Mehr als Worte

Ein Digezz projekt von Delia

Über das Projekt

Heute kann man niemanden mehr trauen. Vor allem nicht den Medien - sei es den klassischen oder den "sozialen". Fake-News - einst das Modewort schlechthin - sind heute allgegenwärtig. Bilder unterstützen falsche Aussagen zusätzlich. Trotz des Wissens um Fake-News verlangen wir - meist unterbewusst - von journalistischen Aufnahmen, dass wir in ihnen das Echte und Wahre sehen können. Aus diesem Grund neigt der durchschnittliche Bildbetrachter dazu, die Glaubwürdikeit von Fotos zu überschätzen. Doch welche Techniken der Bildbearbeitung benutzen die Medienschaffenden? Und warum?
Auf dieser Seite werden drei Techniken der Bildbearbeitung aufgeführt und erklärt, warum sich die Medienschaffenden diesen bedienen.
Die Beispiele für das Aufzeigen der verschiedenen Techniken wurden realisiert mit Modellaufnahmen. Um aber aufzuzeigen, welch schlimme Konsequenzen Bildbearbeitungen mit sich ziehen können, werden die Modellaufnahmen durch Aufnahmen von Medienschaffenden ergänzt.

Ausschnitt

Die Aussage eines Bildes ändert sich komplett- je nach Wahl des Bildausschnittes. Was wird weggeschnitten? Was rückt ins Zentrum?
Die Bildaussage kann zudem mit passenden Worten zum gewünschten Thema ergänzt werden.

Fritz P. Rinnhofer

«Verschweigen ist immer eine stumme Lüge.»

Ursula Dahmen's

Irakischer Soldat

Dass dem Bildausschnitt eine hohe Bedeutung zuzurechnen ist, zeigte Ursula Dahmen eindrücklich in einem Artikel von ihr im Tagesspiegel . Je nach Betrachtungsweise ändert sich die Bildaussage komplett. Somit scheint es bei der Betrachtung der linken Bildhälfte, dass der irakische Soldat von den US-Soldaten bedroht wird. Die rechte Bildhälfte zeigt aber, dass dem irakischen Soldat von den US-Soldaten geholfen wird.

Manipulation

Der Drang nach Aufhübschung, Dramatisierung, Erfindung und Fälschung ist für manche unwiderstehlich. Dazu kommt, dass die Digitalisierung das Retuschieren von Fotos massiv erleichtert hat.
Wo hört aber in der Pressefotografie die Dokumentation auf und wo beginnt die Lüge?

Udo Reiter

«Die Wahrheit liegt nur noch einen Mausklick neben der Fälschung.»

Brian Walski's

Manipuliertes Bild

Für die Los Angeles Times hat der Kriegsreporter Brian Walski zwei Bilder miteinander verschmolzen. Auf dem manipulierten Bild wirkt es, als würde ein britischer Soldat den Irakern im Krieg Anweisungen geben. Dies war jedoch in der realen Situation nicht der Fall.
Als seine Manipulation aufflog, stand er dazu. Doch eigentlich hätte Journalisten wie Brian Walski in der heutigen Zeit von Fake-News und Demokratieschwund eine immens wichtige Aufgabe: Die Klärung des Sachverhalts.

Online-Test

707 Probanden wurden von Forschern jeweils zehn Fotografien vorgelegt, davon fünf echte und fünf verfälschte. In 66% der Fälle lagen die Probanden mit der Einschätzung, ob es sich beim Bild um ein manipuliertes Bild handelt oder nicht, richtig.

Inszenierung

Das Ziel von inszenierten Bildern ist es, den Betrachter emotional zu berühren. Je nach Grad der Inszenierung kann das Bildmotiv mehr oder weniger beeinflusst werden. Folgende drei Schweregrade werden unterschieden:

  • Passive Inszenierung (geringster Inszenierungsgrad): Änderung der Motivbetrachtung durch die Variation von Betrachtungswinkeln und Belichtungszeiten.
  • Aktive Objekt-Inszenierung (mittlerer Inszenierungsgrad): Personen und Gegenstände werden geändert und durch zusätzliche Beleuchtung in Szene gesetzt.
  • Aktive Subjekt-Inszenierung (höchster Inszenierungsgrad): Den Subjekten werden Anweisungen gegeben (Beispiel "bitte lächeln").

Ansel Adams

«Ein guter Fotograf weiss, wo zu stehen.»

Hitler's

Arrangierte Bilder

Das schlimmste aller Beispiele: Die Möglichkeiten der Bildinszenierung machte sich die NS für dessen Propaganda während der Nazidiktatur zu Nutze. Alle Bilder Hitlers wurden sehr sorgfältig arrangiert um gewünschte Emotionen hervorzurufen. Wie zum Beispiel im nachfolgenden Bild, in welchem er im goldenen Schnitt zu sehen ist. Die beiden Lichtpunkte, Lampe und Stuhllehne, bilden eine Diagonale, welche Tiefe im Bild erzeugt. Die Pflanze soll für eine angenehme Atmosphäre sorgen und die Haltung Hitlers' soll Lockerheit darstellen. Das starke seitliche Streiflicht über sein Gesicht schafft Prägnanz.

Fazit

Die erwähnten Techniken können nicht vollumfänglich voneinander getrennt werden, da sie oft miteinander kombiniert eingesetzt werden.
Jede kleine Bildbearbeitung seitens der Medienschaffenden sollte jedoch nicht verteufelt werden.
Ausschlaggebend dafür, ob ein Fotograf oder ein Journalist vorsätzlich den Betrachter hinters Licht führt oder lediglich einen ästhetischen Anspruch an seinem Bild erhebt, ist das Mass.