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Alles, was du über diese uralte Tradition wissen musst

Definition Fasten

Als Fasten wird die völlige oder teilweise Enthaltung von allen oder bestimmten Nahrungsmitteln, Getränken oder Genussmittel wie Alkohol, Rauchen, Social Media usw. über einen bestimmten Zeitraum hinweg, bezeichnet.

Und was ist der Unterschied zu einer Diät?

Der Unterschied ist ganz einfach. Beim Fasten darf man alles Essen, ausser man fastet gerade. Es geht in erster Linie nicht um eine Gewichtsreduktion, sondern um eine Entgiftung des Körpers. Sobald die Glukose im Körper aufgebraucht ist, stellt der Körper beim Fasten auf die Fettverbrennung um und setzt Ketone frei. Diese dienen dann dem Gehirn und anderen Organen als Energiequellen, bis der Körper wieder Nahrung bekommt. Nicht Essen heisst also den Energiespeicher anzuzapfen.

Herkunft

Trotz Dauernahrungsangebot ist unser Körper immer noch auf die Ernährung unserer Urahne eingestellt. Diese wussten nämlich nicht, wann es das nächste Mal etwas zu beissen gibt. So wurde das frisch erlegte Wild in einmal heruntergeschlungen. Phasen der Völlerei, aber auch des Fastens waren damals völlig normal. Denn auch längere Hungerzeiten mussten ohne gesundheitliche Schäden überstanden werden.

Urmensch

Ein knurrender Magen will wohl niemand wirklich gerne ertragen. Man fühlt sich schlapp, genervt und die Konzentration schwindet. Doch nach etwa drei Tagen ohne Nahrung ändert sich diese Einstellung. Was erst in einem totalen Tief gipfelt, dreht sich von 0 auf 100. Es scheint, als ob einem plötzlich ein Licht aufgeht, man fühlt sich leicht und völlig beflügelt vom eigenen Tatendrang. Diese Euphorie trieb unsere Vorfahren nach langen Essenpausen wieder nach draussen und liess sie nicht einsam und deprimiert in ihrer Höhle verhungern. Was bei unseren Vorfahren ein überlebenswichtiger Mechanismus war, ist heutzutage als Fasten High bekannt.

Intervallfasten

Das ist "regelmässiger Verzicht auf Nahrung zu bestimmten Zeiten". Schon nach kurzer Zeit, also nach circa 14 bis 16 Stunden nach der letzten Nahrungsmittelaufnahme, beginnt der innere Reinigungsprozess im Körper. Wer einmal das Abendessen oder das Frühstück auslässt, kommt sehr schnell auf diese Anzahl von Stunden.

Dieser Reinigungsprozess ist vergleichbar mit einer körpereigenen Recyclings-Anlage. Sobald gefastet wird, sucht der Körper wiederverwendbare Bestandteile aus Proteinen und Zellorganellen und verwertet diese weiter. Dieser Selbstheilungsmechanismus kämpft auch gegen Viren und Bakterien und beugt somit Infektionen vor. Doch wer ständig zu einer offen Chipstüte greift, wird diesen natürlichen Prozess nie erlangen.

Wer nicht auf Frühstück oder Abendessen verzichten will, kann auch einen Fasten-Tag pro Woche einführen. Weitere Vorteile einer solchen Essenspause; der Blutdruck wird gesenkt, das Risiko an Demenz zu erkranken verringert sich und es hilft gegen Rheuma.

Fasten in den verschiedenen Religionen

Religiöses Fasten findet sich in fast jeder Religion wieder. Dabei wird in jeder Religion das Fasten anders ausgelegt. Intensität, Dauer und Überzeugung unterscheidet sich stark von Religion zu Religion. Nachfolgend das Fasten in den fünf Weltreligionen:

Christentum

Im Christentum beginnt die Fastenzeit mit dem Aschermittwoch und dauert dann 40 Tage bis Ostern. Diese Zeit soll die Gläubigen an Busse und Besinnung erinnern. Christen sollten auf das verzichten, was ihnen am Herzen liegt. Es geht um innere Einkehr, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das Fasten ist jedoch freiwillig. So kann zum Beispiel auch nur auf die Lieblingsschokolade, auf Fleisch oder Videogames verzichtet werden. Fasten ist nicht nur verzichten auf etwas, sondern auch für etwas Anderes, wie die Gesellschaft oder Umwelt. Wenn man sich von den eigenen Bedürfnissen befreit, schärft man somit die Sinne für Andere.

Symbol Christentum
Symbol Islam

Islam

Im Islam fasten die Muslime im Fastenmonat Ramadan. Ramadan bedeutet übersetzt „der heisse Monat“. Als eine der fünf Säulen des Islams ist der Fastenmonat für alle gläubige Muslime Pflicht. Schwangere, Alte und Kranke sind von dieser Pflicht befreit. Sie müssen die Zeit jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Kinder vor der Pubertät sind ebenfalls nicht ans Fasten gebunden. Sie werden Schritt für Schritt ans Fasten gewöhnt. Beim Ramadan wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken und Sex verzichtet. Sobald es jedoch dunkel wird, ist alles wieder erlaubt. Die Muslime nützen diese Enthaltsamkeit durch den Tag hindurch, um sich vermehrt mit ihrem Glauben auseinander zu setzen, intensiv zu beten und den Koran zu lesen. Im Anschluss ans Fasten wird das Fest des Fastenbrechen „Eid al-Fit“ gefeiert.

