bei uns, nur ist der Raum etwas grosszügiger (und bietet so noch mehr Platz, all die kaputten Leuchten am Boden zu stapeln). Das Material ist niegelnagelneu und logischerweise noch unverbraucht. Der sympathische Federico kümmert sich liebevoll um die Ausleihe. Ein Bussensystem für verspätete oder unvollständige Rückgaben wurde auch bereits eingeführt - Chapeau! Allerdings muss man dazu auch sagen, dass der Überblick bei derzeit nur 30 Schülern auch viel einfacher ist. Aber das wird sich spätestens bei Beginn der zweiten Berner Klasse schon mal ändern.

Feierabend

Nun ist unser Tag in Bern auch schon zu Ende. Wir sind überrascht von der positiven Energie und durften viele nette Menschen kennenlernen. MMP-Bern scheint alles in allem gut angelaufen zu sein und mehr oder weniger zu funktionieren. Nur zwei Fragen bleiben bei den Bernern noch offen: «Was macht ihr in Chur eigentlich alles und wann lernen wir euch endlich mal kennen?!»

Stimmen zu MMP in Bern

  • Es ist hier natürlich anders als in Chur, wo mich der Direktor mit «Hallo Heiner» begrüsst.

    Heiner Butz (Studiengansleiter)
  • Wir bekommen gar nichts mit von euren [Churer] Projekten und wissen auch nicht, wie eure Filme aussehen. Wir haben keine Ahnung, wie euer Unterricht ist, wir sind wirklich für uns alleine.

    Anne-Kristin (Studentin)
  • Die Infrastruktur [in Bern] ist sehr gut. Das Technische funktioniert teilweise nicht immer - zum Beispiel der Internetzugang - aber sonst lässt nichts zu wünschen übrig.

    Roman Lehmann (Dozent)
  • Die Frage war: kanibalisieren wir mit einem gleichen Studiengang in der Hauptstadt nicht das Angebot in Chur? Ich glaube nicht, denn vertraglich ist geregelt, dass Bern auf Dauer nur eine Klasse haben darf.

    Heiner Butz (Studiengangsleiter)
  • Die Kommunikationswege in Chur sind viel direkter und kürzer als an der Berner Fachhochschule.

    Pia Hess (wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Bilder

Hier sind noch weitere Impressionen von unserer Reise nach Bern.