7 Tage vegane Ernährung

Mein Name ist Lisa und hier erfährst du alles über meinen Selbstversuch

Keine Bananenjoghurts. Für eine Woche keine Bananenjoghurts. Das war das erste, das mir durch den Kopf schoss, als ich mir ernsthaft überlegte den Selbstversuch durchzuziehen. Und darauf folgte der Gedanke: Mein Gruyère kann ich auch vergessen und heisse Schokolade sowieso. Vegane Ernährung bedeutet, keine tierische Erzeugnisse zu essen, dass heisst: Keine Milch, Eier, Gelatine geschweige denn Fleisch. Und auch wenn ich auf mein geliebtes Bananenjoghurt verzichten musste, zog ich die Woche vegane Ernährung durch.

Ich schlenderte durch den Migrosquader in Chur und achtete dabei auf vegane Produkte. Ich tippte auf die Produkte in den Regalen und flüsterte leise: «Das kann ich nicht essen. Das kann ich nicht essen...», bis ich mir blöd vorkam und mich umsah. Meine Mutter hat mir gelehrt, immer das Positive im Leben zu sehen, also sah ich mich im Laden um und achtete nun darauf, was ich essen konnte, und siehe da: Plötzlich entdeckte ich eine Fülle von Lebensmitteln. Denn eines habe ich durch meinen Selbstversuch gelernt, nämlich, dass man viel essen kann als Veganer. Gemüse, Früchte, Brote ohne Eier (und dass sind viele, ausser zum Beispiel Zopf oder Gipfeli), Nüsse, Cornflakes etc. Als ich dann ins Reformhaus von Chur ging, tat sich ein Paradies auf. So viele verschiedene Milchprodukte aus Soja, Reis oder Mandelmilch und Tofu, ganz viel Tofu. Und dann diese herrlichen Brotaufstriche. Es war ein wirkliches Paradies, nicht nur für Veganer, sondern auch für Spezialitätenliebhaber. Ich deckte mich also ein für ein Woche vegane Ernährung.

Vorurteile und Diskussionen stehen an der Tagesordnung

Während meines Selbstversuchs führte ich viele Diskussionen mit Freunden, viele wollten einfach wissen, warum ich diesen Selbstversuch machte. Diese Antwort war für mich einfach: Um über ein Thema Bescheid zu wissen, sollte man sich damit auch richtig auseinandersetzen. Ich mache mir viele Gedanken über meine Ernährung, da es ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist. Ich geniesse es, mit Freunden zusammen zu sitzen und gemeinsam zu essen. Ich esse jeher sehr bewusst, mit natürlichen Produkten aus der Region. Also wollte ich mich auch mit Veganismus auseinandersetzen. Und dabei kam zum Beispiel diese Diskussion oft auf:



«Menschen sind dazu gemacht, Fleisch zu essen, dafür haben wir doch scharfe Zähne», diesen Satz musste ich mir oft anhören. Ich stimme ihm zu, Menschen sind dafür gemacht, Fleisch zu essen. Aber was dabei oft vergessen wird, wie es dann früher wirklich war. Der Mensch jagte ein Tier, brachte es nach Hause und nahm das Tier auseinander. Man verwertete jedes Körperteil für Essen, Kleidung etc. Und dieses Fleisch reichte für die ganze Familie und wenn man nichts mehr zu essen hatte, ging der Mann wieder jagen. Das gleiche mit Eier und Milch, die man holte, wenn man die Zutaten brauchte. Doch die heutige Realität sieht anders aus. Fleisch ist kein Luxusartikel und wir produzieren Fleisch, Eier und Milch durch Massentierhaltung. Die Leidtragenden sind die Tiere.

«Ich könnte nie völlig auf tierische Produkte verzichten», dies habe ich auch oft gehört. Klar, man muss den Willen dazu haben, sich völlig vegan zu ernähren, gerade in Situationen, wo man auswärts ist, wird es als Veganer sehr schwer. Aber zu Hause ist es ganz einfach, man gewöhnt sich daran und weiss nach einer gewissen Zeit genau, was man essen kann, das habe ich bereits nach einer Woche bemerkt. Und gegen das Vorurteil «als Veganer kann man fast nichts essen» wehre ich mich strikt, denn erstens haben viele Produkte von Natur aus keine tierische Inhaltsstoffe und zweitens gibt es heute oft sehr viele Produkte, bei denen die tierischen Produkte weggelassen wurden.

Eine kritische Sicht auf vegane Ernährung

Als ich mich Coop umsah, entdeckte ich in der Fleischabteilung ein ganzes Regal voller veganer/vegetarischer Produkte. Als ich mir die ganze Sache ein wenig genauer ansah, war ich ein wenig irritiert. Es gab Schweinsplätzchen, Veggi Nuggets, also Produkte, die wie Fleisch aussahen, aber keines war. Und ich musste zweimal hinsehen bis ich bemerkte, dass diese vermeintliche Bratwurst eine Masse aus Tofu und Weizen ist, die mit schwarzer Farbe besprüht wurde, damit es aussah als sei es direkt vom Grill. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das ich es pervers finde. Warum braucht eine Veganer eine künstliche Darstellung von Fleisch? Wird der Veganer bei einer Grillade ausgestossen, wenn er nur ein Gemüsespiess mitbringt?

Genug gewettert

Aber bei meinem Selbstversuch konnte ich auch sehr positive Schlüsse ziehen. Denn was ich sehr gut finde, dass viele Produkte im Reformhaus wie zum Beispiel Brotaufstriche, Joghurt etc. auch gleich Bio war. Und da ich selbst fast immer Bioprodukte kaufe, war das ideal für mich. Ich kaufte während dieser Woche meistens frische Produkte ein und kochte. Durch den Selbstversuch musste ich mich mit meiner eigenen Ernährung auseinandersetzen und fand oft die beste Lösung darin, selbst zu kochen, weil ich dann wusste was in meinem Mahl alles enthalten war. Ich ass also sehr frisch und abwechslungsreich und das fand ich eine gute Erfahrung, die ich bestimmt so weiterführen werde.

Um zum Schluss

Die Grundidee von Veganismus finde ich sehr gut. Ich finde jeder kann etwas dagegen tun, dass unsere heutigen Tiere nicht schlecht behandelt werden. Für mich ist aber der Weg zu radikal, ich finde nicht, dass wir ganz auf tierische Produkte verzichten müssen um dem Problem entgegenzuwirken. Ich denke, wenn sich jeder einzelne Mensch darüber Gedanken machen und seinen Fleischkonsum einschränken würde, wäre ein grosser Schritt getan. Auch wichtig fände ich, dass man darauf achtet, dass die Tiere Auslaufhaltung hatten, und nicht mit Antibiotika vollgestopft werden, also von Biobauern kommen. Wenn sich jeder an diese drei Regeln halten würden, dann würden wir nicht mehr so viel Fleisch essen, was die Massentierhaltung überflüssig machen würde und die Tiere ein artgerechteres Leben führen könnten. Natürlich ist es dies für manchen viel verlangt, da wir in einer Gesellschaft leben, in der die Lebensmittel vor allem billig sein müssen. Aber vielleicht liest jemand diesen Artikel und setzt sich mit dem Gedanken Veganismus und artgerechter Tierhaltung auseinander. Und auch wenn es nur einer wäre, wäre es ein kleiner Erfolg. Mit diesem Satz verabschiede ich mich und werde mir ein Bananenjoghurt gönnen. Bio, versteht sich.

Hier meine Eindrücke