Judentum

Jom Kippur wird im Judentum als „Tag der Sühne“ gefeiert. Ein Neuanfang soll ermöglicht werden, indem man sich seine Vergehen vor Augen führt und Gott um Vergebung bittet. Um diese Vergebung erreichen zu können, wird vorausgesetzt, dass man sich erst mit denjenigen versöhnt, mit welchen man vorher gestritten hat. So versuchen die Juden vor dem Jom Kippur mit sich und der Welt ins Reine zu kommen. Bevor die Sonne am Vortag untergeht, wird noch einmal richtig gefeiert. Sobald die Sonne untergeht, beginnt der Fasten- und Versöhnungstag. Was habe ich falsch gemacht? Was möchte ich erreichen und wie zufrieden bin ich momentan? Solche und andere Fragen werden an diesem Festtag gestellt. Ausserdem herrscht ein strenges Arbeitsverbot. Kinder sind von der Schule freigestellt und viele traditionelle Juden tragen weiss. Neben dem Fasten wird auch auf Wasser, sowie auf Duschen, Parfüm und andere Luxusartikel verzichtet.

Symbol Judentum
Symbol Buddhismus

Buddhismus

Ob und wie im Buddhismus gefastet wird, unterscheidet sich sehr nach Land und Auslegung des Glaubens. Manche empfinden weder Völlegefühl noch einen knurrenden Magen bei der Mediation als hilfreich. Wieder Andere schwören auf eine Fastenkur. Dabei wird auf feste, nicht aber auf flüssige Nahrung verzichtet. Das ständige Wandern wird während den starken tropischen Monsunregen unterbrochen. In der dreimonatigen Regenzeit Vassa ziehen sich viele Nonnen und Mönche in ein Kloster zurück. In der Abgeschiedenheit wird vermehrt und intensiver gefastet. In der buddhistischen Lehre sollte keinem Lebewesen schaden zugefügt werden. Und da in dieser Zeit die Keimlinge auf den Feldern spriessen, wird durch den Aufenthalt in einem Kloster das Zertrampeln dieser jungen Pflanzen verhindert.

Hinduismus

Auch im Hinduismus gibt es keine einheitlichen Fastentage. Hier kann jeder selber entscheiden, wann, für wie lange und wofür gefastet wird. Einige fasten um Busse zu tun, um die Seele zu reinigen oder um für etwas zu bitten. Aber auch politisches Fasten ging mit Mahatma Gandhi um die Welt. Mit „Satyagraha“ wird versucht, die Vernunft des Gegners anzusprechen. Einerseits wird die eigene Gewaltlosigkeit, andererseits die Bereitschaft, Schmerz und Leiden auf sich zu nehmen, demonstriert.

Symbol Hinduismus

Was bringt uns das Fasten?

Ein Experiment mit Rhesusaffen zeigt folgender Effekt: Der tägliche Bedarf an Kalorien eines Affens wurden um 30% heruntergesetzt. Durch diese Kalorienrestriktion wurden sie viel älter. Denn der Stoffwechsel verlangsamte sich. Dadurch wurden weniger Sauerstoffradikale produziert. Denn diese können Proteine oder DNA schädigen und so zum Altersprozess beitragen. Diese Restriktion bedingte jedoch, dass die Rhesusaffen ihre Lust an der Fortpflanzung verloren. In Zeiten von „Nahrungsmangel“ hätte der Nachwuchs in der Natur sowieso keine Chance um zu überleben.

Auch bei Mäusen sieht man gewisse Vorteile, wenn bei der Ernährung auf Timing und Rhythmus geachtet wird. Zwei Gruppen von Mäusen wurde die selbe Anzahl an Nahrung gegeben. Der Unterschied; die eine Gruppe durfte pausenlos essen und die andere Gruppe hatte 10 Stunden Zeit, um die Nahrung zu sich zu nehmen. Die zweite Gruppe wurde im Vergleich zu der ersten dick und schafften viel weniger Runden im Laufrad. Aber auch die Cholesterin- und Blutzuckerwerte waren deutlich schlechter als die der ersten Mäuse.

Maus

Selbstversuch

Ob, wieso, wie lange und womit gefastet wird, sollte jeder für sich selber entscheiden.
Wenn auf feste Nahrung verzichtet wird, sollte mit folgenden Auswirkungen gerechnet werden:

Es gibt hunderte Angebote, Bücher und Regeln für ein „gelungenes“ Fasten. Doch wir sind alle verschieden und reagieren dementsprechend auch alle anders auf den Enthalt von was uns lieb ist. So sollte auf den eigenen Körper gehört werden. Bin ich in der psychischen und psychischen Verfassung, ein solches Experiment durchzuführen? Möchte ich eine neue Seite von mir kennenlernen, an meine Grenzen kommen und meinem Geist eine Auszeit des andauernden Überflusses gönnen? Dann steht dem Fasten nichts mehr im Wege. Gutes Gelingen!