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Story behind

Im Unterricht hat mir ein Mitstudent ein Video gezeigt, bei dem Chris Burkhard Fotos mit einer alten Kamera macht, bei welcher noch auf Eisenplatten belichtet wird. Das hat mich sehr fasziniert und da ist mir in den Sinn gekommen, dass meine Grossmutter mir noch eine alte Kamera gegeben hat. So kam es, dass ich schon bald mit der Kamera im Fotogeschäft gestanden bin. Danach habe ich einige Versuche gebraucht, bis auch alles zusammengepasst hat. Als Ziel habe ich mir gesetzt, alte Fotos von meinem Urgrossvater zu reproduzieren.

Kamera

Die Kamera ist eine Voigtländer Bessa. Sie wird um die 85 Jahre alt sein. Man bedient sie noch sehr rudimentär. Die Blende wird über einen Pfeil jüstiert, welcher die Blende vergrössert oder eben verkleinert. Die Belichtung wird über ein Rad auf die gewünschte Belichtungszahl verstellt und danach muss man ein Federchen spannen, welches die Belichtung „auflädt“.

Blende und Verschluss zum Einstellen

Über einen Auslöseschalter kann ich die Belichtung auslösen, dadurch wird eine Klappe ausgelöst, welche das „Signal“ weiterleitet bis es zwei Bänder löst, welche das Licht durchlassen. Je länger die Belichtung ist, desto grösser ist der Abstand zwischen den beiden Bändern. Das, was mich am Meisten fasziniert ist, dass die Kamera so alt ist, keine Batterien braucht und einfach funktioniert. Wenn wir Kameras aus dem Jahre 2000 nehmen, denke ich, das sie nicht mehr so gut funktioniert, da diese einfach irgedwann kaputt gehen. Die Bessa funktioniert noch hervorragend.

Dokumentation

1. Nahekommen

Ich hatte nicht viel Ahnung, wie man mit dieser Kamera fotografiert. Vom Aufrollen bis zum Rausnehmen, es war alles neu. Darum musste ich erst mal in einen Fotoladen, um einen Film zu kaufen. Im Laden hatte ich nur gefragt ob ich einen Film bekomme für diese Kamera, da ich keine Ahnung hatte, was für ein Film in diese Kamera kommt. Ich habe mich dann für einen 100 ISO Film entschieden, was sehr dunkel ist. Den Film habe ich in die Kamera getan und schon am Anfang war etwas nicht ganz gut. Die Rolle war irgendwie abgebrochen. So clever wie ich war, habe ich während dem Fotografieren die hintere Klappe geöffnet, damit ich weiterrollen konnte. Nur dumm, dass dann Licht rein kommt und der Film nicht mehr zu gebrauchen ist. Dies wurde mir nach kurzer Zeit auch bewusst und habe diesen Film gar nicht erst entwickeln lassen. Aber nur mal zum Abdrücken und Belichtung messen war es ganz oke. Darum 2. Versuch.

2. Versuch

Neuer Film neues Glück. Dieses Mal war ich sehr erleichtert als der Film in der Kamera gut gerollt hat. Mit dem Belichtungsmesser bin recht schnell zurechtgekommen, den Pfeil auf die Nadel ausrichten so ist es an diesem Punkt, wo man hinzeigt neutral ausgelichtet.

Blende und Verschluss zum Einstellen

Das Fotografieren ist eigentlich nicht so eine Hexerei. Wenn man eine digitale Kamera im manuellen Modus beherrscht, dann weiss man auch wie eine analoge Faltkamera funktioniert. Nur eine Schwierigkeit hatte ich. Der Fokus! Erstens Automatisch ist dieser Fokus noch bei weitem nicht.

Tabelle

Und zweitens, ich schaue nicht durch das Objektiv, sondern durch einen Sucher, der plus minus dein Feld anzeigt was du fotografierst. Ein Bisschen den Kopf nach rechts und du hast einen anderen Blick auf das geschehen, als wenn du nach links gehst. Und darum siehst du auch nicht, ob das Objekt so drauf ist, wie du willst Ob es scharf ist weißt du gar nicht. Ein Zitat von Susi Haas, welche später in der Dokumentation noch zum Zug kommt hat gesagt: „Man muss das Foto im Herzen spüren, dann kommt es gut“

Das Einzige das dir bei der Schärfe hilft, ist eine Tabelle auf der Rückseite der Kamera da sieht man wie man die Schärfe einstellen muss in Abhängigkeit der Blende, damit das Foto scharf ist. Des Weiteren habe ich zuerst nicht realisiert, dass das Objektiv einrasten muss, wenn es aufklappt. Denn so ist ein Bereich des Fotos unscharf.

Meinen ersten Film habe ich vom Fotogeschäft entwickeln lassen, damit ich einfach mal eine Vorstellung habe, wie das Ganze aussieht und ob man die Kamera überhaupt noch funktioniert. Im Grossen und ganzen bin ich zufrieden mit der Belichtung, aber das mit der Schärfe hat mich recht gewurmt. Darum 3. Versuch

Ein unscharfes Bild
3. Versuch

Im Zug habe ich einen alten Kollegen aus der Primarschule getroffen, ich wusste er fotografiert auch analog. Ich habe ihm von meiner Idee erzählt und dann hat er mir angeboten den Weg vom Entwickeln der Negative zu helfen und zu zeigen. Gesagt getan, ich habe wieder einen Film gekauft und schnell gefüllt. (Was eher einfach ist bei acht Fotos.) Wir haben sein Badezimmer kurzerhand in eine Dunkelkammer ummodifiert. Mit Decken die Fenster abgedunkelt und auch die Türritzen lichtdicht gemacht.

Jetzt können wir beginnen. Zuerst muss der Film auf eine Spuhle gerollt werden. Er hat mir es zuerst im hellen erklärt wie das geht. Gut, das schaffe ich - nicht. Im Dunkel ist das extrem schwer! Der Film spickt immer wieder raus. Damiano hat es zum Schluss doch noch geschafft. Jetzt könne wir mit dem eigentlichen Entwicklen beginnen. Zuerst kommt Entwickler in die Dose. Im Internet oder auf einer Tabelle kann man entnehmen wie lange der Entwickler bei diesem Film braucht. In diesem Fall waren es ca 7 Minuten. Und immer schön nach etwa 30 Sekunden die Dose wieder kehren.

Nacher schüttet man den den Entwickler weg. Am Besten in einen separaten Behälter und nicht in den Wasserkreislauf. Jetzt die Dose mit dem Film mit Wasser ausspühlen und nacher den Fixierer dazugeben und wieder die Dose kehren. Nach weiterern ca. 10 Minuten Dose kehren heisst es den Film trocken lassen. Das Problem jetzt: Er hat auch keine Möglichkeit die Negative auf ein Fotopapier zu Belichten. Dies hat dazugeführt, dass ich Andrea Badrutt, einen Fotografen in Chur gefragt habe, ob er bei sich eine Dunkelkammer hätte, oder ob er jemanden kenne, der eine Dunkelkammer besitzt. Das war ein Glückszug, denn er hat mir Susi Haas vorgeschlagen. Nach einem kurzen Telefonat hat sie mir sofort zugesagt, um mir zu helfen! Ein riesen Glück ;) Ein muss, keine Fehler mehr zu machen.

Das einzige Problem

Mit der Schärfe habe ich es bis jetzt noch nicht den Dreh raus. Mir ist es ein Rätsel wie sie früher die Schärfe abgeschätzt oder gemessen haben. Entweder muss mein Urgrossvater ein extrem gutes Abschätzungsvermögen gehabt haben oder er hat es noch gemessen. Die Personen, welche fotografiert worden sind, müssen extrem stillgehalten haben und geduldig gewesen sein. Ich kannmir nicht vorstellen, dass sie mit einem Messband die Distanz gemessen haben. Aber wir sind auch in einer anderen Zeit, da kann man sich vieles schon gar nicht mehr vostellen. Auf der rückseite der Kamera gibt es eine Tiefenschärfetabelle. Auf diese kann man sich richten, aber ob es jetzt 2 oder 2.5 Meter sind finde ich extrem schwer.

4. Versuch, hoffentlich kommt alles gut!

Nach dem Telefonat habe ich wieder Filme gekauft, damit ich mich auf die eigentliche Mission machen kann. Das Repruzieren von den alten Fotos meines Urgrossvaters.

Meine Grossmutter hat mir einige Fotos von Cham gegeben, welche mein Urgrosvater damals gemacht hat. An einem Sonntag bin ich nach Cham und habe diese Orte gesucht. Zum Glück wusste ich wo es ist, sonst wäre es sehr schwer geworden. Alles sieht extrem anders aus. Wenn ein Foto gemacht wurde, muss man den Film weiterdrehen, dies habe ich vergessen. Das Resultat, es wird eine Doubleexposure, wie man es im Photoshop auch machen kann. Ich habe den Workflow noch nicht intus. Das Weiterrollen ist neu.

Zwei Filme und 16 Fotos später bin ich fertig. Ob ich gut fotografiert habe weiss ich nicht. Und darum mache mich auf den Weg ins Labor.

Ein Beispiel von einer Doppelbelichtung, eine Katze plus ein Mensch
Im Labor

Bei Susi werde ich herzlich empfangen und schon sind wir mitten im Gespräch. Die Dunkelkammer wird durch zwei Duschvorhänge abgedichtet, die Dose ist ähnlich wie bei Damiano, nur drehen muss man nicht, dies wird von der Maschine gemacht. Der Entwickler dauert wieder ca. 7 Minuten. Als die Negative entwickelt sind, kann man die Fotos rausnehmen und schon mal kurz anschauen, es sei nicht so heikel meint Susi. Aber der Fixierer muss schon noch drauf. Darum werden sie wieder in die Dose getan und mit dem Fixierer fixiert.

Susi mit entwickeltem Film

Nach weiteren 7 Minuten müssen die Fots trocknen. "Gell, ruah hender liaber? Weisch denn chömmends viel besser!", hat mir Susi gesagt. Nachdem die Fotos getrocknet haben, konnten wir mit der Blattkopie weiterfahren. Die Blattkopie ist dazu da, damit man die Negative bereits in einer kleinen Grösse belichtet sehen kann.

Eine Blattkopie
Belichten

Man legt den ganzen Film auf ein unbelichtetes Fotopapier. Mit dem Vergrösserer belichtet man das Papier. Danach geht das belichtete Bild in den Entwickler und den Fixierer baden, damit man die Bilder aussuchen kann, welche man vergrössern will.

Ein belichtetes, nicht entwickletes Bild wird ein latentes Bild genannt. Darum muss dieses im Entwickler und Fixierer baden. Der Entwickler greift die Belichteten Bereiche des Fotos an und löst das Silber zu sichtbarem Silber, der Fixierer frisst die stellen raus bei dem der Entwickler kein Silber lösen konnte, damit auch an diesen Stellen nichts mehr belichtet werden kann.

Reproduktion
Druckerei Heller
Sinserstrasse in Cham